Inklusenfotografie mit Mikroskop und Kamera
Verfasst: Freitag 17. April 2020, 13:18
Hallo liebe Community,
ich möchte Euch ein paar Methoden vorstellen, wie man solide Fotos von Inklusen mit Hilfe eines Mikroskops (Endlich System) und einer Kamera anfertigt.
Zuerst einmal muss geklärt werden, ob man ein klassisches monokulares Mikroskop verwenden möchte, oder wie die meisten ein binokulares Stereo Mikroskop.
Letzteres ist kein "normales" Mikroskop, sondern besitzt im Falle des klassischen "Greenough" Typs zwei getrennte Strahlengänge, die zusammen ein dreidimensionales Bild erzeugen. Der neuere "Abbe" Typ hat im Vergleich dazu nur einen breiten Strahlengang und das dreidimensionale Bild wird mit Blenden erzeugt.
Beide Typen können einen Fototubus haben, dann nennt man sie Trinokular Stereo Mikroskop. An diesen kann man mit einem speziellen Adapter nahezu jedes Kameramodell adaptieren. Man sollte jedoch darauf achten, dass das Kameramodell eine Spiegelvorauslösung und einen vibrationsarmen Verschluss (besser einen rein elektronischen Verschluss) hat. Sehr zu empfehlen sind die Kameras Canon EOS 450D - 700D, die im Live View Modus den elektronischen Verschluss verwenden.
Falls Ihr ein Stereomikroskop kaufen möchtet, empfehle ich unbedingt eines mit Fotubus.
Auf ein Stereomikroskop ohne Fototubus lässt sich eine Kamera auf wahlweise den linken oder rechten Tubus adaptieren. Da gibt es zum einen Okularkameras, die aber selbst in teureren Modellen nur einen winzigen Chip besitzen und daher nur für einfache Fotodokumentationen geeignet sind. Ausnahmen bilden hier hochwertigste Ausführungen von Herstellern wie Zeiss für 1000€+.
Wenn das Stereomikroskop nicht gerade 100 Jahre alt ist, hat es zwei schräge Tuben. Die mechanische Belastung ist dann leider recht groß und die Kamera sollte weniger als 500g wiegen.
Die Adaption einer Kamera ist in diesem Fall allgemein aufgrund der Hebelwirkung recht schwierig, Erfahrungen habe ich damit noch keine. Am einfachsten ist es, einen Smartphoneadapter anzuschließen und mit dem Handy zu knipsen.
Ich selbst bin den eher untypischen Weg gegangen und fotografiere durch ein monokulares Mikroskop (Endlich System). Hier gibt es beim Kauf der Komponenten einige wichtige Anmerkungen, sofern man das Stacken verwenden will.
1) Es muss ein altes Mikroskop sein (Zeiss Jena oder Lomo), bei dem der Tubus nach unten wandert und der Tisch statisch bleibt.
2) Es müssen spezielle und teilweise seltene Objektive erworben werden, die (fast) auskorrigiert sind und ohne die Kompensation eines entsprechenden Okulars ein fehlerfreies Bild liefern. Diese Objektive sind allesamt Jahrzente alt und nur noch gebraucht erhältlich.
3) Die Kameraadaption kann je nach Modell sehr schwierig sein, da spezifische Adapter von Nöten sind. Ich habe das umgangen, indem ich die Okularaufnahme abgeschraubt und die Kamera einfach auf den Tubus gelegt habe. Das ganze ist zwar etwas wacklig, aber durch die mechanische Entkopplung entstehen weder durch den Verschluss, noch den Spiegelschlag Vibrationen, die das Bild unscharf machen. Das alles geht aber nur, wenn das Auflagemaß von Tubus und Kamera sehr genau übereinstimmt und vor allem absolut lichtdicht ist. Bei meinem anderen Mikroskop ging das nicht so einfach und ich musste mir was einfallen lassen.
Der Hauptunterschied zwischen der Variante mit einem Trinokular / Binokular Stereo Mikroskop und der mit einem monokularen Standardmikroskop ist Folgender:
Der Arbeitsabstand von Objektiv zu Objekt ist bei einem Bino / Trino deutlich größer und die Beleuchtung deutlich einfacher. Allerdings sinkt mit steigendem Arbeitsabstand automatisch die Auflösung, weshalb ich mich für die andere Methode entschieden habe. Ich habe mir quasi eine höhere Auflösung durch schlechtere Beleuchtungsmöglichkeiten erkauft. Ob das der bessere Weg ist, weiß ich nicht.
In nicht allzu ferner Zukunft werde ich das mit meinem Stereomikroskop testen.
Falls Ihr euch entschließt, eine entsprechende Ausrüstung zu kaufen, könnt Ihr gerne auch in diesen Thread posten und ich kann vielleicht die ein- oder andere Empfehlung aussprechen.
Hier mal eine Aufstellung der Kosten für meine Ausrüstung (das meiste gebraucht und über den Daumen gerechnet):
1x Mikroskop mit statischem Tisch 60€
5x spezielle Mikroskop Objektive ca. 200€ (hier muss man allerdings teilweise lange suchen)
2x dimmbare LED Schreibtischlampe / Leselampe mit 3000k oder 4000K 20€
1x einfache Kamera 60€ (nur Body, keine Objektive. In meinem Fall eine Olympus E-450)
1x SD Karte 10€
1x Fernauslöser 10€
1x T2 Ring 10€
1x Reinigungsmittel für Optiken und Kamerasensor: 20€ (reicht für Jahre)
1x Fotoknete 10€
Das macht zusammen etwa 400€ (eBay, eBay Kleinanzeigen). Ich habe selbst noch einiges mehr gekauft, aber das reicht für die meisten Zwecke aus. Vieles hat sich im Nachhinein als Fehlkauf herausgestellt (u.A. einige Objektive).
Mit viel Zeit, Übung und Experimentierfreude kann mit diesem Setup jeder tolle Bilder machen. Ich habe mich zuvor noch nie mit Mikroskopie oder Fotografie beschäftigt, nur viel angelesen und eben ausprobiert.
liebe Grüße,
Simon
ich möchte Euch ein paar Methoden vorstellen, wie man solide Fotos von Inklusen mit Hilfe eines Mikroskops (Endlich System) und einer Kamera anfertigt.
Zuerst einmal muss geklärt werden, ob man ein klassisches monokulares Mikroskop verwenden möchte, oder wie die meisten ein binokulares Stereo Mikroskop.
Letzteres ist kein "normales" Mikroskop, sondern besitzt im Falle des klassischen "Greenough" Typs zwei getrennte Strahlengänge, die zusammen ein dreidimensionales Bild erzeugen. Der neuere "Abbe" Typ hat im Vergleich dazu nur einen breiten Strahlengang und das dreidimensionale Bild wird mit Blenden erzeugt.
Beide Typen können einen Fototubus haben, dann nennt man sie Trinokular Stereo Mikroskop. An diesen kann man mit einem speziellen Adapter nahezu jedes Kameramodell adaptieren. Man sollte jedoch darauf achten, dass das Kameramodell eine Spiegelvorauslösung und einen vibrationsarmen Verschluss (besser einen rein elektronischen Verschluss) hat. Sehr zu empfehlen sind die Kameras Canon EOS 450D - 700D, die im Live View Modus den elektronischen Verschluss verwenden.
Falls Ihr ein Stereomikroskop kaufen möchtet, empfehle ich unbedingt eines mit Fotubus.
Auf ein Stereomikroskop ohne Fototubus lässt sich eine Kamera auf wahlweise den linken oder rechten Tubus adaptieren. Da gibt es zum einen Okularkameras, die aber selbst in teureren Modellen nur einen winzigen Chip besitzen und daher nur für einfache Fotodokumentationen geeignet sind. Ausnahmen bilden hier hochwertigste Ausführungen von Herstellern wie Zeiss für 1000€+.
Wenn das Stereomikroskop nicht gerade 100 Jahre alt ist, hat es zwei schräge Tuben. Die mechanische Belastung ist dann leider recht groß und die Kamera sollte weniger als 500g wiegen.
Die Adaption einer Kamera ist in diesem Fall allgemein aufgrund der Hebelwirkung recht schwierig, Erfahrungen habe ich damit noch keine. Am einfachsten ist es, einen Smartphoneadapter anzuschließen und mit dem Handy zu knipsen.
Ich selbst bin den eher untypischen Weg gegangen und fotografiere durch ein monokulares Mikroskop (Endlich System). Hier gibt es beim Kauf der Komponenten einige wichtige Anmerkungen, sofern man das Stacken verwenden will.
1) Es muss ein altes Mikroskop sein (Zeiss Jena oder Lomo), bei dem der Tubus nach unten wandert und der Tisch statisch bleibt.
2) Es müssen spezielle und teilweise seltene Objektive erworben werden, die (fast) auskorrigiert sind und ohne die Kompensation eines entsprechenden Okulars ein fehlerfreies Bild liefern. Diese Objektive sind allesamt Jahrzente alt und nur noch gebraucht erhältlich.
3) Die Kameraadaption kann je nach Modell sehr schwierig sein, da spezifische Adapter von Nöten sind. Ich habe das umgangen, indem ich die Okularaufnahme abgeschraubt und die Kamera einfach auf den Tubus gelegt habe. Das ganze ist zwar etwas wacklig, aber durch die mechanische Entkopplung entstehen weder durch den Verschluss, noch den Spiegelschlag Vibrationen, die das Bild unscharf machen. Das alles geht aber nur, wenn das Auflagemaß von Tubus und Kamera sehr genau übereinstimmt und vor allem absolut lichtdicht ist. Bei meinem anderen Mikroskop ging das nicht so einfach und ich musste mir was einfallen lassen.
Der Hauptunterschied zwischen der Variante mit einem Trinokular / Binokular Stereo Mikroskop und der mit einem monokularen Standardmikroskop ist Folgender:
Der Arbeitsabstand von Objektiv zu Objekt ist bei einem Bino / Trino deutlich größer und die Beleuchtung deutlich einfacher. Allerdings sinkt mit steigendem Arbeitsabstand automatisch die Auflösung, weshalb ich mich für die andere Methode entschieden habe. Ich habe mir quasi eine höhere Auflösung durch schlechtere Beleuchtungsmöglichkeiten erkauft. Ob das der bessere Weg ist, weiß ich nicht.
In nicht allzu ferner Zukunft werde ich das mit meinem Stereomikroskop testen.
Falls Ihr euch entschließt, eine entsprechende Ausrüstung zu kaufen, könnt Ihr gerne auch in diesen Thread posten und ich kann vielleicht die ein- oder andere Empfehlung aussprechen.
Hier mal eine Aufstellung der Kosten für meine Ausrüstung (das meiste gebraucht und über den Daumen gerechnet):
1x Mikroskop mit statischem Tisch 60€
5x spezielle Mikroskop Objektive ca. 200€ (hier muss man allerdings teilweise lange suchen)
2x dimmbare LED Schreibtischlampe / Leselampe mit 3000k oder 4000K 20€
1x einfache Kamera 60€ (nur Body, keine Objektive. In meinem Fall eine Olympus E-450)
1x SD Karte 10€
1x Fernauslöser 10€
1x T2 Ring 10€
1x Reinigungsmittel für Optiken und Kamerasensor: 20€ (reicht für Jahre)
1x Fotoknete 10€
Das macht zusammen etwa 400€ (eBay, eBay Kleinanzeigen). Ich habe selbst noch einiges mehr gekauft, aber das reicht für die meisten Zwecke aus. Vieles hat sich im Nachhinein als Fehlkauf herausgestellt (u.A. einige Objektive).
Mit viel Zeit, Übung und Experimentierfreude kann mit diesem Setup jeder tolle Bilder machen. Ich habe mich zuvor noch nie mit Mikroskopie oder Fotografie beschäftigt, nur viel angelesen und eben ausprobiert.
liebe Grüße,
Simon