Bernstein mit Fußabdruck eines Tieres?

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Frank
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Re: Bernstein mit Fußabdruck eines Tieres?

Beitrag von Frank » Freitag 26. November 2021, 17:07

Ich würde das 1948 publizierte Stück nicht für einen Fährtenabdruck handeln, der Ballen ist definitiv zu schmal für einen Pfoteneindruck egal welcher Art...
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Triassammler
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Re: Bernstein mit Fußabdruck eines Tieres?

Beitrag von Triassammler » Freitag 26. November 2021, 19:58

Hallo alle miteinander!

@fossihagen
Meinen Stempel habe ich dem Todesstern im Kinderzimmer entnommen
Lego 10188/75159? :eek:

Ganz vielen Dank für das empirische Experiment und die Beschreibung!
Ich denke, es zeigt zuvorderst sehr gut, wie viele zunächst einmal unbekannte Parameter zusammenkommen. Und wie diese dann auch in der Natur zusammenkommen müssten, damit das gewünschte Ergebnis entsteht. Es scheint zumindest nicht so einfach zu sein, dass die Entstehung eines erhaltungsfähigen Abdrucks die Regel wäre.
Im Detail müsste man wahrscheinlich näher an die Zusammensetzung und das physikalische Verhalten des Bernstein-Harzes heran, um belastbare aktualistische Ergebnisse zu erhalten.
Und wie gesagt müsste man den Nachweis weiterer Indizien hinzu ziehen, wie Hautmusterabdrücke, Haare oder Hautschuppen im Bernstein, etc.

@Burkhard
Vielen Dank fürs Zeigen!
Ich kann mich Frank nur anschließen, und mir tut sich auch die Frage auf, wo der fünfte Finger abgeblieben ist. Alle anderen Merkmale so tief und deutlich eingedrückt, und ausgerechnet ein Finger schafft es nicht?
Es ist schade, dass der Autor so im Brustton der Überzeugung das Objekt als gesicherten und zugeordneten Spurennachweis präsentiert, nur anhand des Augenscheins. ECREE - "Extraordinary claims require extraordinary evidence" (Carl Sagan) - "sieht aus wie" ist einfach nicht tragfähig in solchen Fällen.

Ich hoffe ich werde nicht so verstanden, dass ich die durchaus spannende Suche nach echten Fuß- und Pfotenabdrücken auf Bernsteinklumpen von vornehinein als sinnlos qualifizieren wollte, das liegt nicht in meiner Absicht.

Grüße,
Rainer
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fossihagen
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Re: Bernstein mit Fußabdruck eines Tieres?

Beitrag von fossihagen » Donnerstag 2. Dezember 2021, 15:40

Hier zwei neue Beiträge.

A) Kirschharz bei 30grad eingedickt auf sehr zähe Konsistenz
B) Kaugummi

Das Kirschharz ist schön fest außen und klebt nicht - Innen ist es noch plastisch. Der Legostein hinterlässt keinen Abdruck.

Der Kaugummi klebt kaum. Der Abdruck lässt sogar das Logo erkennen.

Also diese Konsistenz wäre ideal! Wenn im Tertiär die Tiere den Bernstein als solchen verwendet hätten…

Grüße
H.
Dateianhänge
3A3DF583-C047-43B2-8305-D6555375FA8D.jpeg
Kirschharz bei 30 grad eingetrocknet ca. 4 h
3A3DF583-C047-43B2-8305-D6555375FA8D.jpeg (1.22 MiB) 15287 mal betrachtet
9C20D15E-0D5E-466B-94BA-A2C2FF862919.jpeg
Abdruck im Kaugummi
9C20D15E-0D5E-466B-94BA-A2C2FF862919.jpeg (431.26 KiB) 15287 mal betrachtet

sargentodoxa
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Re: Bernstein mit Fußabdruck eines Tieres?

Beitrag von sargentodoxa » Donnerstag 2. Dezember 2021, 19:00

Hallo Hagen
Ich will ja kein Spielverderber sein, aber der "Gummifluss" u.a. der Kirschbäume besteht größtenteils aus Zuckerverbindungen. Ob somit zum Vergleich aussagekräftig? Werner

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fossihagen
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Re: Bernstein mit Fußabdruck eines Tieres?

Beitrag von fossihagen » Donnerstag 2. Dezember 2021, 19:31

Weiß ich 😀, es geht auch um die Konsistenz.
Überraschend war für mich, dass es ganz schnell abtrocknet und nicht mehr klebt.
Hast Du eine ergiebige Quelle für Nadelbaumharz?
Kaugummi ist im Übrigen auch kein Harz :-o

Ich denke, dass ich die Experimente einstelle, da die Spekulationen darüber ob das Harz diese oder jene Konsistenz hatte, immer bleiben werden.
Für mich sieht es eher unwahrscheinlich aus, auch im Hinblick auf die unglaubliche Menge Materials und die nicht wirklich überzeugenden Funde.
Grüße
H.

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Re: Bernstein mit Fußabdruck eines Tieres?

Beitrag von schdeidel » Freitag 3. Dezember 2021, 08:51

@Hagen
Sehr interessante Versuchsreihe :yes:

Ich könnte mir vorstellen, dass Birkenpech ähnliches Verhalten wie Kaugummi aufweist, aber damit wären wir dann vom ursprünglichen Bernstein-Harz auch noch ein gutes Stück entfernt.

Beste Grüße
schdeidel
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Re: Bernstein mit Fußabdruck eines Tieres?

Beitrag von Frank » Freitag 3. Dezember 2021, 10:24

fossihagen hat geschrieben:
Donnerstag 2. Dezember 2021, 19:31

Ich denke, dass ich die Experimente einstelle, da die Spekulationen darüber ob das Harz diese oder jene Konsistenz hatte, immer bleiben werden.
Für mich sieht es eher unwahrscheinlich aus, auch im Hinblick auf die unglaubliche Menge Materials und die nicht wirklich überzeugenden Funde.
Grüße
H.
Schade, aber danke das Du DIr hier die Zeit und Muße genommen hast für die Versuche. Ich fand sie sehr anschaulich und hab ein wenig mehr zur "Harzverfestigung" gelernt. Und der Wahrscheinlichkeit, das ein Imprint z.B. durch einen Tierfuß überliefert werden könnte. Denke, diese ist sehr gering
viele Grüsse, Frank
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Re: Bernstein mit Fußabdruck eines Tieres?

Beitrag von locastan » Freitag 3. Dezember 2021, 10:54

Hi,

meine Erfahrungen mit Nadelbaumharzen soweit ich beim Hobbyschreinern damit in Berührung gekommen bin ist die, dass sich recht schnell eine flexible Haut um größere Harzklumpen bildet, das Innere jedoch weiter Flüssig und das ganze somit recht elastisch formbar bleibt. Für einen sauberen Abdruck, der sich nicht mehr zurückbildet muss das Harz in einem recht engen Zeitfenster betippelt werden. Alles andere ist entweder zu hart, oder zu weich.

Also theoretisch halte ich es für möglich, aber sehr unwahrscheinlich. (Das würde natürlich auch die Seltenheit solcher Abdrücke ein Stück weit erklären.)

Gruß Mario.

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fossihagen
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Re: Bernstein mit Fußabdruck eines Tieres?

Beitrag von fossihagen » Freitag 3. Dezember 2021, 12:29

Hallo Mario,

Danke für Deinen beitrag. Das Problem mit der Haut hat mich auch beschäftigt, weil ich das von lufthärtenden Harzen und Klebern kenne.
Ist die Haut an der Oberfläche ausgehärtet, klebt sie nicht mehr. Sie wird elastisch und kann so eigentlich auch kaum einen Abdruck konservieren.
Drückt man jedoch durch die Haut durch, reisst sie ein und man matscht wieder im weichen, klebrigen Harz herum. Auch kein plastischer Abdruck...
Das Harz muss in einem überschaubaren Volumen (Dicke) nicht klebrig und gut plastisch verformbar sein um Fußabdrücke zu erhalten - so wie es im Schlamm klappt. Aber auch dort nur unter bestimmten Randbedingungen: Schlamm darf nicht zu dünnflüssig, nicht zu tief, nicht allzu klebrig sein. Schlamm hat u.U. den Vorteil an der Oberseite nicht zu kleben (angetrocknet oder dünner Schmierfilm) und drunter sehr schön plastisch zu sein...
Gegenbeipiel kann man sich in Buttenheim nach oder während ergiebiger Regenfälle experimentell gönnen. An jedem Fuß 2 kg pro Schritt mehr... ;-)

Grüße
H.

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Re: Bernstein mit Fußabdruck eines Tieres?

Beitrag von fossihagen » Freitag 3. Dezember 2021, 14:06

... eigentlich gehört der Thread inzwischen zur Taphonomie... ;-)

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