Re: Steinkern.de Rezension: Wohin die Spuren führen

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Uwe-Michael
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Re: Steinkern.de Rezension: Wohin die Spuren führen

Beitrag von Uwe-Michael » Montag 13. Oktober 2014, 18:22

Bezieht sich auf:
http://www.steinkern.de/vermischtes/son ... ehren.html

Wohin die Spuren führen – eine notwendige Entgegnung

Zunächst hat es mich eher amüsiert, wie man ein Buch lesen und bei der Rezension so schief liegen kann. So etwas habe ich noch nie erlebt. Redet der Mann eigentlich von meinem Buch oder von einem ganz anderen? Klar, auch unsachliche Negativ- Kritik muss ein Autor selbstverständlich aushalten können. Die total unkritische „Diskussion“ von Teilnehmern, die das Buch nicht kennen, es trotzdem - gleich mitsamt dem Autor - fröhlich in die Pfanne hauen, weil sie einfach dem Rezensenten blind vertrauen, hat mich dann doch erschrocken. Also muss ich Stellung nehmen zu all den Fehlinterpretationen und Unrichtigkeiten, die die Rezension in sich versammelt.

Zunächst: Ich bin kein größenwahnsinniger Möchtegern-Welterlöser, sondern ein friedlicher Rentner nach einem langen Berufsleben als Printmedien-Redakteur und Pressereferent in Bonn und Berlin. Seit meiner Jugend beschäftige ich mich mit Fossilien, habe die Gesellschaft für Geschiebekunde (GfG) mitgegründet und mit aufgebaut, in deren Vorstand ich jahrelang tätig war und deren Zeitschrift „Geschiebekunde aktuell“ ich zusammen mit PD Dr. Schallreuter (damals Universität Hamburg) gestaltet und fünf Jahre lang als Schriftleiter geprägt habe. Außerdem bin ich Mitglied der Paläontologischen Gesellschaft. Ich habe viele Jahre die GfG-Sektion Schleswig geleitet, zahlreiche Vorträge gehalten und viele Fachartikel für Ga, Der Geschiebesammler und Fossilien verfasst sowie paläontologische Broschüren zu verschiedenen Themen. Das nur, damit die von Herrn Albert zurückgehaltenen Daten von der Rückseite des Buches nicht weiter im Netz gesucht werden müssen...

Übrigens verdiene ich nichts mit dem Buch, sondern ich zahle für den Druck eine Menge Geld, das ich nur etwa zur Hälfte wieder hereinbekomme, zumal ich sehr viele Bücher (u.a. an Herrn Albert) verschenke oder zum Freundschaftspreis weggebe. So kann die Steinkern-Community das Buch zur Bildung einer eigenen Meinung gern zum Sonderpreis von 14,50 Euro portofrei haben (sonst 18,50 Euro plus Porto bei booklooker und Ebay) unter http://www.fossilien.oyla.de. Die Werbung auf dieser Seite habe ich gerade „weggekauft“. Also: freie Bahn!

Die vielen Schräglagen der Buchbesprechung kann ich in einem kurzen Beitrag gar nicht zurechtrücken, versuche mich also kurzzufassen und gehe chronologisch vor:

1) Charles Darwins Theorie will ich nicht „völlig entkräften“, sondern zeige lediglich ihre erheblichen Schwachstellen auf, die immer deutlicher werden. Ich bemühe mich in dem Buch, die Evolutions- und die Katastrophentheorie als einander ergänzend darzustellen.

2) Ebenfalls als Versuch des Brückenschlages ist meine Untersuchung der Frage „Schöpfung/Evolution“ zu sehen. Es ist schlicht Unsinn, dass ich in meinem Buch die „Lösung im Islam“ finde („zur Rettung des Planeten“), sondern ich habe recherchiert und beschreibe am Ende des Buches, wie Christen, Juden und Muslime zur Wissenschaft im Allgemeinen und zur Evolutionstheorie im Besonderen stehen. Meine Feststellung: Religion und Naturwissenschaft widersprechen sich heute nicht mehr, die Animositäten können auf beiden Seiten ad acta gelegt werden.

3) Herr Albert vermittelt den Eindruck, es gehe in dem Buch kaum um Fossilien bzw. Spurenfossilien. Das liegt an der falschen Gewichtung, indem er herausstellt, was ihm mit größtem Vergnügen missfällt und kleinredet, was sich leider positiv darstellt. So hat er eine einzige Zeile in seinem langen Elaborat übrig für den 20seitigen „Katalog“ der kambrischen Spurenfossilien mit besten und bisher unveröffentlichten eigenen Fotos oder spannenden Bildbeiträgen von befreundeten Sammlern, alle Abbildungen ausführlich erläutert und diskutiert. Darunter sind auch äußerst rare Neufunde, die jeden Spurenspezialisten interessieren dürften. Im Internet findet man diese Fotos nicht.

4) In seinem eigenen „Gish-Galopp“ ernennt mich Albert zum Möchtegern-„Universalgelehrten“, der in jedem Fach bewandert ist und den Finger in die Wunden fataler Irrtümer legt, „die selbst Nobelpreisträgern entgangen sind“. Lieber Herr Albert, in meinem langen Leben habe ich in der Tat sehr viel Wissen zusammengetragen und mir angelesen, und zwar fachübergreifend, was eben viele andere leider nicht tun. Das Neue entsteht doch niemals aus einem einzigen Kopf. Neue Sichtweisen enststehen aus einer neuartigen Verknüpfung vorhandenen Wissens, das ich in diesem Fall zusammenfüge und interpretiere. So wird das gemacht.

5) „Überheblichkeit“ und „Süffisanz“ wird mir vorgeworfen, wobei die Themen „mehr gestreift als behandelt werden“. „Heerscharen kontemporärer ... Wissenschaftler und Philosophen werden leider erst gar nicht beachtet“. Das ist einfach unwahr. Jedes Thema wird selbstverständlich ausführlich behandelt, und die von mir zitierten Wissenschaftler sind dermaßen „kontemporär“, dass ich mit ihnen ausführlich persönlich bzw. brieflich diskutiere. Hat der Rezensent das nicht wahrgenommen? Die Originalzitate von heutigen Naturwissenschaftlern ziehen sich durchs ganze Buch, die Diskussionspartner werden teilweise in den Danksagungen erwähnt. Nicht gesehen?

6) Der Rezensent behauptet offensichtlich wider besseres Wissen, ich hätte mich vor allem der Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zugewandt und hätte offenbar keine Ahnung vom „aktuellen Forschungsstand“. Wie blind muss man sein? Meine Ausführungen basieren auf dem aktuellsten Forschungsstand bis einschließlich 2013, als das Buch fertig wurde. Beispielsweise Horodyskia, als mehrzelliges komplexes Lebewesen von einem internationalen Autorenteam nachgewiesen. Ständig sind die neuesten Originalarbeiten zitiert und im Literaturverzeichnis nachzulesen. Ich werfe anderen ja gerade vor, an alten Vorstellungen festzuhalten und aus Dogmen nicht herauszukommen, vor allem auch, was das belebte Präkambrium betrifft. Natürlich greife ich auf die Originalwerke von Darwin zurück, wenn ich mich mit seiner Lehre beschäftige. Ja, er lebte im 19. Jahrhundert und war kein „Naturwissenschaftler“ wie oft geschrieben wird, sondern Theologe. Das ist Fakt. Herrn Albert fällt dazu nur ein, das ich selbst kein Naturwissenschaftler bin. Was soll das?

7) Vom „Ignorieren des Gabavermis“ habe ich nichts geschrieben. Das ist eine Fehlinterpretation. Ich habe die Geschichte des Annelidenabdrucks beschrieben, dabei die Deutschstämmigkeit des Finders erwähnt, weil er deshalb nicht in Dänemark, sondern in meiner GfG-Sektion Schleswig als Fossiliensammler aktiv wurde und das wichtige Fossil nach Deutschland brachte, und schließlich gerügt, dass eine Gruppe von Autoren das angebotene Original zur Untersuchung, ggf. Freilegung und zum Fotografieren nicht haben wollte, sondern anhand einer schlechten Abformung zu dem endgültigen Ergebnis kam, dass es sich um das Fragment von Diplocraterion handele. Der Geologe Dr. Zdenek Gaba, Tschechien, GfG-Ehrenmitglied, beschäftigte sich dann monatelang mit dem Fossil und kam zu dem Schluss, er präferiere das Stück als Wurmabdruck. Fairerweise (im Gegensatz zur erwähnten Autorengruppe) ließ er angesichts der geringen Größe und der Abrollung des Steins andere Möglichkeiten offen. Die von mir verfasste Neubenennung ist von dem GfG-Gründer PD Dr. Schallreuter, zuletzt Universität Greifswald, auf Wissenschaftlichkeit überprüft, leicht überarbeitet und in Ga veröffentlicht worden..

8) Dass es offenbar nicht darum geht, den Leser über das Buch und seine Inhalte wahrheitsgemäß und fair-interpretativ zu unterrichten, sondern es von vornherein „in der Luft zu zerreißen“, zeigen die Behauptungen vom „chaotischen und lückenhaften“ Literaturverzeichnis und der angeblich „extrem schwachen Qualität“ der Abbildungen. Das ist nun einfach völlig falsch und eine bewusste Irreführung des Lesers. Das Literaturverzeichnis ist vollständig, normal alphabetisch nach Verfassern geordnet und dann noch einmal zur besseren Übersicht in die drei hauptsächlichen Themengebiete eingeteilt. Die Qualität der Fotos ist einwandfrei. Überhaupt werden bei allen Rückmeldungen die hervorragenden Farbfotos sowie die außerordentliche Druckqualität (das ganze Buch durchweg auf Glanzpapier) gelobt. Wenn von schwachen Fotos die Rede gewesen wäre, könnte man dem Rezensenten noch den Gang zum Optiker vorschlagen, aber „extrem schwach“ ist einfach unglaublich daneben!

9) Wenn ich angesehene Zeitungen und Zeitschriften zitiere, falls es zum Thema passt und die öffentliche Diskussion widerspiegelt, kann mir das doch nicht vorgehalten werden. Nicht nur die enge Gemeinde der Wissenschaftler soll das von wissenschaftlichen Erörterungen gefüllte Buch lesen können, sondern auch interessierte Laien sind als Leser erwünscht, die sich den sicherlich schwierigen Themen annähern wollen.

Zum Schluss möchte ich noch drei kompetente Meinungen zu dem Buch anfügen, zumal ich keineswegs - wie vom Rezensenten fälschlicherweise behauptet – die gesamte Paläontologenschaft angreife, sondern nur die Ewiggestrigen, die sich nicht trauen, über den Tellerrand zu schauen.

Prof. Dr. Dr. Hillmer, Hamburg, Paläontologe:
Das Buch „Wohin die Spuren führen“ von Uwe-M. Troppenz, Parchim, habe ich mit grosser Freude gelesen und mich auch über die hervorragende fotografische Dokumentation gefreut. Mit den bekannten Spurenfossilien und vielen neuen Funden ist eine sehr überzeugende Beschreibung, Diagnose und wissenschaftliche Analyse gelungen. Die Zeitschiene führt weit hinaus über die Ediacara-Fauna und gibt den Blick frei für eine Lebewelt, die vor mehr als einer Milliarde Jahren existierte und die bisher auch von renommierten Paläontologen in Frage gestellt wurde. Jeder Paläontologe sollte nun die "Fauna, die nicht sein darf" akzeptieren. Auch einige mysteriöse Fossilien werden präzise beschrieben, dokumentiert und für skeptische Forscher reproduzierbar gemacht. Sehr zu loben sind die "populärwissenschaftliche" Aufbereitung des Textes, die gründliche Recherche, und auch das Kapitel über die Darstellung der „Grenzen der Wissenschaft“. Man kann den Autor zu diesem gelungenen Werk beglückwünschen.

Prof. Dr. A. El Albani, Universität Poitiers, Entdecker der Gabonionten:
Absolument d’accord! – Vollkommen einverstanden! (Vor allem hinsichtlich der „Fauna die nicht sein darf“)

Dr. Ždenek Gába, Tschechische Republik, Geologe:
Es handelt sich um ein wertvolles, interessantes und notwendiges Buch. In der Literatur ist es, meiner Meinung nach, einzigartig. Der Text geht über die spezielle Problematik (kambrische Spuren) hinaus und kommt zu Betrachtungen über die Entwicklung des Lebens und zur Wissenschafts-Theorie. Dieses Buch studierte ich gern und mit Gewinn.

Uwe-M. Troppenz

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Re: Steinkern.de Rezension: Wohin die Spuren führen

Beitrag von Triassammler » Dienstag 14. Oktober 2014, 09:38

Sehr geehrter Herr Troppenz,

zunächst einmal möchte ich ganz aufrichtig meiner Freude Ausdruck verleihen, dass Sie einige ergänzende Einlassungen zu der Rezension geben.
Eine Rezension beinhaltet per definitionem eine persönliche Meinungsäußerung über ein Werk, in Abgrenzung zum rein inhaltlich zusammenfassenden Referat oder Abstract. Auch kann ein Werk ganz unterschiedliche Rezeptionen bei verschiedenen Lesern hervorrufen, je nach intellektuellem und persönlichem Hintergrund des Individuums. Ich hoffe, dass Sie meine Rezension in diesem Sinne auffassen.

Kurz möchte ich anmerken, Ihre biografischen Daten wurden von mir nicht "zurückgehalten", was böswilligen Vorsatz meinerseits impliziert, es ist lediglich meine Überzeugung, dass ein Werk aufgrund seiner immanenten Qualitäten für sich sprechen und nicht von der Biografie des Autors abhängig gemacht werden soll.

Kurz möchte ich, weder umfassend noch erschöpfend, auf einige Ihrer Kritikpunkte eingehen (bitte entschuldigen Sie, wenn ich Belege in Form von Internetverweisen auf Metainformationen beibringe - die meisten Leser dürften nicht über schnellen Zugriff auf die zugrunde liegende wissenschaftliche Fachliteratur verfügen, möchten dem Austausch möglicherweise aber trotzdem gerne folgen können):

Ad 1)
Uwe-Michael hat geschrieben:1) Charles Darwins Theorie will ich nicht „völlig entkräften“, sondern zeige lediglich ihre erheblichen Schwachstellen auf, die immer deutlicher werden.
Sie beziehen sich dabei bspw. auf die veraltete sog. Typostrophenlehre von Karl Beurlen und Otto Heinrich Schindewolf (http://de.wikipedia.org/wiki/Typostrophenlehre) als angeblich ernstzunehmender Alternative zur Selektionstheorie Darwins, wobei Sie sich in der Wiedergabe der Kernthese eng an die Formulierungen im Wikipedia-Eintrag anlehnen, wie mir auffällt (S. 25). In diesem Zusammenhang erwähnen Sie als eine mögliche Erklärung für die durch die Typostrophenlehre postulierte andauernde "Neuschöpfung" von Organismen die Panspermie-Hypothese von Chandra Wickramasinghe (auch vertreten durch Fred Hoyle) (S. 26). Über die erwiesene Unglaubwürdigkeit von Wickramasinghe habe ich mich bereits in der Rezension geäußert (vgl. http://www.slate.com/blogs/bad_astronom ... orite.html).
Weiters führen Sie "Lebende Fossilien" ins Feld, um aufzuzeigen, dass keineswegs zwangsläufig immer die Vorfahren neu entstandener Arten "vertilgt" werden, wie es die Evolutionstheorie vorsehe. Damit schieben Sie der Evolutionstheorie ein Postulat unter, das sie in dieser Absolutheit gar nicht enthält. Zumal das Konzept der "Lebenden Fossilien" schwammig ist, morphologische Übereinstimmungen schließen starke genetische Unterschiede und damit einen Entwicklungsverlauf nicht aus.
Und noch kurz etwas zum ebenfalls erwähnten Quastenflosser: Kein Biologe oder Paläontologe behauptet heutzutage noch ernsthaft, dieser hätte seine Flossen für den ersten Landgang benutzt, dies ist seit Jahren überholtes Wissen (http://de.wikipedia.org/wiki/Quastenflosser#Evolution).

Wie "immer deutlicher" werden dadurch welche Schwachstellen in Darwins Theorie? Zumal, wie ich auch schon anmerkte, die heutzutage angewendete Evolutionstheorie nicht "Darwins Theorie" ist, sondern eine Synthese aus Erkenntnissen mehrerer naturwissenschaftlicher Fachgebiete, für die Darwin die Grundidee und einige zentrale Postulate geliefert hat.

Ad 2) und 3): Hier möge sich tatsächlich der geneigte Leser seine eigene Meinung bilden.

Ad 4)
Uwe-Michael hat geschrieben:4) In seinem eigenen „Gish-Galopp“ ernennt mich Albert zum Möchtegern-„Universalgelehrten“, der in jedem Fach bewandert ist und den Finger in die Wunden fataler Irrtümer legt, „die selbst Nobelpreisträgern entgangen sind“. Lieber Herr Albert, in meinem langen Leben habe ich in der Tat sehr viel Wissen zusammengetragen und mir angelesen, und zwar fachübergreifend, was eben viele andere leider nicht tun. Das Neue entsteht doch niemals aus einem einzigen Kopf. Neue Sichtweisen enststehen aus einer neuartigen Verknüpfung vorhandenen Wissens, das ich in diesem Fall zusammenfüge und interpretiere. So wird das gemacht.
Dann verwundert es mich, dass Sie die haltlosen "Thesen" von Leuten wie Wickramasinghe oder Sheldrake (http://de.wikipedia.org/wiki/Rupert_Sheldrake) als vorhandenes Wissen ansehen und in das von Ihnen dargebotene Wissensgebäude integrieren. Ich erwähne diese beiden Beispiele explizit, weil sie vergleichsweise weite publizistische und wissenschaftliche Rezeption samt einem nicht unerheblichen medialen Niederschlag gefunden haben, aus deren Menge jeder Wissenssuchende leicht die Absurdität ihrer Postulate durch Argument und Gegenargument für sich ableiten kann.

Ad 5): Auch hier möge wiederum der einzelne Leser entscheiden. Sicherlich gibt es Unterschiede in der Rezeption Ihres Schreibstils, auch je nachdem, ob man zu einer der gescholtenen Berufsgruppen gehört oder nicht, und wie tief man die Themen durchdrungen hat.
Uwe-Michael hat geschrieben:Jedes Thema wird selbstverständlich ausführlich behandelt, und die von mir zitierten Wissenschaftler sind dermaßen „kontemporär“, dass ich mit ihnen ausführlich persönlich bzw. brieflich diskutiere.
Diese Aussage erscheint mir sehr absolut. Was den persönlichen bzw. schriftlichen Kontakt mit allen zitierten Wissenschaftlern angeht, verlasse ich mich einfach auf Ihr Wort. Sie können aber nicht abstreiten, dass einige der Wissenschaftler 1950 (Schindewolf, S. 25), 1812 (Cuvier, S. 31), 1871 (Helmholtz, S. 40), usw. "kontemporär" waren (dies sind nur einige Beispiele, ich habe keine vollständige Liste der Jahreszahlen niedergeschrieben). Meine persönliche Meinung als Rezensent ist es, dass solche Exkurse in die Frühgeschichte von - heute meist verworfenen oder bis zur Unkenntlichkeit modifizierten - Hypothesen zugunsten von breiteren Ausführungen über den aktuellen Stand des diesbezüglichen Wissens gerne hätten weggelassen werden können. Vor allem dort, wo sie hervorgeholt werden, um eine Alternative zu aktuellen Theorien zu konstruieren.

Ad 6)
Uwe-Michael hat geschrieben:Der Rezensent behauptet offensichtlich wider besseres Wissen, ich hätte mich vor allem der Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zugewandt und hätte offenbar keine Ahnung vom „aktuellen Forschungsstand“.
Bitte ersetzen Sie "vor allem" durch "auffällig viel [Literatur aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert]", und "keine Ahnung vom aktuellen Forschungsstand" gegen "er andererseits wichtige Erkenntnisse auf vielen Gebieten der Naturwissenschaften der letzten 10 bis 20 Jahre entweder nicht berücksichtigt oder als gerade erst gegen erheblichen Widerstand in die Wissenschaftsgemeinde eindringend darstellt". Das sind meine Formulierungen, "keine Ahnung" unterstelle ich Ihnen keineswegs. Bitte bleiben Sie am Text. Zum "aktuellen Forschungsstand" habe ich in den vorhergehenden Punkten schon ein paar Beispiele gebracht.

Ad 7): Die zugegebenermaßen recht komplexe Geschichte um Fund, Rezeption und wissenschaftliche Bearbeitung von Gabavermis liest der Leser am besten selbst in Ihrem Buch nach und ergänzt mit den im Literaturverzeichnis aufgeführten entsprechenden Publikationen von HOFFMANN et al.

Ad 8): Das Literaturverzeichnis ist in sich thematisch aufgetrennnt - innerhalb der Themenblöcke zwar alphabetisch nach Autorennamen sortiert, aber schnelle Referenz ist etwas anderes, wenn der Leser erst überlegen muss, zu welchem Themenblock das gerade gelesene Zitat gehört. So finde ich bspw. 'Hoyle & Wickramasinghe (1981)' über biochemische Systeme und die Evolutionstheorie nicht im Themenverzeichnis "Geologie, Paläontologie, Biologie", dafür bei "Astronomie/Kosmologie, Physik, Wissenschaftskritik". Eine Liste nicht referenzierter Zitate habe ich nicht geführt (im Rückblick bedauere ich das aus Gründen der Belegbarkeit, aber ich war als Rezensent tätig, nicht als Lektor).
Uwe-Michael hat geschrieben:Die Qualität der Fotos ist einwandfrei.
S. 13 oben, S. 15, S. 17 unten, S. 21, S. 26, S. 29, usw.: Die Fotos sind fast sämtlich pixelig, mit Artefakten hoher Bildkompressionsraten durchsetzt, teils überkontrastiert und, soweit im Text auf Details der abgebildeten Stücke Bezug genommen wird, kaum bis nicht dazu geeignet, irgend etwas zu sehen. Dies wurde mir gegenüber von mehreren Lesern des Buchs ebenfalls beklagt. Das Urheberrecht hindert mich daran, hier entsprechende Beispiele zu zeigen.

Ad 9)
Uwe-Michael hat geschrieben:9) Wenn ich angesehene Zeitungen und Zeitschriften zitiere, falls es zum Thema passt und die öffentliche Diskussion widerspiegelt, kann mir das doch nicht vorgehalten werden.
Das Ansehen von "Welt der Wunder" beschränkt sich auf einen wohl eher kleinen Kreis. Was ich bemängelte war nicht die Reflektion irgendwelcher "öffentlicher Diskussionen" in diesen Magazinen, sondern dass sie als Quellen für wissenschaftliche Aussagen angegeben werden.
Uwe-Michael hat geschrieben:Zum Schluss möchte ich noch drei kompetente Meinungen zu dem Buch anfügen
Gibt es außer diesen wohlwollenden Placets auch echte Rezensionen, die sich inhaltlich mit dem Buch auseinander setzen? Wenn ja, wo sind diese erschienen? Von Herrn Dr. Gába und Herrn Dr. Hillmer kann ich mir bspw. nicht vorstellen, dass sie sich rundweg Ihrer Sichtweise auf die Evolutionstheorie oder den Katastrophismus anschließen.


Abschließend möchte ich sagen, dass es nicht mein Wunsch ist, mit Ihnen jetzt und in diesem Forum in einen "Schlagabtausch" einzutreten , das würde den Rahmen des Forums sprengen und einen Großteil der hier versammelten Fossilieninteressierten vermutlich langweilen. Ich denke, wir beide konnten unsere Standpunkte hinreichend verdeutlichen, und potenziellen Lesern Ihres Buchs steht nun eine Fülle von Informationen von beiden Seiten zur Verfügung, aufgrund derer sie sich für oder wider eine Lektüre entscheiden können.


Mit freundlichen Grüßen,
Rainer Albert
Wir müssen wissen, wir werden wissen!
-- David Hilbert

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Uwe-Michael
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Re: Steinkern.de Rezension: Wohin die Spuren führen

Beitrag von Uwe-Michael » Dienstag 14. Oktober 2014, 20:18

Lieber Rainer,

Du erlaubst mir diese Anrede, da man sich ja im Steinkern-Forum duzt, ja? Es ist meine ehrliche Meinung, dass es erfreulich ist, wenn Du Dich so intensiv mit meinem Buch und meinen Argumenten auseinandersetzt. Ich möchte aber „schdeidel“ Recht geben, wenn er meint, man solle am besten schweigen, „wenn Euch nichts Nettes oder Produktives einfällt“. In der Tat interessiert es ja den Leser wenig, ob auf S. 29 ein von mir gescanntes Darwineum-Titelblatt leicht „pixelig“ ist oder auf S. 26 – uups – gar kein Bild existiert. Zwei unbotmäßige Wissenschaftler werden erneut erwähnt und die wundersame „Welt der Wunder“. Mit „angesehenen Zeitungen und Zeitschriften“ sind natürlich Zitate aus Welt, Spiegel, Focus, Geo, natur+kosmos gemeint – unter all den Erörterungen wissenschaftlicher Arbeiten. Was ein bißchen merkwürdig ist, lieber Rainer – sei mir bitte nicht böse -, ist die Aussage, Du möchtest gerne mal wissen, ob es echte Rezensionen gibt, und Du könntest Dir gar nicht vorstellen, dass Prof. Hillmer und Dr. Gába mir zustimmen. Dir wurden doch beide kompletten Texte vor ein paar Tagen schon über Sönke Simonsen mit einem entsprechenden Hinweis zugeleitet. Darin schreibt ja Prof. Hillmer, wie Du weißt, er habe sich lange Zeit mit dem Thema Religion/Wissenschaft beschäftigt, glaube nicht an Gott, aber man könne sich durchaus ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen. Seine frühere eigene Kritik an Darwin hat er mir übrigens als Kopie zugeschickt, jedoch erwähnt, dass er sich heute „mit Darwin versöhnt“ habe. Das ist ein Mann, der über den „Tellerrand“ schauen kann, was anderen offenbar verwehrt bleibt. Also, Rainer, begraben wir doch einfach das Kriegsbeil und lassen andere sich die Mäuler zerreißen, o.k.? Ich will mich jetzt wieder an die Arbeit machen – eine längere paläontologische Arbeit will beendet werden. Du hast sicher auch Besseres zu tun, als Dich jeden Tag mit mir zu beschäftigen, stimmt’s?

[Beitrag soweit er sich auf andere entfernte Beiträge bezog, gekürzt, Sönke Simonsen]

Es grüßt Sie
Uwe-Michael Troppenz

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Re: Steinkern.de Rezension: Wohin die Spuren führen

Beitrag von Sönke » Mittwoch 15. Oktober 2014, 18:58

Liebe Fossilienfreunde,

da die Diskussion zur auf Steinkern.de erschienenen Rezension des Buches "Wohin die Spuren" leider ausgeartet ist, wurde sie bereits gestern Abend von mir geschlossen, um weiteres Ungemach zu vermeiden. Nach nunmehr vermutlich gegebener Kenntnisnahme aller Diskussionsbeiträge durch die an der Diskussion Beteiligten, habe ich mir erlaubt bzw. es als unumgänglich angesehen, das Thema nachträglich radikal einzudampfen. Es verbleibt der vollständige Wortwechsel zwischen Autor (Uwe-M. Troppenz) und dem Rezensenten (Rainer Albert), da diese in Ihrem Wortwechsel die Form wahrten und beide das Recht haben mussten, sich zu den jeweiligen Kritikpunkten zu verhalten. Da beide den Vorschlag machten, die Diskussion auf diesem Stand beizulegen, bleibt das Thema geschlossen.
Eine Fortführung der Diskussion zwischen Autor und Rezensent würde ich nur in Form eines veröffentlichten (Email-)Schriftwechsels der beiden, deren Veröffentlichung auf Steinkern.de beide zuvor zugestimmt haben, ermöglichen.

Es kann sein, dass einzelne Randbemerkungen in den verbleibenden Beiträgen ein wenig ihres Kontextes beraubt worden sind, weil die Beiträge dazwischen entfernt wurden. Im Großen und Ganzen scheint es mir aber die beste Lösung, an dieser Stelle konsequent nur noch Rezensent und Autor zu Wort kommen zu lassen (und dies auch nur soweit der unmittelbare Bezug zum Buch gewahrt blieb). Kommentare von denjenigen, die das Buch nicht gelesen haben oder von Mitgliedern, die hier augenscheinlich nicht nur sachlich kritisieren, sondern auch nebenbei noch persönliche Rechnungen begleichen wollten, störten aus meiner Sicht nur das Bild einer ansonsten - in Anbetracht doch erheblicher Meinungsdifferenzen - durchaus sachlich geführten Diskussion. Entschuldigung an diejenigen, die sich sachlich (aber nicht inhaltlich, da ohne Kenntnis des Buches) äußerten und deren Beiträge trotzdem nun gleich mit entfernt wurden, um die Leserlichkeit der Diskussion zwischen Autor und Rezensent zu verbessern.

Auf ausdrücklichen Wunsch hin, stelle ich PDFs der vollständigen Diskussion für das private Lesen zur Verfügung. Das Angebot gilt nur bis zum 20. Oktober 2014, länger werde ich die Datei nicht vorhalten und möchte mich dann auch nicht länger mit dem Thema beschäftigen müssen. Ggf. bitte PN an mich.

Sachbezogene Kritik ist im Rahmen von Steinkern.de in Ordnung und vielleicht - mehr noch als dies - notwendig, aber personenbezogene Kritik sollte im Steinkern-Forum nur sehr zurückhaltend oder im Zweifelsfall lieber gar nicht vorgebracht werden. Jeder hat nun die Möglichkeit das Buch von Herrn Troppenz zu kaufen und zu lesen, um auf dieser Basis diese Diskussion für sich abschließend zu bewerten. Genauso gut kann jeder für sich entscheiden: Der Widerstreit der Argumente an dieser Stelle hat mir genügt und dieses Buch möchte ich nicht haben.

Ich habe mit Religion wenig am Hut, aber mal einen wohlklingenden Satz eines Philosophen (P. Sloterdijk) aus anders gelagertem Kontext aufgegriffen, den ich modifiziert denjenigen zurufen möchte, die sich hier in den Haaren lagen (den Rezensenten nehme ich hier ausdrücklich aus): statt Rechnungen im Steinkern-Forum oder auf anderer öffentlicher Bühne zu begleichen, solltet Ihr vielleicht in der einen oder anderen Angelegenheit lieber auf Gott als den universalen Gesamträcher am Ende aller Zeiten setzen. Spart zeitlebens eine Menge Ärger verglichen mit dem eigenhändigen Begleichen jeglicher offener Rechnungen. :roll:

Da ich eine inhaltliche Mitverantwortung für die Beiträge des Steinkern-Forums trage, bitte ich um Euer Verständnis, dass ich hier Einschreiten musste.

Ernstgemeinte Randbemerkung: Bewerbungsschreiben als Moderator nehme ich per PN gerne von denjenigen entgegen, die meinen, es hätte erheblich bessere Wege gegeben, diese Angelegenheit aufzudröseln. Ich würde mal sagen, je mehr Leute sich nun von mir auf den Schlips getreten fühlen, desto fairer ist diese Lösung. :conf:

Sönke

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Re: Steinkern.de Rezension: Wohin die Spuren führen

Beitrag von Sönke » Samstag 20. Dezember 2014, 00:22

Hallo zusammen,

Uwe-M. Troppenz, der Autor des Buches "Wohin die Spuren führen", hat mir jüngst einen Leserbrief von Dr. Zdenĕk Gába zum Buch mit der Bitte um Abdruck an dieser Stelle übersandt. Warum Herr Gába sich nicht selbst an mich gewandt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich komme dem Wunsch hiermit dennoch nach:


Leserbrief zur Rezension des Buches „Wohin die Spuren führen“

Ich bin mit der Berichterstattung über das Buch „Wohin die Spuren führen“ (Troppenz 2014) nicht einverstanden. Es handelt sich um ein wertvolles, interessantes und notwendiges Buch. In der Literatur ist es, meiner Meinung nach, einzigartig. Der Text geht über die spezielle Problematik (kambrische Spuren) hinaus und kommt dialektisch zu Betrachtungen über die Entwicklung des Lebens und zur Wissenschafts-Theorie. Die Kapitel und Tafel-Erläuterungen über Spuren sind mit großem Überblick geschrieben. Der Autor beschreibt und interpretiert, was bekannt und unbekannt ist, gewiss und ungewiss. Gleichzeitig bewertet er die Zugänge diverser Wissenschaftler zur Problematik und ihre Glaubwürdigkeit. Außerordentlich wertvoll sind die Fotos, die meist bisher unpubliziert sind.

Die Erwägungen über die Erkenntnis der Welt und die Theorie der Wissenschaft halte ich für gänzlich wahr und kann mich damit identifizieren. Die Wissenschaft hat recht enge Grenzen, und wissenschaftliche Erkenntnisse müssen wir immer für relativ halten. Ich kann hier die Maxime des großen Laplace unterschreiben: „Was wir wissen, ist wenig, was wir nicht wissen ist immens.“ Was die Notwendigkeit betrifft, viele andere wissenschaftliche Disziplinen zu studieren, so stimme ich damit überein. Und zwar nicht nur Physik, Chemie usw., sondern vor allem auch Logik, Physiologie, Klimatologie usw. Das ist natürlich recht schwer zu realisieren – aber Wissenschaft ist nun mal keine leichte Arbeit...

Zum Schluss: Dieses Buch studierte ich gern und mit Gewinn.

Dr. Zdenĕk Gába,
Geologe, GfG-Ehrenmitglied
Šumperk/Tschechien
Da die vorherige Diskussion an dieser Stelle bekanntlich ausgeartet war, verschließe ich den Beitrag hiermit wieder.
Wer Stellung beziehen möchte, schicke mir seine Stellungnahme bitte per Email oder privater Nachricht zwecks vorheriger redaktioneller Prüfung. Wenn diese nicht gegen die Netiquette verstößt und mit bürgerlichem Namen unterzeichnet ist (nicht mit Pseudonym), rücke ich den Beitrag dann an dieser Stelle ein, auch wenn ich es persönlich sehr begrüßen würde, wenn wir die Diskussion ruhen lassen bzw. diese ein Ende findet.

Gruß
Sönke

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