Ein Fuß am Ärmelkanal in Frankreich
Moderator: Steinkautz
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Ein Fuß am Ärmelkanal in Frankreich
Vorab möchte ich bemerken, dass ich nicht sicher bin, ob der Beitrag zum unteren oder dem mittleren Jura gehören sollte.
Mit der Familie war ich vor nunmehr 5 Jahren in Wimereux am Ärmelkanal in Frankreich. Die Steilküste von Wimereux besteht aus Kalken des unteren Jura. Ein paar schöne Exemplare habe ich auf den Weg zum nördlich gelegenen Ort Ambleteuse auflesen können - Muscheln, Schecken, Ammonitenfragmente, Bryozoen, Koralle, Brachiopoden, Seeigelabdruck. Mit etwas mehr Zeit unterwegs würde man sicherlich noch viel schönere Funde machen. Auf Fotos verzichte ich deshalb. Die Kalke gingen schließlich in Sande über, die vermutlich den Beginn des mittleren Jura markieren. Dies war etwa auf dem halben Weg nach Ambleteuse. In Ambleteuse selbst beherrschen Oberkreide-Schichten das Bild. Neben den Badegästen zeigte sich völlig unbeachtet ein Stein, der meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Für etwas ist ja ein Tunnelblick nützlich! Nach meinem Empfinden handelt es sich um Fuß-Reste eines vielleicht maximal 2 m großen Therapoden.
Möglicherweise ist dieser im "Schmemmsand" stecken geblieben. Der Rest wurde weggespült. Das Auflösen des Knochen-Kalkes hat die Form dieses Kalksandseines geprägt, welches aus der sandigen Matrix herausgewitter ist.
Wessen Fuß könnte hierzu passen?
Kann es ein Megapnosaurus-Fuß sein? Dann wäre es aber möglicherweise noch Unterer Jura?!
Eine Geologische Karte habe ich passend leider nicht gefunden.
Gruß, Ron
Mit der Familie war ich vor nunmehr 5 Jahren in Wimereux am Ärmelkanal in Frankreich. Die Steilküste von Wimereux besteht aus Kalken des unteren Jura. Ein paar schöne Exemplare habe ich auf den Weg zum nördlich gelegenen Ort Ambleteuse auflesen können - Muscheln, Schecken, Ammonitenfragmente, Bryozoen, Koralle, Brachiopoden, Seeigelabdruck. Mit etwas mehr Zeit unterwegs würde man sicherlich noch viel schönere Funde machen. Auf Fotos verzichte ich deshalb. Die Kalke gingen schließlich in Sande über, die vermutlich den Beginn des mittleren Jura markieren. Dies war etwa auf dem halben Weg nach Ambleteuse. In Ambleteuse selbst beherrschen Oberkreide-Schichten das Bild. Neben den Badegästen zeigte sich völlig unbeachtet ein Stein, der meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Für etwas ist ja ein Tunnelblick nützlich! Nach meinem Empfinden handelt es sich um Fuß-Reste eines vielleicht maximal 2 m großen Therapoden.
Möglicherweise ist dieser im "Schmemmsand" stecken geblieben. Der Rest wurde weggespült. Das Auflösen des Knochen-Kalkes hat die Form dieses Kalksandseines geprägt, welches aus der sandigen Matrix herausgewitter ist.
Wessen Fuß könnte hierzu passen?
Kann es ein Megapnosaurus-Fuß sein? Dann wäre es aber möglicherweise noch Unterer Jura?!
Eine Geologische Karte habe ich passend leider nicht gefunden.
Gruß, Ron
Re: Ein Fuß am Ärmelkanal in Frankreich
Hallo Ron,
vielen Dank für Deinen anschaulichen Bericht über eine schöne Gegend, in der ich gerade erst gewesen bin.
Was Deinen Fuß anbelangt so handelt es sich bei ihm meiner Meinung nach um ein schönes Pseudofossil.
Viele Grüße, Nina
vielen Dank für Deinen anschaulichen Bericht über eine schöne Gegend, in der ich gerade erst gewesen bin.
Was Deinen Fuß anbelangt so handelt es sich bei ihm meiner Meinung nach um ein schönes Pseudofossil.
Viele Grüße, Nina
- Infulaster
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Re: Ein Fuß am Ärmelkanal in Frankreich
Jau. Definitiv kein Terapodenfuß. Durch Erosion geformter Stein. Tut mir leid.
Gruss Olli
Gruss Olli
Re: Ein Fuß am Ärmelkanal in Frankreich
Hallo Ron,
Bei Wimereux und Boulogne stehen Kimmeridge und Portland an;
also Malm / Oberer Jura.
Und zwischen Cap Gris Nez und Ambleteuse kommen an der Kuste auch nur Jura-Ablagerungen vor; keine Kreide.
MfG, Tom
Zuletzt geändert von Spongebob am Sonntag 2. September 2018, 22:39, insgesamt 1-mal geändert.
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- Frank
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Re: Ein Fuß am Ärmelkanal in Frankreich
ein echt cooler Fund, wenn auch wohl wirklich leider kein Fußabdruck
ich würde ihn in die Rubrik Pseudofossilien umstellen, dort wäre er ein würdiges Mitglied
Anmerkung von Sönke: Gute Idee! Habe ich gemacht. Gruß Sönke
ich würde ihn in die Rubrik Pseudofossilien umstellen, dort wäre er ein würdiges Mitglied
Anmerkung von Sönke: Gute Idee! Habe ich gemacht. Gruß Sönke
"Hoffentlich unterläuft dem Irrtum ein Fehler. Dann kommt alles von selbst in Ordnung"
(Stanislav Jercy Lec: Das große Buch der unfrisierten Gedanken)
Du bist nicht für das Universum verantwortlich: du bist verantwortlich für dich selbst (Arnold Bennett)
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Re: Ein Fuß am Ärmelkanal in Frankreich
Danke für die Meinungsäußerungen.
Nach erneuter Literaturrecherche bin ich auf einen Artikel zur Ingenieurgeologie des Kanaltunnels gestoßen.
Demzufolge sind zwischen Boulogne sur mer und Cap gris nes Schichten des Kimmeridge-Portland sowie Sandsteine der Wealden-Formation (Unterkreide) anstehend.
Die bröckligen - von Dünen bedeckten - Sandsteine südlich von Ambleteuse waren ganz offensichtlich die jüngsten Ablagerungen und auch ziemlich fossilfrei. Ich hatte darin nur den Fuß oder das Pseudofossil aus Kalksandstein mit Sandanlagerungen gefunden.
Die "Schichtachsen des Kalksandsteines" betragen ca. 35°. Einen ähnlichen Winkel besitzen die Therapodenabdrücke im Wealden von Münchehagen. Abgesehen von dem Größenunterschied sind schon erstaunliche Übereinstimmungen. Anstehend oder auch lose am Strand hatte ich sonst keine weiteren Kalksandsteine gefunden. Wie sedimentologisch die Kalke - insbesondere in dieser merkwürdigen Ausbildung - in die Sande gelangt sein können, ist mir noch schleierhaft.
Ich kann wohl Niemanden der bisherigen Foren-Teilnehmer davon überzeugen, dass es sich vielleicht doch um einen Therapodenfuß handelt. Vom Pseudofossil bin ich selbst aber auch bisher nicht überzeugt. Unterschiedliche Meinungen sind in der Geologie nichts Ungewöhnliches. Wie lange haben sich Murchison und Sedgewick gestritten, ob irgendwelche Schichten dem oberen Kambrium oder dem unteren Silur angehören?
Am Strand von Ambleteuse sind jede Menge flinthaltige Kalke, die offensichtlich durch die Meeresströmung an Land gekommen sind. Meines Wissens stehen selbige am Cap blanc nes an.
Hier nur ein paar Beispiele: In Wimereux ist nach meinen Erinnerungen der Kernbereich einer Sattelstruktur, in die sich ein Bachbett eingefräst hat. Im Bachbett und am Strand fand ich Fossilien, die ich eigentlich eher dem unteren Lias zuordnen würde. Auch wenn Lias nicht unmittelbar an der Steilküste ansteht, sind Lias-Fossilien am Strand ja nicht auszuschließen. Ich hatte nur di falschen Schlüsse für die Steilküste geschlossen, hatte auch keine Gabelripper gefunden, die ich mit dem oberen Jura verbinde. Der Seeigelabdruck hatte mich allerdings schon etwas irritiert.
Die Fossiien, die ich dem unteren Jura zuschlagen würde, bilde ich nun doch mal ab: Die Ammonitenreste sind in einem etwas jämmerlichen Erhaltungszustand. Wenn meine Interpretationen offensichtlich falsch sind, wäre ich für Korrekturen dankbar.
Nachfolgender Ammonitenrest hatte es mir noch schwerer gemacht. Ich hatte einen Arietenrest vemutet, war jedoch angesichts des fehlenden Kiels auch nicht sicher. Für oberen Jura würde vielleicht Euaspidoceas passen?!
Nach erneuter Literaturrecherche bin ich auf einen Artikel zur Ingenieurgeologie des Kanaltunnels gestoßen.
Demzufolge sind zwischen Boulogne sur mer und Cap gris nes Schichten des Kimmeridge-Portland sowie Sandsteine der Wealden-Formation (Unterkreide) anstehend.
Die bröckligen - von Dünen bedeckten - Sandsteine südlich von Ambleteuse waren ganz offensichtlich die jüngsten Ablagerungen und auch ziemlich fossilfrei. Ich hatte darin nur den Fuß oder das Pseudofossil aus Kalksandstein mit Sandanlagerungen gefunden.
Die "Schichtachsen des Kalksandsteines" betragen ca. 35°. Einen ähnlichen Winkel besitzen die Therapodenabdrücke im Wealden von Münchehagen. Abgesehen von dem Größenunterschied sind schon erstaunliche Übereinstimmungen. Anstehend oder auch lose am Strand hatte ich sonst keine weiteren Kalksandsteine gefunden. Wie sedimentologisch die Kalke - insbesondere in dieser merkwürdigen Ausbildung - in die Sande gelangt sein können, ist mir noch schleierhaft.
Ich kann wohl Niemanden der bisherigen Foren-Teilnehmer davon überzeugen, dass es sich vielleicht doch um einen Therapodenfuß handelt. Vom Pseudofossil bin ich selbst aber auch bisher nicht überzeugt. Unterschiedliche Meinungen sind in der Geologie nichts Ungewöhnliches. Wie lange haben sich Murchison und Sedgewick gestritten, ob irgendwelche Schichten dem oberen Kambrium oder dem unteren Silur angehören?
Am Strand von Ambleteuse sind jede Menge flinthaltige Kalke, die offensichtlich durch die Meeresströmung an Land gekommen sind. Meines Wissens stehen selbige am Cap blanc nes an.
Hier nur ein paar Beispiele: In Wimereux ist nach meinen Erinnerungen der Kernbereich einer Sattelstruktur, in die sich ein Bachbett eingefräst hat. Im Bachbett und am Strand fand ich Fossilien, die ich eigentlich eher dem unteren Lias zuordnen würde. Auch wenn Lias nicht unmittelbar an der Steilküste ansteht, sind Lias-Fossilien am Strand ja nicht auszuschließen. Ich hatte nur di falschen Schlüsse für die Steilküste geschlossen, hatte auch keine Gabelripper gefunden, die ich mit dem oberen Jura verbinde. Der Seeigelabdruck hatte mich allerdings schon etwas irritiert.
Die Fossiien, die ich dem unteren Jura zuschlagen würde, bilde ich nun doch mal ab: Die Ammonitenreste sind in einem etwas jämmerlichen Erhaltungszustand. Wenn meine Interpretationen offensichtlich falsch sind, wäre ich für Korrekturen dankbar.
Nachfolgender Ammonitenrest hatte es mir noch schwerer gemacht. Ich hatte einen Arietenrest vemutet, war jedoch angesichts des fehlenden Kiels auch nicht sicher. Für oberen Jura würde vielleicht Euaspidoceas passen?!
- Sönke
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Re: Ein Fuß am Ärmelkanal in Frankreich
Hallo Ron,
sorry für meine etwas humorfreie Antwort, aber manchmal sollte man etwas längere Zeit in die Fossilsuche investieren, um etwas Brauch- und Bestimmbares zu finden, anstatt sich hinterher in einer Überinterpretation kleinster Fragmente zu ergehen. Die Anmerkung sei mir gestattet, weil sich dieses Muster jetzt doch in einigen Beiträgen wiederholt hat.
Gruß
Sönke
sorry für meine etwas humorfreie Antwort, aber manchmal sollte man etwas längere Zeit in die Fossilsuche investieren, um etwas Brauch- und Bestimmbares zu finden, anstatt sich hinterher in einer Überinterpretation kleinster Fragmente zu ergehen. Die Anmerkung sei mir gestattet, weil sich dieses Muster jetzt doch in einigen Beiträgen wiederholt hat.
Könnte das nicht auch reiner Zufall sein...Die "Schichtachsen des Kalksandsteines" betragen ca. 35°. Einen ähnlichen Winkel besitzen die Therapodenabdrücke im Wealden von Münchehagen. Abgesehen von dem Größenunterschied sind schon erstaunliche Übereinstimmungen.
Gruß
Sönke