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Araneae (Webspinnen) im Baltischen Bernstein

Verfasst: Samstag 4. Februar 2012, 15:30
von boborit
Hier möchte ich euch eine bedauernswerte Springspinne (Salticidae) vorstellen, die vor gut 45 Millionen Jahren auf der Jagd nach Beute auf eine klebrige Harzschicht sprang, teilweise darin einsank und anschließend von einem weiteren Harzfluss komplett umhüllt wurde.

Springspinnen verfügen zwar über Spinnendrüsen, gehören somit zu den Webspinnen. Sie bauen aber keine Netzte sondern jagen springend, mit einem Spinnenseil zur Absicherung des Sprunges, andere Insekten.
Bemerkenswert sind die scheinwerfermäßig angeordneten Augen, die der Springspinne eine komplette Rundumsicht garantieren.

Verfasst: Samstag 4. Februar 2012, 16:12
von Vertesich0
Wow
super. Eine echt toller Fund!!

Gr.
Markus

Verfasst: Freitag 10. Februar 2012, 11:33
von ML
Hallo,

ein paar Spinnen hätt ich auch noch.... :) Und auch Spinnfäden, die sich ebenso wie ihre Erzeuger im Bernstein erhalten können.

Schöne Grüße

Michael

Verfasst: Freitag 10. Februar 2012, 16:36
von boborit
Hallo Michael,

danke für deine Foto-Beiträge!
Das selbstgemachte Spinnenfoto ist ja schon ganz brauchbar!
Mit welcher Kamera/Mikroskop hast du das Bild gemacht?
Es fehlt hier nur an Schärfe und Auflösung.
Wenn du mit Mikroskop fotografierst, solltest du die Kamera im "Weissabgleich" auf Halogen schalten (wenn du bei Kunstlicht die Bilder machst). Über das Mikroskop dann in das Okular reinzoomen (mit der Einstellung der Kamera). Ist die Oberfläche des Steines schön plan und poliert wird sich der Fixpunkt auf die Inkluse einstellen. Dann noch ein wenig nachgearbeitet am PC - fertig ist das optimale Inklusenfoto :D
Bitte weiter so, dass wird!

Verfasst: Donnerstag 1. März 2012, 20:17
von ML
Hallo Michael,

das Foto wurde mit einer älteren Digitalkamera und einem Makroobjektiv aufzunehmen versucht. Das ging deshalb einigermaßen, weil der Spinnenkomplex mit ca. 1 cm relativ groß und nahe an der Oberfläche ist. Danke für den Tipp, werde mich mit den Weissabgleichfunktionen mal ein bisschen "spielen" sobald es die Zeit erlaubt... :top:

Schöne Grüße
Michael

Verfasst: Donnerstag 1. März 2012, 20:38
von ML
Hier ist eine Kieferspinne aus der Familie Archaeidae. Man erkennt diese Tierchen an dem zu einem "Hals" verlängerten Vorderkörper und natürlich den im Verhältnis sehr großen Kieferklauen, die ihnen erlauben Beute, auch andere größere Spinnen zu greifen, Fangnetze weben sie nicht. Kieferspinnen gibt es heute noch v.a. auf Madagaskar und Australien, die älteste wurde meines Wissens in Myanmar-Bernstein (Oberkreide) gefunden.

Schöne Grüße
Michael

Verfasst: Donnerstag 1. März 2012, 20:54
von boborit
Klasse Teil, wirkt fast außerirdisch!
Man klassifiziert sie auch als "Urspinnen".

Verfasst: Freitag 2. März 2012, 00:48
von Gordon
Hi,
ja...außerirdisch...als kleine Junge, hätte ich vor diesen Dingern bestimmt Angst gehabt :wink:
Horrofilmreif :bg:

LG

Verfasst: Freitag 2. März 2012, 10:27
von ML
Hallo,

sieht gefährlich aus, was? :D Aber das Tierchen ist grade mal 3 mm klein, also keine Panik :wink: ...

Zu dem vorher erwähnten Exemplar im burmesischen Bernstein wäre hier noch was interessantes:

http://www.americanarachnology.org/JoA_ ... 1-0122.pdf

Schöne Grüße

Michael

Spinnenexuvie

Verfasst: Donnerstag 15. März 2012, 18:41
von Burschi1955
Ich möchte mich heute mit dem Foto einer Spinne beteiligen, die nur ihr Kleid zurückgelassen hat. In diesem Fall hat die weibliche Spinne, erkennbar an den beiden Klauen, ihr Kleid ausgezogen und vermutlich der Wind es in das flüssige Harz geweht. Auch das Rückenteil ist noch mit einem feinen Faden mit dem Körper verbunden. Die Spinne selbst ist nicht im Bernstein gefangen worden. In diesem Fall erzählt der Stein auch nach 45 Millionen Jahren noch eine kleine Geschichte.
Burkhard

Re: Spinnenexuvie

Verfasst: Dienstag 15. Mai 2012, 20:42
von boborit
Burschi1955 hat geschrieben:Ich möchte mich heute mit dem Foto einer Spinne beteiligen, die nur ihr Kleid zurückgelassen hat. In diesem Fall hat die weibliche Spinne, erkennbar an den beiden Klauen, ihr Kleid ausgezogen und vermutlich der Wind es in das flüssige Harz geweht. Auch das Rückenteil ist noch mit einem feinen Faden mit dem Körper verbunden. Die Spinne selbst ist nicht im Bernstein gefangen worden. In diesem Fall erzählt der Stein auch nach 45 Millionen Jahren noch eine kleine Geschichte.
Burkhard
Ein wirklich beeindruckendes Stück!
So ein "Häutungshemdchen" nennt man übrigens auch Exuvie. Die von Burkhard angesprochenen "Klauen", die auf ein Weibchen hindeuten, sind recht zierlich. Die männlichen Extremitäten sind da in der Regel um einiges massiver. Siehe auch: viewtopic.php?t=13637
Danke für diesen schönen Beitrag, Burkhard! :top:

Verfasst: Mittwoch 16. Mai 2012, 09:58
von boborit
Hier meine neueste Webspinne in Baltischem Bernstein, die sich anhand besonderer Merkmale, mit großer Wahrscheinlichkeit (aber ohne Gewähr) bestimmen lies.
Anhand der Augenanordnung (im oval), der ungleichen, zweigeteilten und sehr langen Spinnwarzen, der kräftigen (für ein Männchen sprechenden) Taster und überhaupt der gesamte Habitus sprechen für eine:
Agelenide / Trichterspinne

http://de.wikipedia.org/wiki/Trichterspinnen

Verfasst: Samstag 19. Mai 2012, 00:09
von Othnielia rex
Hallo Michael,
bei diesen hochauflösenden, haarigen Spinnenfotos solltest Du eine Warnung für Arachnophobiker vorschalten - sonst brauchen die regelmäßig einen neuen Bildschirm, wenn sie die Viecher erschlagen wollen. ;-)

Verfasst: Samstag 19. Mai 2012, 13:17
von Tapir

Verfasst: Mittwoch 23. Mai 2012, 16:44
von boborit
Nunja, die im Harz können einem ja nichts mehr antun...

Anders ist das mit den rezenten, wie diese Spaltenkreuzspinne (Nuctenea umbratica), die mir auf dem Balkon auflauerte :shock: :lol: