Wiederherstellung eines Amaltheus margaritatus

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Thomas_
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Wiederherstellung eines Amaltheus margaritatus

Beitrag von Thomas_ » Mittwoch 5. Oktober 2005, 21:39

http://www.steinkern.de/praeparation-un ... tatus.html

Ich habe mir gerade den Bericht zur 'Wiedererstellung eines Amaltheus margaritatus' durchgelesen. Das Stück sieht am Schluss ja wirklich prachtvoll aus, trotzdem habe ich da so meine Bedenken. Das hat etwas von: Wir schnitzen uns ein Fossil. In der Überschrift ist ja auch passender Weise von 'Wiedererstellung' die Rede und nicht von 'Präparation'. Ich tendiere eher dazu mit den Fehlern des Originals zu leben und weiter nach dem perfekten Fossil zu suchen, auch wenn ich es eventuell nie finden werde.

Ich habe mal einen ähnlichen Fall bei den Profis im Ruhrlandmuseum Essen erlebt. Ich hatte einen schönen Schwamm in der Kreide von Lägerdorf gefunden. Ein schwarzer Kreis mit der feinen Schwammstruktur auf dem weissen Kalk. Das Stück war mittig gespalten und so habe ich eine Hälfte und die andere ist im Museum. Jahre später kam das Stück in die Dauerausstellung. Auf den ersten Blick sah ich, das etwas anders war. Bis ich bemerkte, dass das Stück keinen Makle hatte, keine leicht ausgefransten Kanten, keine Fehlstellen im Gitternetz, nichts. Des Rätsels Lösung: Die nicht ganz perfekten Stellen waren mit Tusche ergänzt worden - na ja.

In der modernen Archäologie werden Ergänzungen jetzt oft farblich gekennzeichnet. Aber auch da gibt es schwarze Schafe, wenn es um den schnöden Mamon bzw. Tourismus geht. So habe ich in Griechenland und China Archäologen beim Neubau ganzer Anlagen beobachtet. Wenn der Stein erst mal etwas verwittert ist, dann fällt es gar nicht mehr auf und die Touris haben Ihre Attraktion.

Letzlich muss ja jeder selbst entscheiden, wo für ihn die Präparation bei einem Fossil aufhört.

Wie denkt Ihr darüber?

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Andreas
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Beitrag von Andreas » Mittwoch 5. Oktober 2005, 22:16

Sicherlich ein interessantes Thema und vorweg auch von mir zum einen Gratulation zum tollen Fund und zu der meiner Meinung nach tollen "Wiederherstellung".

Wichtig ist doch, was man letztenendes bezwecken will. Den meisten hier geht es doch weniger um eine hochwissenschaftliche Arbeit oder gar ums Geld, also um das Verkaufen der gefunden Sachen, sondern vielmehr um eine schöne Ausstellung in der Vitrine.
Ich selbst halte es mit dem Ergänzen so, dass ich die Fehlstellen auch sichtbar halte. Dabei gibts mehrere Möglichkeiten. Zum einen verzichte ich hin und wieder auf die farbliche Anpassung und nehme es in Kauf, wenn die Farbe nicht 100% stimmt, sondern nur zu 80%. So bleibt für jeden sichtbar, dass was gemacht wurde und es ist trotzdem ein vielfaches schöner anzusehen als mit Fehlstellen oder Riss-Spalten.
Eine andere Möglichkeit die Ausbesserungen sichtbar zu lassen: nur eine Seite perfekt herrichten. Die Schokoseite sozusagen. Dort besser ich dann auch kleine Risse so aus, dass man möglichst am Ende den "Pfusch" nicht mehr sieht. Es sei denn man dreht das Fossil um. Da ist dann nichts retuschiert.

Von einer kompletten Verschleierung der Nachbesserungen halte ich auch recht wenig. Aber Thomas Wallner hat das denke ich perfekt gelöst, indem er die Risse weiterhin sichtbar hält.

Solange mit diesen Nachbesserungen aber keiner betrogen wird (zum Beispiel beim Verkauf) bzw die Nachbesserungen irgendetwas nie dagewesenes vortäuschen (mach kleine Ammos ganz groß oder so ;) ), sehe ich da keine Problematik.

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Nico
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Beitrag von Nico » Donnerstag 6. Oktober 2005, 15:42

Ich lasse meine Fossilien auch oft so, wie ich sie gefunden habe. Bei änderungen, vermerke ich das in einem Büchlein, wo ich meine Stücke katalogisiert habe.

Im allgemeinen finde ich es jedoch in Ordnung, kleinere Fehlstellen auszubessern, sofern es der Veranschaulichung dient und nicht zur Verbesserung des Verkaufswertes.
Ich habe es bei einem deutschen "Präparator" im Ausland erlebt, der Großzügig alles nachgegossen, umgesetzt, verformt und gefärbt hat und es denn als "unbehandelt" auf den großen Messen verkauft. ein Viertel seiner Werkstatt bestannd aus Gussformen für die Gliedmaßen diverser Krabben aus Patagonien, Fische und Saurier aus Brasilien und Marokko und so weiter.

Das hat mich sehr erschrocken. Wenn man sowas macht und auf dem Markt wirft, denn muss man meiner Meinung nach das Kennzeichnen...

Was nun konkret den Artikel von Thomas betrifft:
Das finde ich völlig in Ordnung. Sowas zu machen liegt im ermessen eines jeden Sammlers. Und ich finde, in diesem Fall ist es auch noch sehr gut gelungen! Und wie es Andreas schon richtig gesagt hat, ist die Lösung, die Risse sichtbar zu lassen sehr gut.

Viele Grüße, Nico :)

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Armin
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Beitrag von Armin » Donnerstag 6. Oktober 2005, 16:14

Also ich bin auch der Meinung, daß man kleinere Schönheitskorrekturen vornehmen kann. Besonders, wenn es sich um ein besonderes Stück handelt. Wenn natürlich aus einer 3 cm großen Innenwindung ein Ammonit mit 10 cm erstellt wird, dann ist das natürlich nicht mehr ok. Aber ich kenne solche "Spezialisten", die das durchaus so ähnlich handhaben. Da kann ich mir gleich einen Ammo in Form gießen. Generell mache ich es so, wie Andreas schreibt. Vorne so gut wie möglich herrichten und hinten so lassen. Allerdings lasse ich das hinten so aus Faulheit :roll:

Gruß Armin

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Stefan
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Beitrag von Stefan » Donnerstag 6. Oktober 2005, 17:25

Hallo Leute!

Mensch, jetzt wo ich den Amaltheus sehe fällt mir ein, dass ich das fehlende Teil ja in Klachreuth gefunden habe, als ich Anfang September da war. Aber nun, wo der Amaltheus fertig ist, kann ich es ja behalten :achso:

Ok, Spaß beiseite, hab das Teil natürlich nicht gefunden, und wenn doch, hätt ich es auch gleich weitergegeben.
Nun zur Sache. Ich muss sagen, dass ich die Präparation so wie sie ist sehr gut finde. So ein Amaltheus aus Kalchreuth ist ja nicht gerade häufig, noch dazu in dieser Erhaltung. Ein herausgebrochenes Tortenstück wertet meiner Meinung nach so ein Fossil deutlich ab. Wäre jetzt das ganze Fossil komplett überarbeitet worde, hätte ich da auch ein Problem mit. Aber so finde ich es sehr gut gelungen.
Ich arbeite auch gerade an der "Restauration" eine Discoceratiten. Bei dem muss ich auch ein paar Stellen ergänzen und daher hatte ich mich schon gefragt, wie ich sowohl Optik als auch"wissenschaftliche Erhlichkeit" zusammenbringe. Und ich habe mich so entschieden, wie schon oben mal erwähnt: Die Schokoseite wird komplett schön gemacht und die Rückseite bleibt so wie sie ist. Das ist dann nicht nur korekt, sondern man kann auch noch gut zeigen, wie so ein Teil präpariert wird und wie viel Arbeit da drin steckt.

Na denn, schönen Abend noch! 8)

Stefan

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nautilus
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Beitrag von nautilus » Donnerstag 6. Oktober 2005, 20:16

Hallo,

solange solche Ausbesserungen nicht dazu dienen einen eventuellen Verkaufspreis in die Höhe zu treiben, finde ich das in Ordnung. Allerdings hätte ich in diesem Fall die Risse vorne auch gleich mit zu gemacht.
Die Rückseite würde ich dann so "schnitzen" das man es sofort erkennt dass nicht alles echt ist.

Gruß
Uwe

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Thomas
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Beitrag von Thomas » Freitag 7. Oktober 2005, 08:35

Hallo,

mit der Rückseite habe ich es auch so gehalten, da ist jetzt halt ein unmodelierter Gipsbereich, deutlich sichtbar.

Kommerz. Interesse verfolge ich persönlich nicht, habe zwar das eine oder andere überzählige Stück, dass verschenke oder tausche ich dann in der Regel.

Grüße

Walli

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Beitrag von Karsten » Freitag 7. Oktober 2005, 20:53

Hallo zusammen,
das Thema ausbessern und pfuschen bis hin zu Fälschungen wird ja schon genauso lange diskutiert wie Fossilien gesammelt werden.

Ich bin der Meinung, es kommt immer auf den Zweck an, zu dem ein Fossil ergänzt wird. Warum sollen die Stücke, die in einer Ausstellung stehen, dem Besucher nicht so gezeigt werden, wie sie eigentlich aussehen würden, wenn der Mensch sich an dem Stein nicht zu schaffen gemacht hätte. Wenn das Ergänzen bei Museumsstücken nicht Gang und Gäbe wäre, würde es doch praktisch kein montiertes Skelett von Sauriern oder Säugetieren geben. Es gibt schließlich in den Museen auch immer wieder Stücke, die in Fundsituation gezeigt werden. Als Beispiel sei hier der halb präparierte Ichthyosaurier aus dem Urweltmuseum Hauff genannt.

Ein weiteres Beispiel: Im Museum Quadrat in Bottrop steht ein montiertes Mammutskelett. Es ist aber eindeutig nachgewiesen, dass die entsprechenden Knochen nie zu einem Individuum gehört haben. Da aber im Stadtgebiet von Bottrop Mammutknochen sehr häufig sind (waren) soll dem Besucher gezeigt werden, wie denn So ein Tier überhaupt aussah.

Ich bin der Meinung, dass das Ergänzen da aufhören sollte, wo der Kommerz anfängt. Und ein Museum hat sicherlich nicht mehr Einnahmen dadurch, dass das ein oder andere Stück ergänzt wurde.

In diesem Sinne
Grüße aus Kirchhellen,
Karsten

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Sönke
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Beitrag von Sönke » Samstag 8. Oktober 2005, 16:59

Ich finde, das mit dem Ergänzen sollte jeder, solange er nicht plant die ergänzten Stücke zu verkaufen, handhaben wie er will.
Ich persönlich kitte schonmal den ein oder anderen Riss, ergänze aber nicht großflächig Fehlstellen.

Für mich persönlich wichtig ist bei der Überlegung "Ergänzen oder nicht ergänzen?" auch, ob das Fossil nicht komplett überliefert war, weil es bei der Sedimentation etwas mitgenommen wurde, oder ob die Raupe eine Ecke kaputt gefahren hat.
Ist letzteres der Fall, ergänzt man ja nichts "nie dagewesenes", sondern etwas durch unglückliche Umstände zerstörtes (so ist es ja auch bei Wallis schönem Amaltheus :wink: ), das finde ich absolut in Ordnung.

Gruß
Sönke :wink:

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