Steinkern Heft 7 / Fische aus dem Plattenkalk
Verfasst: Freitag 1. Juni 2012, 20:49
Hallo zusammen.
Im Steinkernheft 7 beschrieben die Autoren Resch / Rückert die "Segelfische" aus dem Plattenkalk. Diese Beschreibung bedarf einiger Kommentare/Korrekturen...
Erstens sollte man die beschriebenen Fische richtig als "Segelflosser" bezeichnen, wie auch schon anderswo, und nicht als Segelfische ( heutige ultraschnelle Jäger, wie etwa der Schwertfisch, die Segelflosser sind da eher von der gemütliche Sorte ).
Zweitens sind ein paar Unstimmigkeiten zu kommentieren :
Was sind Fulcren ?
Gibt es die Art Histionotus oberndorferi überhaupt ???
Die "Fulcren" müssen wohl vorweg erklärt werden, da sie in der Literatur immer wieder widersprüchlich auftauchen :
Fulcren sind Knochenschuppen, das ist richtig, aber :
es gibt zwei Sorten dieser Fulcren :
1. basale Fulcren , die vor den Flossenstrahlen ( dem Körper ) entspringen und den
ersten Flossenstrahl stützen, und
2. fringing Fulcren, die dem 1.( o. u. auch 2. ) Flossenstrahl einer Flosse aufliegen und nicht der Basis ( dem Körper ) entspringen.
Festzustellen ist : Fulcren kommen in der ein oder anderen Form bei ALLEN Macrosemiden vor ( an Rücken -und Schwanzflosse ).
Die Autoren zitieren BARTRAM (1977), leider gewinnt man allerdings den Eindruck, dass sie die Arbeit nicht genau (?) gelesen haben. Da wird z. B. Propterus elongatus beschrieben, ohne die genauen Merkmale, die in Verbindung mit anderen Arten der Gruppe erhebliche Bedeutung haben, zu nennen, nämlich Fulcren. Wieso wird nicht erwähnt, dass P. elongatus nach BARTRAM eine fringing fulcra aufweist ?? Dies lässt sich übrigens durch ein eigenes Exemplar beweisen, dass sogar 2 (!) fringing fulcren aufweist. Es gibt also wohl Variationen. ( Propterus microstomus ist nachweislich ohne fringing fulcren....ein Dimorphismus, wie angesprochen, ist also eher bei Histionotus und P. elongatus denkbar ).
Leider verpassen es die Autoren auch, einen Histionotus abzubilden, mit zumindest einem vergrößertem Bereich der ersten Rückenflosse ( Warum ?? Warum ist das Foto des Fisches erheblich schlechter, als das desselben Stückes im Solnhofenatlas ? ). Am abgebildeten Exemplar kann niemand sehen, dass das ein Histionotus sein soll ! Ist das überhaupt ein Histionotus ? Wenn ja, warum also kein vergrößertes Bild der ersten Rückenflosse ??
Dass Histionotus tatsächlich existiert, kann anhand eines eigenen Exemplars mit mind. 5 fringing fulcren nachgewiesen werden.
Schon sehr lustig ist die auf Seite 46 erwähnte "Knochenplatte, die die Mundspalte begrenzt...und das Herausfallen von Nahrung verhindert".....
Diesen Knochen nennt man allgemein Maxillare ( Oberkiefer ). Er ist wohl bei allen höheren Fischen vorhanden und dient zum Zerkleinern der Nahrung und nicht dazu " das Herausfallen der Nahrung" zu verhindern"......
Auch hat Macrosemius nicht nur einen Schwanzflossenlobus. Der obere Lobus besteht nach BARTRAM aus den drei obersten Strahlen, während die 8 unteren den unteren Lobus bilden ( im Übrigen mit "fringing fulcren" ).
Die Ophiopsiden, hier mit beschrieben, wurden in der Arbeit BARTRAM ausdrücklich von den Macrosemiden ausgenommen ( nicht dazu gehörig ! ), gehören also zu einer vollkommen anderen Gruppe ( sind also keine Segelflosser im obigen Sinne ! ).
Interessant ist hierbei aber, dass O. procera fringing fulcren aufweist und nicht nur auf dem ersten Flossenstrahl, sondern auch auf dem zweiten längeren Strahl. Zu O. attenuata kann ich mangels geeigneten Materials nichts sagen. Sicher ist auch, das Ophiopsis wegen seiner, wenn auch recht kleinen, aber spitzen Zähne ein Raubfisch war. Dass aber die Macrosemiden mit ihren fast winzigen Stiftzähnchen "hartschalige Nahrung" geknackt haben sollen, ist doch sehr zweifelhaft. Lediglich die inneren Zähne weisen durch ihre Form auf etwas härtere Nahrung hin. Für Muscheln und Schnecken sind die aber zu winzig. Es gibt auch heute noch Rifffische, die z.B. Algen u.ä. abweiden.
In der Bearbeitung wurden leider nicht die teils erheblichen Unterschiede in der Flossenform von P. elongatus erfasst, die aber sehr interessant, weil sehr variabel sind ( wohl auch größenbedingt ).
Die Autoren haben sich sehr viel Mühe gegeben, eine große Anzahl "Segelflosser" aus dem Plattenkalk mit überwiegend auch guten, leider auch einigen schlechten Fotos zusammen zu tragen und abzubilden, aber darum ging es ihnen wohl vorrangig. Sie verpassten dadurch die Gelegenheit, seit längerer Zeit (1977 ( BARTRAM)) wieder etwas zum Verständnis der Familie der Macrosemiden beizutragen.
Schade, dass so eine Bearbeitung/ Darstellung, die dem Interessierten so viel hätte erklären können, so lückenhaft erstellt wurde und dadurch so viele Fragen offen ließ.
Grüße
Matthias
Im Steinkernheft 7 beschrieben die Autoren Resch / Rückert die "Segelfische" aus dem Plattenkalk. Diese Beschreibung bedarf einiger Kommentare/Korrekturen...
Erstens sollte man die beschriebenen Fische richtig als "Segelflosser" bezeichnen, wie auch schon anderswo, und nicht als Segelfische ( heutige ultraschnelle Jäger, wie etwa der Schwertfisch, die Segelflosser sind da eher von der gemütliche Sorte ).
Zweitens sind ein paar Unstimmigkeiten zu kommentieren :
Was sind Fulcren ?
Gibt es die Art Histionotus oberndorferi überhaupt ???
Die "Fulcren" müssen wohl vorweg erklärt werden, da sie in der Literatur immer wieder widersprüchlich auftauchen :
Fulcren sind Knochenschuppen, das ist richtig, aber :
es gibt zwei Sorten dieser Fulcren :
1. basale Fulcren , die vor den Flossenstrahlen ( dem Körper ) entspringen und den
ersten Flossenstrahl stützen, und
2. fringing Fulcren, die dem 1.( o. u. auch 2. ) Flossenstrahl einer Flosse aufliegen und nicht der Basis ( dem Körper ) entspringen.
Festzustellen ist : Fulcren kommen in der ein oder anderen Form bei ALLEN Macrosemiden vor ( an Rücken -und Schwanzflosse ).
Die Autoren zitieren BARTRAM (1977), leider gewinnt man allerdings den Eindruck, dass sie die Arbeit nicht genau (?) gelesen haben. Da wird z. B. Propterus elongatus beschrieben, ohne die genauen Merkmale, die in Verbindung mit anderen Arten der Gruppe erhebliche Bedeutung haben, zu nennen, nämlich Fulcren. Wieso wird nicht erwähnt, dass P. elongatus nach BARTRAM eine fringing fulcra aufweist ?? Dies lässt sich übrigens durch ein eigenes Exemplar beweisen, dass sogar 2 (!) fringing fulcren aufweist. Es gibt also wohl Variationen. ( Propterus microstomus ist nachweislich ohne fringing fulcren....ein Dimorphismus, wie angesprochen, ist also eher bei Histionotus und P. elongatus denkbar ).
Leider verpassen es die Autoren auch, einen Histionotus abzubilden, mit zumindest einem vergrößertem Bereich der ersten Rückenflosse ( Warum ?? Warum ist das Foto des Fisches erheblich schlechter, als das desselben Stückes im Solnhofenatlas ? ). Am abgebildeten Exemplar kann niemand sehen, dass das ein Histionotus sein soll ! Ist das überhaupt ein Histionotus ? Wenn ja, warum also kein vergrößertes Bild der ersten Rückenflosse ??
Dass Histionotus tatsächlich existiert, kann anhand eines eigenen Exemplars mit mind. 5 fringing fulcren nachgewiesen werden.
Schon sehr lustig ist die auf Seite 46 erwähnte "Knochenplatte, die die Mundspalte begrenzt...und das Herausfallen von Nahrung verhindert".....
Diesen Knochen nennt man allgemein Maxillare ( Oberkiefer ). Er ist wohl bei allen höheren Fischen vorhanden und dient zum Zerkleinern der Nahrung und nicht dazu " das Herausfallen der Nahrung" zu verhindern"......
Auch hat Macrosemius nicht nur einen Schwanzflossenlobus. Der obere Lobus besteht nach BARTRAM aus den drei obersten Strahlen, während die 8 unteren den unteren Lobus bilden ( im Übrigen mit "fringing fulcren" ).
Die Ophiopsiden, hier mit beschrieben, wurden in der Arbeit BARTRAM ausdrücklich von den Macrosemiden ausgenommen ( nicht dazu gehörig ! ), gehören also zu einer vollkommen anderen Gruppe ( sind also keine Segelflosser im obigen Sinne ! ).
Interessant ist hierbei aber, dass O. procera fringing fulcren aufweist und nicht nur auf dem ersten Flossenstrahl, sondern auch auf dem zweiten längeren Strahl. Zu O. attenuata kann ich mangels geeigneten Materials nichts sagen. Sicher ist auch, das Ophiopsis wegen seiner, wenn auch recht kleinen, aber spitzen Zähne ein Raubfisch war. Dass aber die Macrosemiden mit ihren fast winzigen Stiftzähnchen "hartschalige Nahrung" geknackt haben sollen, ist doch sehr zweifelhaft. Lediglich die inneren Zähne weisen durch ihre Form auf etwas härtere Nahrung hin. Für Muscheln und Schnecken sind die aber zu winzig. Es gibt auch heute noch Rifffische, die z.B. Algen u.ä. abweiden.
In der Bearbeitung wurden leider nicht die teils erheblichen Unterschiede in der Flossenform von P. elongatus erfasst, die aber sehr interessant, weil sehr variabel sind ( wohl auch größenbedingt ).
Die Autoren haben sich sehr viel Mühe gegeben, eine große Anzahl "Segelflosser" aus dem Plattenkalk mit überwiegend auch guten, leider auch einigen schlechten Fotos zusammen zu tragen und abzubilden, aber darum ging es ihnen wohl vorrangig. Sie verpassten dadurch die Gelegenheit, seit längerer Zeit (1977 ( BARTRAM)) wieder etwas zum Verständnis der Familie der Macrosemiden beizutragen.
Schade, dass so eine Bearbeitung/ Darstellung, die dem Interessierten so viel hätte erklären können, so lückenhaft erstellt wurde und dadurch so viele Fragen offen ließ.
Grüße
Matthias