Böse Überraschung an einem Quastenflosser aus den Solnhofener Plattenkalken

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Moderator: Sönke

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Sönke
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Böse Überraschung an einem Quastenflosser aus den Solnhofener Plattenkalken

Beitrag von Sönke » Freitag 7. Juni 2019, 21:43

Betrifft:
Böse Überraschung an einem Quastenflosser aus den Solnhofener Plattenkalken, oder: Wie neue Techniken der Beleuchtung und des Fotografierens ungeahnte Beobachtungen an alten Stücken ermöglichen

Vorschau:
Das Ergänzen von Fossilien ist gängige Praxis und Art und Umfang grundsätzlich dem Eigentümer überlassen. Es gibt nur wenige Naturalisten unter den Fossiliensammlern, die Ergänzungen prinzipiell ablehnen. Die Restauration entlang von Klebenähten gehört zu vielen Präparationen im Fundzustand gebrochener Fossilien dazu, macht jedoch oft nur ein Prozent oder weniger von der Fossiloberfläche aus. Zuweilen werden auch größere Partien restauriert, was das gute Recht eines jeden Sammlers ist - manchen gefällt´s, anderen ist es schnell "too much" - Geschmackssache eben. Gerade was Wirbeltierskelette anbelangt, sind ergänzte und montierte Exemplare auch in Museen weltweit verbreitet. Zwar begegnet es auch bereits hier vereinzelter Kritik, wenn bei der Präsentation der Stücke kein Hinweis auf Art und Umfang vorgenommener Restaurationen und Rekonstruktionen erfolgt, wirklich problematisch und ggf. sogar kriminell wird es jedoch erst, bei Besitzwechseln von kunsthandwerklich bearbeiteten Fossilien durch Verkauf oder Tausch. Wird der Erwerber nicht auf umfangreiche Ergänzungen hingewiesen, begeht ein um diesen Umstand wissender Verkäufer nichts geringeres als einen Betrug, denn eine Bastelarbeit ist weniger wertvoll als ein von Natur aus nahezu perfektes Fossil. Um Fälschungen rechtzeitig auf die Spur zu kommen oder sie wenigstens nachträglich als solche entlarven zu können, hat sich das Untersuchen mithilfe von UV-Lampen bewährt. In diesem Bericht wird der Zustand eines ohne Hinweis auf Restaurationen in Tucson verkauften Quastenflossers aus den Solnhofener Plattenkalken auf Basis hochwertiger Digitalfotos unter "Normallicht", Streiflicht und UV-Licht schonungslos analysiert - man könnte im Ergebnis von einem "Spachtelflosser" sprechen. Der Bericht stellt eine wertvolle Sensibilisierung dar - für Käufer und für Verkäufer.

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Hallo zusammen,

gerade ist der Quastenflosser von Udo Resch und Bruce Lauer in See gestochen - Anlass für mich

1) allen viel Spaß beim Lesen und Anschauen zu wünschen und

2) ganz besonders, um den Autoren nochmals dafür zu danken, dass sie den "Spachtelflosser" für uns alle so genau unter die Lupe genommen haben. :thx:

Gerichtet an alle Leserinnen und Leser: Nutzt bitte dieses Forum dazu, um mit den Autoren über den Bericht zu diskutieren, wenn Ihr Fragen oder Anmerkungen habt oder in diesem Fall ebenso, wenn Ihr über Sinn und Unsinn von Ergänzungen sprechen möchtet.

Viele Grüße und schöne Pfingsten!
Sönke

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Frank
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Re: Böse Überraschung an einem Quastenflosser aus den Solnhofener Plattenkalken

Beitrag von Frank » Freitag 7. Juni 2019, 22:46

von daher, besser nur bei seriösen Händlern kaufen, guuuuuuut betrachten, Rechnung ist wichtig...
Man kann nur hoffen, das der Preis für das Stück nicht allzu hoch war, so dass nicht zu viel Geld versenkt wurde.
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Re: Böse Überraschung an einem Quastenflosser aus den Solnhofener Plattenkalken

Beitrag von Hali » Dienstag 11. Juni 2019, 17:15

Hallo

Interessanter Bericht, aber mir fehlt es an einigen technischen Details:
- Welche Art UV-Quelle wurde genutzt?
- Welche Wellenlänge/n emittierte die UV-Quelle?
- welche Intensität und Entfernung zum Objekt hatte die UV-Quelle?
- Welche Kamera wurde benutzt?
- Welche Kameraeinstellungen wurden genutzt?
- Welche Filter wurden vorgeschaltet?
- Wurden die Bilder nachbearbeitet? Und wenn ja, wie?

Das sind Fragen, die bei der UV-Analyse von Fossilien auch in paläontologischen Fachjournals meist, wenn überhaupt, nur sehr oberflächlich behandelt werden. Dabei sind sie für die Interpretation durchaus wichtig, Bsp. für chemische Aussagen, Interpretatoin von Feinstrukturen, Entdeckung von Artefakten, Überprüfung von Ergebnissen etc.

zu guter Letzt frage ich mich noch, was ist an der Technik neu? UV-Fotographie an Fossilien der Sonhofener Plattenkalke wird seit den 1920ger Jahren genutzt und weiterentwickelt.

Viele Grüße
Andreas

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mesolimulus
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Re: Böse Überraschung an einem Quastenflosser aus den Solnhofener Plattenkalken

Beitrag von mesolimulus » Freitag 14. Juni 2019, 14:28

Hallo

passend dazu ist eventuell dieses Paper:

Eklund et al. Progressive Photonics ...,2018
http://jpaleontologicaltechniques.org/p ... 20_Out.pdf

Gruß
Martin

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Freakshow
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Re: Böse Überraschung an einem Quastenflosser aus den Solnhofener Plattenkalken

Beitrag von Freakshow » Freitag 14. Juni 2019, 18:35

Danke, das erspart viel Arbeit die ganzen Indikatorquadrate zu erläutern.

Kamera Nikon D4
Iso 800
Brennweite 60mm
Mehrfeldfokus
ohne Blitz
Belichtungszeit um 1,3sec
Blendenzahl F11

Ruetzge
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Re: Böse Überraschung an einem Quastenflosser aus den Solnhofener Plattenkalken

Beitrag von Ruetzge » Donnerstag 27. Juni 2019, 11:40

Guter und aufschlussreicher Bericht, danke den Autoren!
Allerdings kann ich mir bei diesem Stück nicht vorstellen, dass ein passionierter Solnhofen Sammler auch ohne UV nicht erkennt, dass da so einiges gebastelt ist.

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Re: Böse Überraschung an einem Quastenflosser aus den Solnhofener Plattenkalken

Beitrag von Freakshow » Donnerstag 27. Juni 2019, 18:26

Das kommt sicher auf den Erfahrungsgrad an. Als ich das Stück das erste Mal gesehen hatte, noch bei Frau von Hinckeldey, habe ich es auch nicht gesehen. Und nicht jeder Sammler rennt immer mit einer UV-Lampe rum.
Im Übrigen haben wir da auch gerade aktuell ein Stück in der Bucht, dass möglischweise nicht ganz "sauber" ist. Der Kopf sieht schon komisch aus. Vor allem in Anbetracht dass er sich direkt an die dorsoventral liegenden Genitalflossen auf der Seite liegend anschließt.

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Frank
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Re: Böse Überraschung an einem Quastenflosser aus den Solnhofener Plattenkalken

Beitrag von Frank » Donnerstag 27. Juni 2019, 23:00

den da?

https://www.ebay.de/itm/Quastenflosser- ... SwDLhdC~Aa

hat auch eindeutig zwei verschiedene Platten, gut geklebt, gut gemacht, aber die mit dem Körper passt nicht zu der mit dem Kopf. Fast, aber nicht gleich. sieht man am gut geklebten und gefüllten Bruch
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