Hallo zusammen,
wer sich gestern in Bünde eingefunden hat, bekam von Uli Lieven zwei Stunden lang einen exzellenten Vortrag geboten. Zunächst stellte Uli die Dimensionen und wirtschaftliche Bedeutung der Tagebaue Hambach, Garzweiler und Inden dar, die derzeit etwa 15 % des bundesweiten Stroms liefern. Eindrucksvoll sind die Tiefe der Tagebaue, die Sohlen liegen z.T. hunderte Meter unter dem Meeresspiegel, aber auch die Mächtigkeit der abgebauten Kohleflöze (derzeit ist das Hauptflöz auf den untersten anderthalb Sohlen in Hambach etwa 90 Meter mächtig). Der größte Teil des Materials (Sand und Ton) ist Abraum und wird direkt wieder verfüllt. Ebenso beeindruckend sind die riesigen Schaufelradbagger, die annähernd 100 Meter hoch sind. Eine Grafik, in der ein solcher Bagger ins Verhältnis zum Kölner Dom gesetzt wurde, veranschaulichte die Dimension sehr gut. Später ging der Referent dann auf die aufgeschlossenen Schichten und ihre Fossilführung ein - von alt nach jung wurde das Profil durchgearbeitet, Exkursionsfotos wechselten sich mit Fossilfotos ab - hin und wieder wurde etwas Rezentes zur Auflockerung "eingestreut". Uli Lieven kennt zu jedem Stück eine Geschichte - und nicht ganz wenige davon hat er in seiner kurzweiligen Art erzählt. Insgesamt resultieren die gezeigten Funde aus Exkursionen einer Paläobotanisch-Biostratigraphischen Arbeitsgruppe über einen Zeitraum von 29 Jahren sowie seiner eigenen Suchtätigkeit. Als RWE-Mitarbeiter hat er auch jenseits der Exkursionen Zugang zu den Tagebauen. Über eine der Exkursionen wurde übrigens im Steinkernheft berichtet (
https://www.steinkern.de/inhaltsangaben ... ft-18.html ), falls jemand nachlesen möchte, was es dabei so zu sehen gibt, denn nächstes Jahr findet die letzte Exkursion statt! Wer noch nicht dabei war, sollte diese letzte Gelegenheit beim Schopfe packen!
Es wurden im Laufe der Jahre eine ganze Reihe bei den Exkursionen geborgener neuer Arten beschrieben und immer wieder überraschende Fossilvorkommen aufgetan: von Bernstein aus der Braunkohle, über größere Gingko-Vorkommen, Massenansammlungen von Samen, Zapfen usw. bis hin zu tierischen Fossilien. Nach heutigem Planungsstand soll der Tagebau Hambach im Jahr 2050 als letzter der drei Tagebaue eingestellt werden. Wie der Referent wissen ließ, kann man die Schichten danach dann allenfalls noch anhand von Bohrkernen untersuchen. Ergo: man kommt da nie wieder so dran wie jetzt! Von daher ist die Sammel- und Forschungstätigkeit, die der Vortrag umfassend dokumentiert hat, ein höchst beachtliches Engagement.
Zu den eindrucksvollsten Geländeaktivitäten zählten die Bergung eines über 10 Meter langen Baumstamms sowie ein riesiger Lackabzug. Mit Lackabzügen dokumentiert Uli Lieven des Öfteren besonders eindrucksvolle Sedimentstrukturen und Fossilansammlungen - anders als beim Foto steht dann auch später noch Originalsubstanz für Untersuchungen zur Verfügung. Und es sieht natürlich auch viel schöner aus!
Anhängend das größte geborgene Fossil (der bereits oben gezeigte lange Baumstamm in situ) und eines der eher kleineren - bessere Schnappschüsse gab mein Handy nicht her.
Viele Grüße
Sönke

- Baumstamm in situ
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