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von Sönke » Freitag 12. Februar 2021, 01:30
Hallo zusammen,
danke für die Kommentare, über die ich mich gefreut habe.
Den Nachruf für Manfred Droege habe ich ja selbst verfasst und mich dort geäußert, daher möchte ich hier hauptsächlich noch etwas zu Karl-Josef Ortmann sagen, was letztlich den dankenswerterweise von Heiner Becker verfassten Nachruf anhand eines Beispiels inhaltlich noch zu bekräftigen mag.
Ich kannte Karl-Josef nur von recht wenigen Treffen. So liefen wir uns im Laufe der Jahre zwei oder dreimal in Bonenburg über den Weg und tauschten uns aus. Ab und zu hörte man voneinander, weil wir gemeinsame Freunde hatten. Seit 2015 war er dann auch Leser der Steinkernhefte. Die Treffen in den Bonenburger Gruben vor gut 10 Jahren waren kein so großer Zufall, da es ja nunmal Karl-Josefs Hausgruben waren und vor etwa 10-15 Jahren war auch ich öfter dort unterwegs. Danach leider nicht mehr so häufig, da die Fundmöglichkeiten die weite Anreise aus Bielefeld nur noch selten rechtfertigten, nachdem das Unterpliensbachium nicht mehr aufgeschlossen war. Das Sinemurium der neuen Grube präsentierte sich relativ karg und bezüglich des Rhät-Bonebeds war es den Entdeckern nach einiger Zeit auch gelungen, endlich Wissenschaftler aus Bonn und Münster dafür zu interessieren, sodass man hier nicht mehr graben darf und auch nicht mehr braucht, weil das erfreulicherweise professionell geschieht. Sieht man mal von den Echioceras-Bänken ab, die in der neueren Bonenburger Grube nicht so ideal ausgebildet sind, hielten sich die Betätigungsmöglichkeiten für Unterjura-Sammler somit in den vergangenen Jahren ziemlich in Grenzen. Viele der Ammoniten aus der lokal schwach (knollig, nicht dickbankig) ausgebildeten Bank laufen nicht bis in die Innenwindungen rein oder sind dort jedenfalls - nach einer körperlich erhaltenen Wohnkammer - heftig verdrückt. Trotzdem organisierten meine Freunde Norbert und Karl-Josef im Mai 2018 einen kleinen Baggerschurf im Bereich eines Ausstrichs der Bank, der uns einige Funde ermöglichte. Was heißt "uns": Karl-Josef war gar nicht am Suchen interessiert, ihm war nur wichtig, dass Norbert und ich gute Suchmöglichkeiten vorfanden. Das war dank des Einlegens eines guten Wörtchens bei der Betreiberfirma durch ihn auch tatsächlich der Fall. Natürlich, so kennt man es aus der neuen Grube, erwies sich das Meiste von den von uns gesammelten Rohlingen zuhause dann als schlechter erhalten als erhofft (also: wie erwartet). Aber einige Stücke sind doch durchaus recht schön gewesen, etwa die beiden abgebildeten Exemplare. Gern hätte ich Karl-Josef auch mal die Oberkreide des Teutoburger Waldes im Gegenzug gezeigt, aber das hatte als die Bedingungen gut waren, bei ihm aus gesundheitlichen Gründen dann nicht geklappt, obwohl Norbert und ich an ihn gedacht hatten. Schade, dass er uns - wie auch Manfred Droege - schon hat verlassen müssen. Beide, sowohl Karl-Josef als auch Manfred waren geistig wie körperlich noch ziemlich gut drauf, sodass ich es noch immer nicht so richtig fassen kann, dass sie nicht mehr unter uns weilen. Die beiden kannten und schätzen sich übrigens gegenseitig - das Steinkernheft 44 vereint sie nun auch im Tode.
Ob sie uns wohl von oben zuschauen, wenn wir in in ihren Hausgruben herumstromern, z. B. in Bonenburg? Wie Karl-Josef, war auch Manfred gern dort unterwegs, wie man an den Bonenburg-Artikeln von Lücke & Simonsen (Der Steinkern Heft 7 und Der Steinkern Heft 29) sehen kann.
Die zuvor aufgeworfene Frage ist mir etwas zu transzendent. Eines aber ist klar: die beiden hätten gewollt, dass wir weiter kräftig suchen und buddeln. Und wenn ich das mache an den entsprechenden Lokalitäten, werde ich - wie sicher mancher andere Sammlerfreund auch - noch manches Mal an die beiden denken. Manfred kannte ich gut genug, dass so einige seiner Sprüche mir in Erinnerung blieben. Den einen oder anderen davon werde ich auf jeden Fall bei passender Gelegenheit noch des Öfteren zum Besten geben.
Ich denke jedenfalls, dass wir diese Erinnerungskultur der Nachrufe weiterhin pflegen sollten, auch wenn es echt schwerfällt und Überwindung kostet, etwas zu verfassen. Die Angehörigen wissen es zu schätzen und erhalten auch oftmals noch tröstende Rückmeldungen von Lesern, die die Nachrufe lesen / wahrnehmen.
Im nächsten Steinkernheft wird Norbert Wannenmacher gedacht werden.
Natürlich geht´s aber auch immer weiter mit bunten Fundort- und Fossilthemen, so wie es zu deren Lebzeiten eben auch nach dem Geschmack der Verstorbenen selbst gewesen wäre.
Viele Grüße
Sönke
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- Karl-Josef Ortmann (links) und Norbert Meyer in Bonenburg im Mai 2018. Es kommt mir vor, als sei es gestern gewesen (abgesehen vom fehlenden Schnee). Meine Funde sind noch nicht alle präpariert...
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- Diese beiden Fundstücke (Echioceras cf. raricostatoides) verdanke ich Karl-Josef und Norbert, die den Schurf organisierten.
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