Steinkern.de Adventskalender 2023
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Steinkern.de Adventskalender 2023
Hier geht es direkt zu den Türchen 1 bis 24:
1. Dezember
2. Dezember
3. Dezember
4. Dezember
5. Dezember
6. Dezember
7. Dezember
8. Dezember
9. Dezember
10. Dezember
11. Dezember
12. Dezember
13. Dezember
14. Dezember
15. Dezember
16. Dezember
17. Dezember
18. Dezember
19. Dezember
20. Dezember
21. Dezember
22. Dezember
23. Dezember
24. Dezember
____________________________________
Steinkern.de Adventskalender 2023
Liebe Steinkerne,
Udo (alias Freakshow) hatte die schöne Idee, dass wir dieses Jahr wieder einmal einen Steinkern-Adventskalender machen könnten. Dieser orientiert sich am Steinkern-Adventskalender von 2020, wurde jedoch zur Vereinfachung der Abläufe ins Steinkern-Forum verlagert. Alle Mitwirkenden haben ihre Beiträge selbst zusammengestellt, sodass es individuell und für alle überraschend wird – keiner weiß bisher, was der Kalender ganz genau enthalten wird. Bis einschließlich Heiligabend dürfen wir uns alle täglich auf ein neues Türchen/Fossil freuen!
Nachtrag am 24. 12.:
Liebe Mitglieder, wir hatten Euch gebeten, das Kalender-Thema vor Weihnachten nicht zu kommentieren (oder dazu separate Themen zu eröffnen ), damit in diesem Thema alle Türchen direkt aufeinanderfolgen können. Stattdessen konnte als Feedback eine Danksagung über den Like-Button hinterlassen werden, wenn Euch ein Beitrag gefiel! Davon wurde oft Gebrauch gemacht, vielen Dank! Ab jetzt darf selbsverständlich auch kommentiert werden, denn die Türchen sind alle komplett.
In diesem Sinne: Frohes Fest!
Sönke stellvertretend für die Steinkern-Redaktion
Ich habe die Ehre, heute mit dem 1. Türchen beginnen zu dürfen:
1. Dezember 2023: Ein Ammonitengrab aus dem Unterjura von Dorset
von Sönke Simonsen, mit einem Fossilfund von Matt Cape
Seit meiner ersten Dorset-Reise im Jahr 2011 sind mir die landschaftlich reizvollen und nach wie vor ergiebigen Fundorte der südenglischen Jurassic Coast ans Herz gewachsen. Kein Zufall also, dass meine Wahl für das 1. Türchen des Adventskalenders auf ein Stück aus Dorset fiel.
Abb. 1: Blick am Stonebarrow Hill entlang in Richtung Westen zum Heritage Coast Centre in Charmouth, auf den Black Ven und nach Lyme Regis. Am Fuße der Steilküstenabschnitte lassen sich wunderschöne Unterjura-Fossilien finden.
Die gute Fossilerhaltung und Vielfalt der Lias-Fossilien an den Kliffs bei Lyme Regis und Charmouth verblüffen mich Exkursion für Exkursion aufs Neue. Sie erschließen sich aber hauptsächlich demjenigen, der sich eine gute Gesteinskenntnis angeeignet hat. Wer das erste Mal nach Dorset fährt, wird von den Funden oft eher enttäuscht sein, es sei denn, er reist in fachkundiger Begleitung oder hat vorab sehr viel Zeit in Recherchen investiert und generell viel Erfahrung.
Auch wenn ich mittlerweile so Manches selbst gefunden habe, vom Ichthyosaurier-Torso bis zum zerfallenen Hybodus-Gebiss, von Kalzit-Ammoniten bis hin zu Schlangensternen – ein Ammonitenpflaster aus dem Sinemurium besaß ich bislang noch nicht. Zwar wurde ich leider auch bei meiner letzten Reise im März 2023 in dieser Hinsicht nicht selbst fündig, doch hatte ich das Glück von meinem englischen Freund Matt Cape (Dorchester), mehrere unpräparierte Sinemurium-Konkretionen zu bekommen (many thanks again, Matt!), von denen ich eine nachfolgend vorstellen möchte, die ich bereits präparieren konnte.
Seit jeher bei Lokalsammlern und Dorset-Reisenden gleichermaßen begehrt, sind die Kalkkonkretionen der Obtusum-Zone (u. a. die sogenannten Flatstones und Woodstones), deren bekannteste Repräsentanten kalzitische Ammoniten der Gattungen Promicroceras und Asteroceras sind. Die herrlichen Farben des Kalzits (Gelb- und Brauntöne), die schön mit dem grauen Matrixgestein kontrastieren, aber auch die Tatsache, dass sie manchmal schon am Strand als Hammerschlag-Finish freiplatzen, machen sie zu Dorsets „most wanted ammonites“.
Das Potenzial anderer Sinemurium-Konkretionslagen mit schlechter trennendem Material, wo „ lucky splits“ nicht an der Tagesordnung sind und Sticheln auch eher mühsam ist, hat sich dagegen erst in den letzten Jahren in voller Pracht erschlossen: Feinstrahltechnik macht´s möglich!
Mit Erfolg angewendet wird diese Technik u. a. auch bei der Freilegung von Konkretionen der Turneri-Zone, die unterhalb der Obtusum-Zone liegt und z. B. Ammoniten der Gattungen Microderoceras, Caenisites, Promicroceras und Cymbites enthält. Früher wurden hier nur größere Ammoniten gesammelt und präpariert, die Ammonitenpflaster bestenfalls als „splits“ gesammelt.
Die Konkretionen, die ich von Matt bekam, stammen aus der besagten Turneri-Zone (Shales-with-Beef-Member) von Charmouth. Die Präparation einer der Konkretionen darf ich hier zeigen:
Abb. 2: Der 22,5 cm x 11 cm Rohling, wie von Matt gefunden. Es ist keine komplette Konkretion, sondern ein, leicht vom Waser gerundetes, großes Bruchstück einer flachen, im Ursprung sicherlich sehr länglichen Konkretion.
Der unweit von Charmouth geborgene und schwach von rezenten Serpeln bewachsene Stein zeigte am rechten Rand und an den Bruchkanten eine mehr oder weniger durchgehend erscheinende Schicht mit Ammoniten. Am Rand der Konkretion waren diese ersichtlich eingedrückt, die Ammoniten im Inneren würden jedoch körperlich erhalten sein, soviel stand fest. Am Beginn der Präparation stand die bange Frage: Von welcher Seite soll eigentlich präpariert werden? Hierzu bat ich Lizzie Hingley (Stonebarrowfossils.co.uk) um Rat, die schon viele solcher Konkretionen präpariert hat. Ihre Intuition, die in Abb. 2 gezeigte (etwas stärker gewölbte) Seite, die wohl die Unterseite der Konkretion darstellt, zu wählen, sollte sich als goldrichtig erweisen. Danke nochmals für den zielführenden Tipp! Von der anderen Seite wären die Ammoniten möglicherweise hoffnungslos mit der Schillschicht, in der sie liegen „verbacken“ und somit nicht freizulegen gewesen!
Nach Vorbild ihrer spektakulären Präparate an vergleichbaren Konkretionen entschied ich mich dazu, an den Rändern des Steins einen Steg stehen zu lassen, der später wie ein Bilderrahmen das erhoffte Ammonitenpflaster umgeben sollte. Dies ist sonst längst nicht bei jeder Präparation in dieser Art durchführbar und sieht außerdem um einiges spannender und künstlerischer aus als ein herkömmlich allseitig freigelegtes Pflaster. Das Nachahmen dieser guten Idee war nicht allzu schwer: Ich strahlte dazu einfach mit großer Düse (1,3 mm) und ordentlich Power unter Verwendung von Eisenpulver mit einem Abstand von rund 1 cm zum Rand zirka im 90° Winkel am ganzen Stein entlang in die Tiefe, bis ich tatsächlich auf die Konturen von Ammoniten stieß. Hier stoppte ich dann sofort beim Erreichen.
Abb. 3: Der Rahmen (frame) wird dem Präparator vom Umriss des Steins vorgegeben. Überall mit etwa gleichbleibendem Abstand einen Matrixsteg stehenzulassen, wird dem Präparat später eine kunstvolle Note verleihen.
Zunächst ging es mir bei den Arbeiten nicht darum, die einzelnen Ammoniten bereits vollständig freizulegen, sondern vor allem Orientierung zu gewinnen, wo und wie tief sie im Gestein verteilt liegen. Punktuell wurden Löcher, etwa im Ausmaß eines Quadratzentimeters mit dem Strahler angelegt. Hierbei zeigte sich, dass die Ammonitenschicht relativ konstant auf einer Ebene im Stein lag und keine Häufchenbildung erfolgt war, wie es mitunter in derartigen Konkretionen vorkommt, die teils auch mehre Schichten (layer) mit Ammoniten beinhalten können.
Abb. 4: Einblick in die angewendete Sondiertechnik. Um mit dem Strahler in dem relativ harten Gestein solche Löcher zu erzeugen oder gar flächig in der Tiefe abzutragen, muss man – je nach Härte der Konkretionen – bei der Vorarbeit den Druck schon auf 7-8 bar hochfahren, sonst passiert zu wenig und große Flächen sind nicht zu bewältigen. Bei Erreichen der Fossilien gilt es zu stoppen. Bei der später erfolgenden detaillierten Freilegung der Fossilien habe ich den Druck deutlich reduziert und mit feinerer Düse gearbeitet, um diese nicht zu stark mit dem Strahlgut abzuschleifen. Eine gewisse Rundung der Konturen ist auch mit geringerem Druck nicht zu verhindern, der Kalzit der Ammoniten ist leider nicht unendlich viel härter als das Gestein. Es kommt immer wieder zu Verlusten der hauchdünnen Schalenpartien. Zum Glück haben die Steinkerne zirka dieselbe Färbung, sodass dieses in der Gesamtschau nicht negativ auffällt. Da beim Sticheln die Trennfuge unter der Schale liegt, ist dieses keine Alternative zum Strahlen, zumal man in solchen Ansammlungen immer wieder Treffer an den Gehäusen produzieren würde.
Nach einer Vielzahl Strahl-Sondagen fasste ich den Mut, die dazwischen stehengebliebenen Gesteinsstege mit dem Druckluftstichel abzuflachen, was anschließend viel Zeit sparte. Die glänzenden Stichelspuren im folgenden Foto lassen erahnen, dass das Gestein pyrithaltig ist. Trotzdem ist der Mergelanteil offenbar hoch genug, um es mit brauchbarem Ergebnis zu strahlen. Fein im Sediment verteilte, härtere Gesteinspartikel werden beim Strahlen in entsprechend angepassten Winkeln„untergraben“ und fliegen dann letztlich zusammen mit dem weicheren Material weg.
Abb. 5: Beim vorsichtigen Wegsticheln der erhabenen Stellen zwischen den Sondagen hatte ich Glück, keine Ammoniten zu beschädigen. Man kann beim Sticheln von derartigen Ammonitengräbern auch Schiffbruch erleiden... insofern sollte gelten: im Zweifel sollte man sich für das Strahlen (und den höheren Zeitaufwand) und gegen das Sticheln entscheiden! Gerade dann, wenn man nicht den Luxus hat, mehrere Konkretionen zur Verfügung zu haben, sollte man besser gar nichts riskieren. Der Wunsch nach einem einigermaßen ökonomischen Umgang mit der verfügbaren Präparationszeit konkurriert aber – wie so oft beim Präparieren – mit dem Bedürfnis nach größtmöglicher Vorsicht.
Die Präparation wurde von mir in mehreren „prep sessions“, verteilt auf ein paar Wochen durchgeführt. Zwischendurch legte ich die Konkretion immer wieder in ein Wasserbad. Hierbei galt es darauf zu achten, jeweils erst anhaftendes Eisenpulver zu entfernen, damit Stein und Fossilien keinen Rost ansetzten. Das Wässern hat die Bewandnis, dass sich das Gestein in feuchtem Zustand etwas geschmeidiger mit dem Strahler abtragen lässt, den Fossilien bei der Freilegung also etwas weniger Strahldruck zugemutet werden muss. Die Konkretion musste stets rechtzeitig vor der Weiterarbeit aus dem Wasserbad genommen und ihre Oberfläche gründlich abgetrocknet werden. Der Zustand der Durchfeuchtung verfliegt zwar nach und nach bei der Weiterarbeit wieder, aber kurzfristig bringt das Wässern bei diesem Material merkliche Vorteile.
Abb. 6: Detailausschnitt des Steins nach dem Abwaschen. Die Fossildichte ist hier zufriedenstellend. Feine Details wurden bewusst in dieser Phase noch nicht freigelegt, da dies mit feineren Strahldüsen erfolgen sollte, sobald das Gros der Matrix zeitsparend mit größerem Düsendurchmesser entfernt worden sein würde.
Schließlich legte ich auch die untere „Bildhälfte“ frei. Hierbei setzte ein Hauch von Ernüchterung ein, da ein Bereich leider keine größeren Ammoniten, sondern nur die durchgängige Kleinschill-Schicht enthielt. Die nicht belegte Fläche war aber so klein, dass es dem Gesamteindruck zumindest nicht massiv schadet. Es lehrt einen gleichzeitig eine gewisse Demut, nämlich belegte Bereiche nicht als selbstverständlich hinzunehmen.
Abb. 7: Leider tauchten rechts unten beim Strahlen keine größeren Ammoniten auf – schade! Aber man kann es eben nicht erzwingen.
Jetzt wusste ich schon ziemlich genau Bescheid, wie das Resultat ausfallen würde und die Fertigstellung war nur noch reine Fleißarbeit. Mit feineren Düsen (0,8 und 1,0 mm) und geringerem Druck – 3 bis 4 bar waren allerdings durchaus nötig, um auch sichtbaren Abtrag zu erzielen – wurden Ammonit für Ammonit Sedimentreste entfernt.
Abb. 8: Die erste Hälfte war nun fast fertiggestellt. Ins Auge sticht der prominente Serpelbewuchs eines Promicroceras ziemlich weit oben im Bilderrahmen – passend zu den rezenten Serpeln am Rand des Steins.
Auch an der anderen Hälfte konnte nun mit der feinen Düse gestrahlt werden – so lange bis das Freilegungspotenzial weitgehend erschöpft war. Man findet doch immer noch Winkel, in denen noch Seidment steckt. Wann man „fertig“ ist, ist daher bei so einem Ammonitengrab gar nicht so leicht zu entscheiden.
Nach Beendigung der Präparation wurden die Fossilien im Freien mit feinen Pinseln einzeln fluatiert. Hierzu diente Rember Steinpflegemittel. Rember wird nicht mehr hergestellt – Steinkern-Korrektor Fritz Hasenburger hat mir seinen Restbestand freundlicherweise überlassen.
Abb. 9: Fluatieren der Ammoniten.
Insgesamt steht am Ende der geschätzt gut 10-stündigen Präparation ein schönes Exponat zu Buche: Die berippten Ammoniten sind überwiegend Angehörige der Gattung Promicroceras, die glatten Formen zählen zur Gattung Cymbites. Der Ammonit am Rand direkt neben dem Promicroceras mit dem Serpelbewuchs ist ein Caenisites. Gezählt habe ich die Ammoniten übrigens nicht...
Abb. 10: Das fertige Präparat: 22,5 cm x 11 cm.
Abb. 11: Detailansicht. Serpelbewuchs kommt bei den Ammoniten in diesen Konkretionen immer wieder vor. Der vergleichsweise große Ammonit am Rand des Steins links neben dem Serpel bewachsenen Promicroceras ist – wie schon erwähnt – ein Caenisites.
Achtung, Kalauer: Damit alles „im Rahmen bleibt“, ... möchte ich meine Ausführungen an dieser Stelle beschließen.
In gespannter Erwartung der nächsten Türchen, grüßt Euch
Sönke
1. Dezember
2. Dezember
3. Dezember
4. Dezember
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Liebe Steinkerne,
Udo (alias Freakshow) hatte die schöne Idee, dass wir dieses Jahr wieder einmal einen Steinkern-Adventskalender machen könnten. Dieser orientiert sich am Steinkern-Adventskalender von 2020, wurde jedoch zur Vereinfachung der Abläufe ins Steinkern-Forum verlagert. Alle Mitwirkenden haben ihre Beiträge selbst zusammengestellt, sodass es individuell und für alle überraschend wird – keiner weiß bisher, was der Kalender ganz genau enthalten wird. Bis einschließlich Heiligabend dürfen wir uns alle täglich auf ein neues Türchen/Fossil freuen!
Nachtrag am 24. 12.:
Liebe Mitglieder, wir hatten Euch gebeten, das Kalender-Thema vor Weihnachten nicht zu kommentieren (oder dazu separate Themen zu eröffnen ), damit in diesem Thema alle Türchen direkt aufeinanderfolgen können. Stattdessen konnte als Feedback eine Danksagung über den Like-Button hinterlassen werden, wenn Euch ein Beitrag gefiel! Davon wurde oft Gebrauch gemacht, vielen Dank! Ab jetzt darf selbsverständlich auch kommentiert werden, denn die Türchen sind alle komplett.
In diesem Sinne: Frohes Fest!
Sönke stellvertretend für die Steinkern-Redaktion
Ich habe die Ehre, heute mit dem 1. Türchen beginnen zu dürfen:
1. Dezember 2023: Ein Ammonitengrab aus dem Unterjura von Dorset
von Sönke Simonsen, mit einem Fossilfund von Matt Cape
Seit meiner ersten Dorset-Reise im Jahr 2011 sind mir die landschaftlich reizvollen und nach wie vor ergiebigen Fundorte der südenglischen Jurassic Coast ans Herz gewachsen. Kein Zufall also, dass meine Wahl für das 1. Türchen des Adventskalenders auf ein Stück aus Dorset fiel.
Abb. 1: Blick am Stonebarrow Hill entlang in Richtung Westen zum Heritage Coast Centre in Charmouth, auf den Black Ven und nach Lyme Regis. Am Fuße der Steilküstenabschnitte lassen sich wunderschöne Unterjura-Fossilien finden.
Die gute Fossilerhaltung und Vielfalt der Lias-Fossilien an den Kliffs bei Lyme Regis und Charmouth verblüffen mich Exkursion für Exkursion aufs Neue. Sie erschließen sich aber hauptsächlich demjenigen, der sich eine gute Gesteinskenntnis angeeignet hat. Wer das erste Mal nach Dorset fährt, wird von den Funden oft eher enttäuscht sein, es sei denn, er reist in fachkundiger Begleitung oder hat vorab sehr viel Zeit in Recherchen investiert und generell viel Erfahrung.
Auch wenn ich mittlerweile so Manches selbst gefunden habe, vom Ichthyosaurier-Torso bis zum zerfallenen Hybodus-Gebiss, von Kalzit-Ammoniten bis hin zu Schlangensternen – ein Ammonitenpflaster aus dem Sinemurium besaß ich bislang noch nicht. Zwar wurde ich leider auch bei meiner letzten Reise im März 2023 in dieser Hinsicht nicht selbst fündig, doch hatte ich das Glück von meinem englischen Freund Matt Cape (Dorchester), mehrere unpräparierte Sinemurium-Konkretionen zu bekommen (many thanks again, Matt!), von denen ich eine nachfolgend vorstellen möchte, die ich bereits präparieren konnte.
Seit jeher bei Lokalsammlern und Dorset-Reisenden gleichermaßen begehrt, sind die Kalkkonkretionen der Obtusum-Zone (u. a. die sogenannten Flatstones und Woodstones), deren bekannteste Repräsentanten kalzitische Ammoniten der Gattungen Promicroceras und Asteroceras sind. Die herrlichen Farben des Kalzits (Gelb- und Brauntöne), die schön mit dem grauen Matrixgestein kontrastieren, aber auch die Tatsache, dass sie manchmal schon am Strand als Hammerschlag-Finish freiplatzen, machen sie zu Dorsets „most wanted ammonites“.
Das Potenzial anderer Sinemurium-Konkretionslagen mit schlechter trennendem Material, wo „ lucky splits“ nicht an der Tagesordnung sind und Sticheln auch eher mühsam ist, hat sich dagegen erst in den letzten Jahren in voller Pracht erschlossen: Feinstrahltechnik macht´s möglich!
Mit Erfolg angewendet wird diese Technik u. a. auch bei der Freilegung von Konkretionen der Turneri-Zone, die unterhalb der Obtusum-Zone liegt und z. B. Ammoniten der Gattungen Microderoceras, Caenisites, Promicroceras und Cymbites enthält. Früher wurden hier nur größere Ammoniten gesammelt und präpariert, die Ammonitenpflaster bestenfalls als „splits“ gesammelt.
Die Konkretionen, die ich von Matt bekam, stammen aus der besagten Turneri-Zone (Shales-with-Beef-Member) von Charmouth. Die Präparation einer der Konkretionen darf ich hier zeigen:
Abb. 2: Der 22,5 cm x 11 cm Rohling, wie von Matt gefunden. Es ist keine komplette Konkretion, sondern ein, leicht vom Waser gerundetes, großes Bruchstück einer flachen, im Ursprung sicherlich sehr länglichen Konkretion.
Der unweit von Charmouth geborgene und schwach von rezenten Serpeln bewachsene Stein zeigte am rechten Rand und an den Bruchkanten eine mehr oder weniger durchgehend erscheinende Schicht mit Ammoniten. Am Rand der Konkretion waren diese ersichtlich eingedrückt, die Ammoniten im Inneren würden jedoch körperlich erhalten sein, soviel stand fest. Am Beginn der Präparation stand die bange Frage: Von welcher Seite soll eigentlich präpariert werden? Hierzu bat ich Lizzie Hingley (Stonebarrowfossils.co.uk) um Rat, die schon viele solcher Konkretionen präpariert hat. Ihre Intuition, die in Abb. 2 gezeigte (etwas stärker gewölbte) Seite, die wohl die Unterseite der Konkretion darstellt, zu wählen, sollte sich als goldrichtig erweisen. Danke nochmals für den zielführenden Tipp! Von der anderen Seite wären die Ammoniten möglicherweise hoffnungslos mit der Schillschicht, in der sie liegen „verbacken“ und somit nicht freizulegen gewesen!
Nach Vorbild ihrer spektakulären Präparate an vergleichbaren Konkretionen entschied ich mich dazu, an den Rändern des Steins einen Steg stehen zu lassen, der später wie ein Bilderrahmen das erhoffte Ammonitenpflaster umgeben sollte. Dies ist sonst längst nicht bei jeder Präparation in dieser Art durchführbar und sieht außerdem um einiges spannender und künstlerischer aus als ein herkömmlich allseitig freigelegtes Pflaster. Das Nachahmen dieser guten Idee war nicht allzu schwer: Ich strahlte dazu einfach mit großer Düse (1,3 mm) und ordentlich Power unter Verwendung von Eisenpulver mit einem Abstand von rund 1 cm zum Rand zirka im 90° Winkel am ganzen Stein entlang in die Tiefe, bis ich tatsächlich auf die Konturen von Ammoniten stieß. Hier stoppte ich dann sofort beim Erreichen.
Abb. 3: Der Rahmen (frame) wird dem Präparator vom Umriss des Steins vorgegeben. Überall mit etwa gleichbleibendem Abstand einen Matrixsteg stehenzulassen, wird dem Präparat später eine kunstvolle Note verleihen.
Zunächst ging es mir bei den Arbeiten nicht darum, die einzelnen Ammoniten bereits vollständig freizulegen, sondern vor allem Orientierung zu gewinnen, wo und wie tief sie im Gestein verteilt liegen. Punktuell wurden Löcher, etwa im Ausmaß eines Quadratzentimeters mit dem Strahler angelegt. Hierbei zeigte sich, dass die Ammonitenschicht relativ konstant auf einer Ebene im Stein lag und keine Häufchenbildung erfolgt war, wie es mitunter in derartigen Konkretionen vorkommt, die teils auch mehre Schichten (layer) mit Ammoniten beinhalten können.
Abb. 4: Einblick in die angewendete Sondiertechnik. Um mit dem Strahler in dem relativ harten Gestein solche Löcher zu erzeugen oder gar flächig in der Tiefe abzutragen, muss man – je nach Härte der Konkretionen – bei der Vorarbeit den Druck schon auf 7-8 bar hochfahren, sonst passiert zu wenig und große Flächen sind nicht zu bewältigen. Bei Erreichen der Fossilien gilt es zu stoppen. Bei der später erfolgenden detaillierten Freilegung der Fossilien habe ich den Druck deutlich reduziert und mit feinerer Düse gearbeitet, um diese nicht zu stark mit dem Strahlgut abzuschleifen. Eine gewisse Rundung der Konturen ist auch mit geringerem Druck nicht zu verhindern, der Kalzit der Ammoniten ist leider nicht unendlich viel härter als das Gestein. Es kommt immer wieder zu Verlusten der hauchdünnen Schalenpartien. Zum Glück haben die Steinkerne zirka dieselbe Färbung, sodass dieses in der Gesamtschau nicht negativ auffällt. Da beim Sticheln die Trennfuge unter der Schale liegt, ist dieses keine Alternative zum Strahlen, zumal man in solchen Ansammlungen immer wieder Treffer an den Gehäusen produzieren würde.
Nach einer Vielzahl Strahl-Sondagen fasste ich den Mut, die dazwischen stehengebliebenen Gesteinsstege mit dem Druckluftstichel abzuflachen, was anschließend viel Zeit sparte. Die glänzenden Stichelspuren im folgenden Foto lassen erahnen, dass das Gestein pyrithaltig ist. Trotzdem ist der Mergelanteil offenbar hoch genug, um es mit brauchbarem Ergebnis zu strahlen. Fein im Sediment verteilte, härtere Gesteinspartikel werden beim Strahlen in entsprechend angepassten Winkeln„untergraben“ und fliegen dann letztlich zusammen mit dem weicheren Material weg.
Abb. 5: Beim vorsichtigen Wegsticheln der erhabenen Stellen zwischen den Sondagen hatte ich Glück, keine Ammoniten zu beschädigen. Man kann beim Sticheln von derartigen Ammonitengräbern auch Schiffbruch erleiden... insofern sollte gelten: im Zweifel sollte man sich für das Strahlen (und den höheren Zeitaufwand) und gegen das Sticheln entscheiden! Gerade dann, wenn man nicht den Luxus hat, mehrere Konkretionen zur Verfügung zu haben, sollte man besser gar nichts riskieren. Der Wunsch nach einem einigermaßen ökonomischen Umgang mit der verfügbaren Präparationszeit konkurriert aber – wie so oft beim Präparieren – mit dem Bedürfnis nach größtmöglicher Vorsicht.
Die Präparation wurde von mir in mehreren „prep sessions“, verteilt auf ein paar Wochen durchgeführt. Zwischendurch legte ich die Konkretion immer wieder in ein Wasserbad. Hierbei galt es darauf zu achten, jeweils erst anhaftendes Eisenpulver zu entfernen, damit Stein und Fossilien keinen Rost ansetzten. Das Wässern hat die Bewandnis, dass sich das Gestein in feuchtem Zustand etwas geschmeidiger mit dem Strahler abtragen lässt, den Fossilien bei der Freilegung also etwas weniger Strahldruck zugemutet werden muss. Die Konkretion musste stets rechtzeitig vor der Weiterarbeit aus dem Wasserbad genommen und ihre Oberfläche gründlich abgetrocknet werden. Der Zustand der Durchfeuchtung verfliegt zwar nach und nach bei der Weiterarbeit wieder, aber kurzfristig bringt das Wässern bei diesem Material merkliche Vorteile.
Abb. 6: Detailausschnitt des Steins nach dem Abwaschen. Die Fossildichte ist hier zufriedenstellend. Feine Details wurden bewusst in dieser Phase noch nicht freigelegt, da dies mit feineren Strahldüsen erfolgen sollte, sobald das Gros der Matrix zeitsparend mit größerem Düsendurchmesser entfernt worden sein würde.
Schließlich legte ich auch die untere „Bildhälfte“ frei. Hierbei setzte ein Hauch von Ernüchterung ein, da ein Bereich leider keine größeren Ammoniten, sondern nur die durchgängige Kleinschill-Schicht enthielt. Die nicht belegte Fläche war aber so klein, dass es dem Gesamteindruck zumindest nicht massiv schadet. Es lehrt einen gleichzeitig eine gewisse Demut, nämlich belegte Bereiche nicht als selbstverständlich hinzunehmen.
Abb. 7: Leider tauchten rechts unten beim Strahlen keine größeren Ammoniten auf – schade! Aber man kann es eben nicht erzwingen.
Jetzt wusste ich schon ziemlich genau Bescheid, wie das Resultat ausfallen würde und die Fertigstellung war nur noch reine Fleißarbeit. Mit feineren Düsen (0,8 und 1,0 mm) und geringerem Druck – 3 bis 4 bar waren allerdings durchaus nötig, um auch sichtbaren Abtrag zu erzielen – wurden Ammonit für Ammonit Sedimentreste entfernt.
Abb. 8: Die erste Hälfte war nun fast fertiggestellt. Ins Auge sticht der prominente Serpelbewuchs eines Promicroceras ziemlich weit oben im Bilderrahmen – passend zu den rezenten Serpeln am Rand des Steins.
Auch an der anderen Hälfte konnte nun mit der feinen Düse gestrahlt werden – so lange bis das Freilegungspotenzial weitgehend erschöpft war. Man findet doch immer noch Winkel, in denen noch Seidment steckt. Wann man „fertig“ ist, ist daher bei so einem Ammonitengrab gar nicht so leicht zu entscheiden.
Nach Beendigung der Präparation wurden die Fossilien im Freien mit feinen Pinseln einzeln fluatiert. Hierzu diente Rember Steinpflegemittel. Rember wird nicht mehr hergestellt – Steinkern-Korrektor Fritz Hasenburger hat mir seinen Restbestand freundlicherweise überlassen.
Abb. 9: Fluatieren der Ammoniten.
Insgesamt steht am Ende der geschätzt gut 10-stündigen Präparation ein schönes Exponat zu Buche: Die berippten Ammoniten sind überwiegend Angehörige der Gattung Promicroceras, die glatten Formen zählen zur Gattung Cymbites. Der Ammonit am Rand direkt neben dem Promicroceras mit dem Serpelbewuchs ist ein Caenisites. Gezählt habe ich die Ammoniten übrigens nicht...
Abb. 10: Das fertige Präparat: 22,5 cm x 11 cm.
Abb. 11: Detailansicht. Serpelbewuchs kommt bei den Ammoniten in diesen Konkretionen immer wieder vor. Der vergleichsweise große Ammonit am Rand des Steins links neben dem Serpel bewachsenen Promicroceras ist – wie schon erwähnt – ein Caenisites.
Achtung, Kalauer: Damit alles „im Rahmen bleibt“, ... möchte ich meine Ausführungen an dieser Stelle beschließen.
In gespannter Erwartung der nächsten Türchen, grüßt Euch
Sönke
Steinkern.de Adventskalender: 2. Dezember
2. Dezember 2023: Crinoiden-Kelch aus dem Devon von Kornelimünster bei Aachen
Liebe Steinkerne,
mir wurde das zweite Türchen des Steinkern Adventskalenders zu gelost,
vorab muss ich mich für die Bilder entschuldigen, meine ohnehin marode Technik hat sich gestern weiter verabschiedet.
Für die Aufnahmen blieb mir ein Tablet, welches im Nahbereich, mit verschiedenen Ebenen nicht wirklich schöne Bilder liefert, ansonsten wäre das Törchen aber zu geblieben, unverzeihlich.
Für das unten gezeigte Fossil muss ich etwas ausholen.
Es muss im Sommer 2012 gewesen sein, da lud mich mein Sammelfreund Eifelyeti, Robert Leunissen ein,
einen älteren Sammler bei Düren zu besuchen. So lernte ich Walter Wenning kennen, ein Sammler der sich vorrangig für Korallenkolonien aus dem Devon interessiert. Schon damals fiel mir in Walters Vitrine ein Handstück mit einem Crinoidenkelch aus dem "Kohlenkalk" von Kornelimünster, bei Aachen auf.
Das Devon bei Aachen war seinerzeit für mich beinahe ein weißer Fleck, auf meiner persönlichen, geologischen Landkarte.
Im Jahr darauf mussten wir uns, von unserem gemeinsamen Freund verabschieden, aber die Verbindung war her gestellt der Funke sprang über und viele gemeinsame Exkursionen später entstand eine Freundschaft die bis heute besteht.
Da Walter perfekt Französisch spricht, nahm er mir meine Scheu vor Fundstellen in Belgien und Nordfrankreich, aber letztlich soll es hier um seine profunde Kenntnis des Oberdevons des Aachener Umlandes gehen.
Der Nordabfall der Eifel bei Aachen, ist eine klassische Region für Funde aus dem höheren Devon, allein die Fundstellen sind nach und nach verschwunden, überbaut, oder die alten Brüche sind verfüllt, stehen unter Naturschutz und werden auch mal gerne als privates Refugium genutzt.
Ohne einen lokalen Kenner hätte ich da alsbald auf gegeben.
Nähern wir uns also der Fundstelle und der Stratigraphie des besagten Crinoidenkelchleins.
Wir befinden uns am Ende des Devon, globale Aussterbeereignisse haben bereits einer Vielzahl an Korallen, Stromatoporen (Schwämme), Brachiopoden und Trilobiten den Garaus gemacht.
Doch im obersten Oberdevon, dem Famennium gibt es ein letztes, unvermitteltes aufblühen, faunistisch lässt sich das vom niederbergischen Land (Velbert, Ratingen), über den Nordabfall der Eifel, Belgien, bis nach Nordfrankreich verfolgen.
Diese Schichten wurden als Kohlenkalk, Etroeungt, oder Strunium bezeichnet, Strunium ist der lateinische Name für die Stadt Etroeungt, diese liegt im Département Nord in der Region Hauts-de-France und ist mittlerweile der häufigste Name für diese Ablagerung.
Die Aufschlusssituation ist gelinde gesagt bescheiden.
Einzig eine weitestgehend verschüttete Straßenböschung bei Kornelimünster ist noch zugänglich, allerdings mittlerweile unter Schutz gestellt.
Dort steht eine Wechselfolge aus gebankten Kalken und Mergeln an, rugose Einzelkorallen und Stromatoporen sind stets zu sehen.
Andere Funde waren in der Regel nur nach vielen, akribischen Besuchen zu tätigen, selbst gut erhaltene Brachiopoden sind selten,
oder man hatte halt Glück.
Das bringt uns endlich zum Fund!
Im Februar 1984 konnte Walter diesen schönen Kelch auf einem Handstück dort absammeln, da hatte wohl der Frost geholfen.
Im Sommer diesen Jahres schenkte er mir spontan diesen Kelch und ich wiederum versuche ihn bearbeiten zu lassen und verwalte Walters Fund solange.
Historisch werden zwar Crinoiden von dort, erwähnt, Abbildungen und Material fehlen aber.
Weitere Kelche sind bisher nicht bekannt, wenn also jemand vergleichbares aus dieser Schicht kennt gerne eine PM an mich!
Es mag ein unscheinbares Kelchlein ohne Fangarme sein, aber mich beschäftigt es schon eine Weile und im Grunde ist es auch eine Premiere, allzu viele Menschen haben dieses Fossil noch nicht gesehen.
Der Kelch hat einen Durchmesser/Breite von ca. 20mm.
Er stammt aus dem höchsten Oberdevon, Strunium von Kornelimünster bei Aachen.
Momentan wird er unter Vorbehalt der Gattung Gennaeocrinus WACHSMUT & SPRINGER 1881 zu geordnet. Die Stielklappe des Brachiopoden wird vermutlich zu Sphenospira julii (DEHÉE 1929) gehören. Ich hoffe die kleine, devonische"Praline" gefällt euch
Viele Grüße
Stephan
Liebe Steinkerne,
mir wurde das zweite Türchen des Steinkern Adventskalenders zu gelost,
vorab muss ich mich für die Bilder entschuldigen, meine ohnehin marode Technik hat sich gestern weiter verabschiedet.
Für die Aufnahmen blieb mir ein Tablet, welches im Nahbereich, mit verschiedenen Ebenen nicht wirklich schöne Bilder liefert, ansonsten wäre das Törchen aber zu geblieben, unverzeihlich.
Für das unten gezeigte Fossil muss ich etwas ausholen.
Es muss im Sommer 2012 gewesen sein, da lud mich mein Sammelfreund Eifelyeti, Robert Leunissen ein,
einen älteren Sammler bei Düren zu besuchen. So lernte ich Walter Wenning kennen, ein Sammler der sich vorrangig für Korallenkolonien aus dem Devon interessiert. Schon damals fiel mir in Walters Vitrine ein Handstück mit einem Crinoidenkelch aus dem "Kohlenkalk" von Kornelimünster, bei Aachen auf.
Das Devon bei Aachen war seinerzeit für mich beinahe ein weißer Fleck, auf meiner persönlichen, geologischen Landkarte.
Im Jahr darauf mussten wir uns, von unserem gemeinsamen Freund verabschieden, aber die Verbindung war her gestellt der Funke sprang über und viele gemeinsame Exkursionen später entstand eine Freundschaft die bis heute besteht.
Da Walter perfekt Französisch spricht, nahm er mir meine Scheu vor Fundstellen in Belgien und Nordfrankreich, aber letztlich soll es hier um seine profunde Kenntnis des Oberdevons des Aachener Umlandes gehen.
Der Nordabfall der Eifel bei Aachen, ist eine klassische Region für Funde aus dem höheren Devon, allein die Fundstellen sind nach und nach verschwunden, überbaut, oder die alten Brüche sind verfüllt, stehen unter Naturschutz und werden auch mal gerne als privates Refugium genutzt.
Ohne einen lokalen Kenner hätte ich da alsbald auf gegeben.
Nähern wir uns also der Fundstelle und der Stratigraphie des besagten Crinoidenkelchleins.
Wir befinden uns am Ende des Devon, globale Aussterbeereignisse haben bereits einer Vielzahl an Korallen, Stromatoporen (Schwämme), Brachiopoden und Trilobiten den Garaus gemacht.
Doch im obersten Oberdevon, dem Famennium gibt es ein letztes, unvermitteltes aufblühen, faunistisch lässt sich das vom niederbergischen Land (Velbert, Ratingen), über den Nordabfall der Eifel, Belgien, bis nach Nordfrankreich verfolgen.
Diese Schichten wurden als Kohlenkalk, Etroeungt, oder Strunium bezeichnet, Strunium ist der lateinische Name für die Stadt Etroeungt, diese liegt im Département Nord in der Region Hauts-de-France und ist mittlerweile der häufigste Name für diese Ablagerung.
Die Aufschlusssituation ist gelinde gesagt bescheiden.
Einzig eine weitestgehend verschüttete Straßenböschung bei Kornelimünster ist noch zugänglich, allerdings mittlerweile unter Schutz gestellt.
Dort steht eine Wechselfolge aus gebankten Kalken und Mergeln an, rugose Einzelkorallen und Stromatoporen sind stets zu sehen.
Andere Funde waren in der Regel nur nach vielen, akribischen Besuchen zu tätigen, selbst gut erhaltene Brachiopoden sind selten,
oder man hatte halt Glück.
Das bringt uns endlich zum Fund!
Im Februar 1984 konnte Walter diesen schönen Kelch auf einem Handstück dort absammeln, da hatte wohl der Frost geholfen.
Im Sommer diesen Jahres schenkte er mir spontan diesen Kelch und ich wiederum versuche ihn bearbeiten zu lassen und verwalte Walters Fund solange.
Historisch werden zwar Crinoiden von dort, erwähnt, Abbildungen und Material fehlen aber.
Weitere Kelche sind bisher nicht bekannt, wenn also jemand vergleichbares aus dieser Schicht kennt gerne eine PM an mich!
Es mag ein unscheinbares Kelchlein ohne Fangarme sein, aber mich beschäftigt es schon eine Weile und im Grunde ist es auch eine Premiere, allzu viele Menschen haben dieses Fossil noch nicht gesehen.
Der Kelch hat einen Durchmesser/Breite von ca. 20mm.
Er stammt aus dem höchsten Oberdevon, Strunium von Kornelimünster bei Aachen.
Momentan wird er unter Vorbehalt der Gattung Gennaeocrinus WACHSMUT & SPRINGER 1881 zu geordnet. Die Stielklappe des Brachiopoden wird vermutlich zu Sphenospira julii (DEHÉE 1929) gehören. Ich hoffe die kleine, devonische"Praline" gefällt euch
Viele Grüße
Stephan
Zuletzt geändert von Stephan am Freitag 22. Dezember 2023, 19:04, insgesamt 4-mal geändert.
Fossiliensammeln, ich kann jederzeit damit aufhören, ährlisch!
Steinkern.de Adventskalender: 3. Dezember
3. Dezember: Knospenstrahler aus dem oberen Mitteldevon der Eifel bei Sötenich
Einen schönen Sonntag Euch allen!
Der Adventskalender-Beitrag für den dritten Dezember 2023 ist mir zugewiesen worden und ich freue mich, euch mit diesem Knospenstrahler ein ganz besonderes Fossil des Erdaltertums vorstellen zu können .
Knospenstrahler bilden eine eigene Klasse (Blastoidea) innerhalb der Stachelhäuter und sind hinsichtlich ihres Gesamthabitus den besser bekannten Seelilien (man denke da zum Beispiel an Encrinus aus dem Muschelkalk der Trias) nicht unähnlich. Auch Knospenstrahler lebten mit Wurzel und einem aus mehreren ringförmigen "Scheibchen" aufgebauten Stiel auf dem Substrat verankert, während sich die Organe in einem aus Platten aufgebauten Kelch (Theka) befunden haben, der am Ende dieses Stiels saß. An den Ambulakralfeldern der Theka waren zahlreiche feine "Ärmchen", die sogenannten Brachiolen, befestigt, mit denen das Tier Nahrungspartikel aus dem Wasser filterte und zur Mundöffnung im Theka-Zentrum beförderte. Nach dem Tod des Tieres lösten sich die Brachiolen und der Stiel sehr schnell vom Tier, weshalb man quasi ausschließlich, falls überhaupt erhalten, die Kelche findet.
Die erwähnten Seelilien besiedeln auch heute noch die Meere dieses Planeten, Knospenstrahler sind allerdings im Perm endgültig von der Bildfläche verschwunden und gehörten auch vorher, von einigen lokal eng begrenzten Massenvorkommen abgesehen, nie zu den zahlenmäßig bedeutenden Tiergruppen.
Obwohl in fast jeder mitteldevonischen Formation der Eifel bereits Nachweise dieser faszinierenden Tiere erbracht werden konnten, ist es absolut nicht schwer, Jahre durch die Eifler Aufschlüsse zu ziehen, ohne auch nur ein einziges Exemplar zu finden.
Allerdings gibt es auch Formationen, in denen Knospenstrahler noch weitaus seltener sind als ohnehin schon. Einer dieser Formationen, der jünger-givetischen Rodert-Formation, entstammt auch dieses Exemplar. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit waren von dort noch gar keine Blastoideen bekannt. Zwar hat sich das inzwischen geändert, die Art an sich ist der Wissenschaft auch schon seit geraumer Zeit bekannt, jedoch lassen sich derart junge Individuen an beiden Händen abzählen.
Dies mag auch daran liegen, dass die Schichten des höheren Givetiums in großen Teilen der sogenannten Eifler Kalkmulden-Zone der Dolomitisierung zum Opfer fielen und ihr Fossilinhalt damit nahezu gänzlich ausgelöscht wurde.
Nicht dolomitisierte Bereiche finden sich nur an einigen wenigen Stellen, wie z. B. bei Sötenich in der Sötenicher Mulde der Nordeifel.
Ein besonders charakteristisches Teilglied dieser Formation im Gebiet ist das sog. Sötenich-Member, das sich primär aus dunkelgrauen bis blauschwarzen Mergeln zusammensetzt, die weißlich verwittern und sich leicht an einer einmaligen Vergesellschaftung von verschiedenen Brachiopoden-Arten erkennen lassen. Zu nennen wäre hier beispielsweise der große und unverwechselbare Brachiopode Athyris amanshauseri.
Allerdings stammen auch alle mir bekannten Knospenstrahler der Rodert-Formation aus diesem Member. Nach bisherigem Kenntnisstand gehören die Knospenstrahler des Sötenich-Members allesamt zur Art Hyperoblastus clavatus (SCHULTZE, 1866).
Abb. 1: Sedimente des Sötenich-Members im Aufschluss. Neben der unverwechselbaren Farbe lassen sich auch mehrere Brachiopoden erkennen, wie z. B. eine Armklappe von Athyris amanshauseri in der Bildmitte.
Im Fundzustand ließ sich vom Knospenstrahler nur wenig mehr als der grobe Umriss erkennen. Das Stück zu präparieren, war daher unvermeidlich.
Frühere "Knospen"-Funde aus dieser Region zeichneten sich durch eine außergewöhnlich feine Erhaltung der Oberfläche aus. Da ich diese auf jeden Fall erhalten wollte, entschied ich mich gegen eine Präparation mittels Sandstrahler, die bei devonischen Stachelhäutern sonst häufig zum Einsatz kommt. Stattdessen griff ich zum chemischen Präparationsmittel Rewoquat (ein Tensid). Bei Stachelhäutern ein sehr riskantes Unterfangen, denn sollte das Tensid zwischen die Kelchplatten dringen, könnte der gesamte Kelch von innen aufgesprengt werden.
Daher war es unumgänglich, mit viel Vorsicht und Geduld vorzugehen.
Meine Strategie bestand darin, mit einem angespitzten Zahnstocher eine sehr geringe Menge des Tensids aufzutragen, nur kurz einwirken zu lassen, das Fossil abzuspülen und diesen Vorgang oft zu wiederholen. So gelang es mir, das Tier Stück für Stück freizulegen und die feine Oberflächenskulptur zu erhalten.
Insgesamt waren etwa 15 Durchgänge notwendig.
Abb. 2: Der Knospenstrahler im Fundzustand
Abb. 4: Das Fossil nach etwa 10 Präparationsdurchgängen
Abb. 4, 5: Fertiges Präparat
Mit einer Höhe von 16 mm gehört dieses Individuum schon zu den größeren Knospenstrahlern.
Viele Grüße
Heiko
Einen schönen Sonntag Euch allen!
Der Adventskalender-Beitrag für den dritten Dezember 2023 ist mir zugewiesen worden und ich freue mich, euch mit diesem Knospenstrahler ein ganz besonderes Fossil des Erdaltertums vorstellen zu können .
Knospenstrahler bilden eine eigene Klasse (Blastoidea) innerhalb der Stachelhäuter und sind hinsichtlich ihres Gesamthabitus den besser bekannten Seelilien (man denke da zum Beispiel an Encrinus aus dem Muschelkalk der Trias) nicht unähnlich. Auch Knospenstrahler lebten mit Wurzel und einem aus mehreren ringförmigen "Scheibchen" aufgebauten Stiel auf dem Substrat verankert, während sich die Organe in einem aus Platten aufgebauten Kelch (Theka) befunden haben, der am Ende dieses Stiels saß. An den Ambulakralfeldern der Theka waren zahlreiche feine "Ärmchen", die sogenannten Brachiolen, befestigt, mit denen das Tier Nahrungspartikel aus dem Wasser filterte und zur Mundöffnung im Theka-Zentrum beförderte. Nach dem Tod des Tieres lösten sich die Brachiolen und der Stiel sehr schnell vom Tier, weshalb man quasi ausschließlich, falls überhaupt erhalten, die Kelche findet.
Die erwähnten Seelilien besiedeln auch heute noch die Meere dieses Planeten, Knospenstrahler sind allerdings im Perm endgültig von der Bildfläche verschwunden und gehörten auch vorher, von einigen lokal eng begrenzten Massenvorkommen abgesehen, nie zu den zahlenmäßig bedeutenden Tiergruppen.
Obwohl in fast jeder mitteldevonischen Formation der Eifel bereits Nachweise dieser faszinierenden Tiere erbracht werden konnten, ist es absolut nicht schwer, Jahre durch die Eifler Aufschlüsse zu ziehen, ohne auch nur ein einziges Exemplar zu finden.
Allerdings gibt es auch Formationen, in denen Knospenstrahler noch weitaus seltener sind als ohnehin schon. Einer dieser Formationen, der jünger-givetischen Rodert-Formation, entstammt auch dieses Exemplar. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit waren von dort noch gar keine Blastoideen bekannt. Zwar hat sich das inzwischen geändert, die Art an sich ist der Wissenschaft auch schon seit geraumer Zeit bekannt, jedoch lassen sich derart junge Individuen an beiden Händen abzählen.
Dies mag auch daran liegen, dass die Schichten des höheren Givetiums in großen Teilen der sogenannten Eifler Kalkmulden-Zone der Dolomitisierung zum Opfer fielen und ihr Fossilinhalt damit nahezu gänzlich ausgelöscht wurde.
Nicht dolomitisierte Bereiche finden sich nur an einigen wenigen Stellen, wie z. B. bei Sötenich in der Sötenicher Mulde der Nordeifel.
Ein besonders charakteristisches Teilglied dieser Formation im Gebiet ist das sog. Sötenich-Member, das sich primär aus dunkelgrauen bis blauschwarzen Mergeln zusammensetzt, die weißlich verwittern und sich leicht an einer einmaligen Vergesellschaftung von verschiedenen Brachiopoden-Arten erkennen lassen. Zu nennen wäre hier beispielsweise der große und unverwechselbare Brachiopode Athyris amanshauseri.
Allerdings stammen auch alle mir bekannten Knospenstrahler der Rodert-Formation aus diesem Member. Nach bisherigem Kenntnisstand gehören die Knospenstrahler des Sötenich-Members allesamt zur Art Hyperoblastus clavatus (SCHULTZE, 1866).
Abb. 1: Sedimente des Sötenich-Members im Aufschluss. Neben der unverwechselbaren Farbe lassen sich auch mehrere Brachiopoden erkennen, wie z. B. eine Armklappe von Athyris amanshauseri in der Bildmitte.
Im Fundzustand ließ sich vom Knospenstrahler nur wenig mehr als der grobe Umriss erkennen. Das Stück zu präparieren, war daher unvermeidlich.
Frühere "Knospen"-Funde aus dieser Region zeichneten sich durch eine außergewöhnlich feine Erhaltung der Oberfläche aus. Da ich diese auf jeden Fall erhalten wollte, entschied ich mich gegen eine Präparation mittels Sandstrahler, die bei devonischen Stachelhäutern sonst häufig zum Einsatz kommt. Stattdessen griff ich zum chemischen Präparationsmittel Rewoquat (ein Tensid). Bei Stachelhäutern ein sehr riskantes Unterfangen, denn sollte das Tensid zwischen die Kelchplatten dringen, könnte der gesamte Kelch von innen aufgesprengt werden.
Daher war es unumgänglich, mit viel Vorsicht und Geduld vorzugehen.
Meine Strategie bestand darin, mit einem angespitzten Zahnstocher eine sehr geringe Menge des Tensids aufzutragen, nur kurz einwirken zu lassen, das Fossil abzuspülen und diesen Vorgang oft zu wiederholen. So gelang es mir, das Tier Stück für Stück freizulegen und die feine Oberflächenskulptur zu erhalten.
Insgesamt waren etwa 15 Durchgänge notwendig.
Abb. 2: Der Knospenstrahler im Fundzustand
Abb. 4: Das Fossil nach etwa 10 Präparationsdurchgängen
Abb. 4, 5: Fertiges Präparat
Mit einer Höhe von 16 mm gehört dieses Individuum schon zu den größeren Knospenstrahlern.
Viele Grüße
Heiko
Steinkern.de Adventskalender: 4. Dezember
4. Dezember 2023: Brachiopode Mucrospirifer cf. diluvianoides BOUCOT 1959 aus dem Eifelium von Grzegorzowice (Polen)
Das Paläozoikum war die Blütezeit der Brachiopoden, besonders im Devon stellen sie viele bedeutende Leitfossilien. Eine der attraktivsten Gruppen von Brachiopoden bildet die Ordnung der Spiriferida, mit ihren schönen, oftmals weit ausgezogenen Flügeln.
Ihren Namen verdanken die Spiriferida ihrem spiralig aufgerollten Armgerüst. Leider ist dieses Merkmal nur sehr selten am Fossil zu sehen, da sich das Armgerüst im Inneren der Schale verbirgt. Manchmal lässt es sich bei angewitterten Stücken erkennen, für die Wissenschaft ist deshalb ein Anschliff des Armgerüsts meist unerlässlich.
Bei dem hier gezeigten Stück wurde das filigrane Armgerüst wunderschön dreidimensional herausgearbeitet, meisterhaft präpariert von meinem Sammlerkollegen Janusz Kucharski aus Kraków, Polen.
Hier noch die technischen Daten zu dem Stück:
Mucrospirifer cf. diluvianoides BOUCOT 1959, aus dem Eifelium, Mitteldevon.
Der Fundort ist Grzegorzowice, Woiwodschaft Schlesien, im Heiligkreuzgebirge (Polen)
Die Breite des Fossils beträgt ca. 25mm.
Beste Grüße,
Nils
Das Paläozoikum war die Blütezeit der Brachiopoden, besonders im Devon stellen sie viele bedeutende Leitfossilien. Eine der attraktivsten Gruppen von Brachiopoden bildet die Ordnung der Spiriferida, mit ihren schönen, oftmals weit ausgezogenen Flügeln.
Ihren Namen verdanken die Spiriferida ihrem spiralig aufgerollten Armgerüst. Leider ist dieses Merkmal nur sehr selten am Fossil zu sehen, da sich das Armgerüst im Inneren der Schale verbirgt. Manchmal lässt es sich bei angewitterten Stücken erkennen, für die Wissenschaft ist deshalb ein Anschliff des Armgerüsts meist unerlässlich.
Bei dem hier gezeigten Stück wurde das filigrane Armgerüst wunderschön dreidimensional herausgearbeitet, meisterhaft präpariert von meinem Sammlerkollegen Janusz Kucharski aus Kraków, Polen.
Hier noch die technischen Daten zu dem Stück:
Mucrospirifer cf. diluvianoides BOUCOT 1959, aus dem Eifelium, Mitteldevon.
Der Fundort ist Grzegorzowice, Woiwodschaft Schlesien, im Heiligkreuzgebirge (Polen)
Die Breite des Fossils beträgt ca. 25mm.
Beste Grüße,
Nils
Wusstest du schon, daß der Biss eines einzigen Pferdes eine Hornisse töten kann??
Steinkern.de Adventskalender: 5. Dezember
5. Dezember 2023: Eine doppelklappige Trigonia aus dem Parkinsoni-Oolith von Sengenthal/Opf., Oberbajocium
Mein heutiges Adventskalender-Fossil ist eine doppelklappige Trigonia aus dem unteren Parkinsoni-Oolith, Schicht 7 nach Callomon e.a., 1987, mit ca. 42 x 42 mm, gefunden in diesem Sommer.
Im Garantianen-Oolith kann man hier durchaus häufig einzelklappige Trigonien finden, und, im Laufe von Jahren, gelegentlich auch doppelklappige Exemplare, im Parkinsoni-Oolith sind vor allem letztere dagegen eine Rarität.
Matthias Weißmüller (tarantino 111) schreibt in seinem verdienstvollen Heft und auch im Forum unter „Mitteljura, Muscheln aus dem Bajocium von Sengenthal“:
„Trigonia interlaevigata (QUENSTEDT) findet man häufig in den Garantianenschichten. Gute Trigonien mit zwei Klappen sind dagegen sehr selten. Wie ich finde, eine der wohl schönsten Muscheln überhaupt. Im Parkinsoni-Oolith wird Trigonia interlaevigata von Trigonia denticulatum (AGASSIZ) abgelöst. Diese ist allerdings deutlich seltener“.
Nach Dr. Winfried Werner ist die Systematik der Muscheln des Bajociums momentan überarbeitungsbedürftig.
Die gelbe Ersatzschale der Muschel auf rötlichem Grund kommt für mich auch ästhetisch sehr schön rüber und erinnert mich ein wenig an Fossilien aus Anwil …
Mein heutiges Adventskalender-Fossil ist eine doppelklappige Trigonia aus dem unteren Parkinsoni-Oolith, Schicht 7 nach Callomon e.a., 1987, mit ca. 42 x 42 mm, gefunden in diesem Sommer.
Im Garantianen-Oolith kann man hier durchaus häufig einzelklappige Trigonien finden, und, im Laufe von Jahren, gelegentlich auch doppelklappige Exemplare, im Parkinsoni-Oolith sind vor allem letztere dagegen eine Rarität.
Matthias Weißmüller (tarantino 111) schreibt in seinem verdienstvollen Heft und auch im Forum unter „Mitteljura, Muscheln aus dem Bajocium von Sengenthal“:
„Trigonia interlaevigata (QUENSTEDT) findet man häufig in den Garantianenschichten. Gute Trigonien mit zwei Klappen sind dagegen sehr selten. Wie ich finde, eine der wohl schönsten Muscheln überhaupt. Im Parkinsoni-Oolith wird Trigonia interlaevigata von Trigonia denticulatum (AGASSIZ) abgelöst. Diese ist allerdings deutlich seltener“.
Nach Dr. Winfried Werner ist die Systematik der Muscheln des Bajociums momentan überarbeitungsbedürftig.
Die gelbe Ersatzschale der Muschel auf rötlichem Grund kommt für mich auch ästhetisch sehr schön rüber und erinnert mich ein wenig an Fossilien aus Anwil …
...reich ist, wer zufrieden ist mit dem, was er hat!
Liebe Grüße, Danylo
Liebe Grüße, Danylo
Steinkern.de Adventskalender: 6. Dezember
6. Dezember 2023: Stufe mit Parkinsonia und Belemnopsis aus dem Parkinsoni-Oolith von Sengenthal/Opf., Oberbajocium
Das Los wollte, dass ich gleich an zwei Tagen in Folge an der Reihe bin:
Hier also eine Doppelstufe aus dem mittleren Parkinsoni-Oolith vom Steinbruch Winnberg bei Sengenthal, Schicht 8 nach Callomon e.a., 1987, gefunden in diesem Sommer.
Zuerst der Ammonit: Parkinsonia cf. parkinsoni (SOWERBY, 1821), mit 102 mm:
Hier der Belemnit: Belemnopsis beyrichi (OPPEL, 1857), mit Wohnkammeranteil, ca. 165 mm - Dank für die Bestimmungshilfe an Carsten Rohde:
Und nun die Gesamtansicht der beiden Fossilien auf einem roten „Ziegel“ – solche Kombinationen in guter Erhaltung sind auch bei regelmäßigen Grabungen immer ein Glücksfall:
Präpariert wurde mit Druckluftsticheln, Schabern und Strahlen mit Eisensand, es erfolgten wenige kleine Ergänzungen mit Apoxie Sculpt. Eingelassen wurde mit Original Rember-Fluat.
Das Los wollte, dass ich gleich an zwei Tagen in Folge an der Reihe bin:
Hier also eine Doppelstufe aus dem mittleren Parkinsoni-Oolith vom Steinbruch Winnberg bei Sengenthal, Schicht 8 nach Callomon e.a., 1987, gefunden in diesem Sommer.
Zuerst der Ammonit: Parkinsonia cf. parkinsoni (SOWERBY, 1821), mit 102 mm:
Hier der Belemnit: Belemnopsis beyrichi (OPPEL, 1857), mit Wohnkammeranteil, ca. 165 mm - Dank für die Bestimmungshilfe an Carsten Rohde:
Und nun die Gesamtansicht der beiden Fossilien auf einem roten „Ziegel“ – solche Kombinationen in guter Erhaltung sind auch bei regelmäßigen Grabungen immer ein Glücksfall:
Präpariert wurde mit Druckluftsticheln, Schabern und Strahlen mit Eisensand, es erfolgten wenige kleine Ergänzungen mit Apoxie Sculpt. Eingelassen wurde mit Original Rember-Fluat.
...reich ist, wer zufrieden ist mit dem, was er hat!
Liebe Grüße, Danylo
Liebe Grüße, Danylo
- Robin Lauterbach
- Redakteur
- Beiträge: 754
- Registriert: Donnerstag 21. Mai 2015, 21:01
- Wohnort: Altmittweida, Sachsen
Steinkern.de Adventskalender: 7. Dezember
7. Dezember 2023: Ein kleiner Teufel aus dem Devon von Marokko
Hallo zusammen,
die heutige Tür ist mit Vorsicht zu öffnen! Verbergen sich dahinter doch Teufelshörner.
"Devil horn", das ist der übliche Name der Marokkaner für eine Trilobitenart, die ich euch heute zeigen möchte.
Der korrekte Wissentschaftliche Name für den Krabbler lautet Cyphaspis walteri. Das Fossil kommt von der Fundstelle Mrakib in Marokko. Stratigrafisch ist es dem Eifelium, also dem Mitteldevon, zuzuordnen.
Die Gattung Cyphaspis umfasst sehr viele einzelne Arten. Besonders an der Art walteri, sind die zwei Kopfhörner, die oben auf der Glabella sitzen. Das macht ihn zu einem sehr begehrten Marokkanischen Trilobiten. Nicht selten an der Fundstelle ist das gehäufte Auftreten. So können viele dieser Trilobiten eng beieinander liegen. Von den Marokkanern werden solche Stufen "Devil horn Plates" genannt. Eine solche unpräparierte Stufe harrt derzeit auch noch in meinem heimischen Rohmateriallager.
Weitere Arten mit Stacheln auf der Glabella sind aus der Eifel (C. heissae, C. rommersheimensis) und aus den Ardennen (Belgien) bekannt.
Gestreckt wäre mein Exemplar ohne Stacheln etwa 28mm lang und damit schon ein relativ großes Exemplar. Die Präparation ist wie immer bei Stachel tragenden Trilobiten herausfordernd. Die freilegung der Multistufe wird dann sicher mal ein längeres zukünftiges Projekt.
Nun wünsche ich euch viel Spaß mit den Bildern und freuen wir uns gemeinsam auf das morgige Türchen!
Viele Grüße
Robin
A. P. Van Viersen & H. Prescher (2014): “Devil horned” Cyphaspis (Trilobita, Otarioninae): examples from the Middle
Devonian of the Ardennes (Belgium), Eifel (Germany) and Ma’der (Morocco)
Hallo zusammen,
die heutige Tür ist mit Vorsicht zu öffnen! Verbergen sich dahinter doch Teufelshörner.
"Devil horn", das ist der übliche Name der Marokkaner für eine Trilobitenart, die ich euch heute zeigen möchte.
Der korrekte Wissentschaftliche Name für den Krabbler lautet Cyphaspis walteri. Das Fossil kommt von der Fundstelle Mrakib in Marokko. Stratigrafisch ist es dem Eifelium, also dem Mitteldevon, zuzuordnen.
Die Gattung Cyphaspis umfasst sehr viele einzelne Arten. Besonders an der Art walteri, sind die zwei Kopfhörner, die oben auf der Glabella sitzen. Das macht ihn zu einem sehr begehrten Marokkanischen Trilobiten. Nicht selten an der Fundstelle ist das gehäufte Auftreten. So können viele dieser Trilobiten eng beieinander liegen. Von den Marokkanern werden solche Stufen "Devil horn Plates" genannt. Eine solche unpräparierte Stufe harrt derzeit auch noch in meinem heimischen Rohmateriallager.
Weitere Arten mit Stacheln auf der Glabella sind aus der Eifel (C. heissae, C. rommersheimensis) und aus den Ardennen (Belgien) bekannt.
Gestreckt wäre mein Exemplar ohne Stacheln etwa 28mm lang und damit schon ein relativ großes Exemplar. Die Präparation ist wie immer bei Stachel tragenden Trilobiten herausfordernd. Die freilegung der Multistufe wird dann sicher mal ein längeres zukünftiges Projekt.
Nun wünsche ich euch viel Spaß mit den Bildern und freuen wir uns gemeinsam auf das morgige Türchen!
Viele Grüße
Robin
A. P. Van Viersen & H. Prescher (2014): “Devil horned” Cyphaspis (Trilobita, Otarioninae): examples from the Middle
Devonian of the Ardennes (Belgium), Eifel (Germany) and Ma’der (Morocco)
- Dateianhänge
Steinkern.de Adventskalender: 8. Dezember
8. Fundgeschichte eines Cenoceras aus dem Lias Epsilon von Neumarkt
Unter dieser Überschrift möchte ich hiermit das Kalendertürchen Nummer 8 öffnen und euch vorstellen.
Anfang Juni diesen Jahres entdeckte ich einen großen Lias Epsilon Aushub bei Stauf Süd. Dieser kam von einer Baustelle im Zentrum von Neumarkt. Ein Glück, da diese Baustelle eingezäunt war, es kein reinkommen gab. Also fragte ich den Baggerfahrer der den Aushub grade zusammen schob, ob ich mir die Haufen mal genauer ansehen könnte. Die Erlaubnis wurde erteilt und nach der Arbeit das Haufwerk zum ersten Mal genauer angeschaut. Es kam schnell die Ernüchterung, das wohl außer viel Holz, einigen losen Belemniten nicht viel drauf oder drin war.
Ersichtlich war auch, dass das Material bis in den Delta runter reichte.Auch hier war bis auf ein paar Bruchstücke von Pleuroceras nichts zu Finden. Die Deltaknollen waren ausnahmslos leer. Auch das Material des Lias Epsilon war erstens bankig ausgeprägt und zweitens waren die Laibsteine teilweise drauf gebacken. Hierzu kam, das auf den Bänken eine mehr oder weniger Stark ausgeprägte Schillbank drauf lag, die mit Belemniten Durchsetzt war. Es gab auch lose Laibsteine deren Farbe wesentlich dunkler war als die, die ich von Altdorf kenne. Nach zwei Stunden der Suche und schmerzenden Handgelenken gab es keine brauchbaren Ergebnisse. Das Material war echt so ziemlich leer. Schon ein wenig traurig über die vergebene Mühe, entdeckte ich beim Rückweg oben auf dem Aushub ein verbackenen Laibstein. Dort sah ich einen Hohlraum aus Calzit der mich stutzig machte. Als ich ihn genauer betrachtete, kam an der anderen Seite eine kantige Wohnkammer zum Vorschein. Mir war sofort bewusst um was es sich da handelt, nämlich einen Nautilus.
Durch diesen Fund versuchte ich am nächsten Abend nochmal mein Glück und konnte in Zuge dessen aus einer Bank noch einen Cenoceras bergen. Dieser brach allerdings in 5 Teile und die Präparation wird wohl noch längere Zeit auf sich warten lassen. Als ich den Aushub nach ein paar Tagen wieder besuchen wollte, staunte ich nicht schlecht. Nach ungefähr einer Woche meiner Funde war die ganze Halde durch den Brecher gejagt.,, Shit Happens,, dachte ich mir und somit war die Suche an dem Haushub wohl beendet.
Zum Präparat..
Die Präparation des Cenoceras der hinter diesem Türchen steckt, war langwierig und nicht einfach. Es dauerte ungefähr 60 Stunden. Neben der Tatsache das kaum eine Trennung zum Fossil vorhanden war, musste man sich noch durch ein kollabierten Bereich arbeiten, der mir den Angstschweiß auf die Stirn trieb nicht den hohlen Bereich zu Erwischen. Dies hätte wahrscheinlich ein schönes Loch als Folge gehabt. Durch vorsichtiges Sticheln und Schaben und wieder Sticheln, ist das Ergebnis doch dann recht gut geworden. Mit 26,5 cm, Wohnkammer und einer Innenwindung die hinein läuft, ist dieser Fund für den Lias Epsilon der fränkischen Alb wohl eine Ausnahme der nicht so oft zu Tage kommt.
Das Tierchen dürfte auf den Namen Cenoceras astacoides hören. Ein großes DANKE geht an Günter Schweigert für die Bestimmung.
Abschließend möchte ich allen eine unstressige vorweihnachtliche Zeit wünschen, so wie weiteren Erfolg bei unseren schönen Hobby, der Suche nach dem vergangenen Leben.
In dem Sinne, Liebe Grüße Florian.
Unter dieser Überschrift möchte ich hiermit das Kalendertürchen Nummer 8 öffnen und euch vorstellen.
Anfang Juni diesen Jahres entdeckte ich einen großen Lias Epsilon Aushub bei Stauf Süd. Dieser kam von einer Baustelle im Zentrum von Neumarkt. Ein Glück, da diese Baustelle eingezäunt war, es kein reinkommen gab. Also fragte ich den Baggerfahrer der den Aushub grade zusammen schob, ob ich mir die Haufen mal genauer ansehen könnte. Die Erlaubnis wurde erteilt und nach der Arbeit das Haufwerk zum ersten Mal genauer angeschaut. Es kam schnell die Ernüchterung, das wohl außer viel Holz, einigen losen Belemniten nicht viel drauf oder drin war.
Ersichtlich war auch, dass das Material bis in den Delta runter reichte.Auch hier war bis auf ein paar Bruchstücke von Pleuroceras nichts zu Finden. Die Deltaknollen waren ausnahmslos leer. Auch das Material des Lias Epsilon war erstens bankig ausgeprägt und zweitens waren die Laibsteine teilweise drauf gebacken. Hierzu kam, das auf den Bänken eine mehr oder weniger Stark ausgeprägte Schillbank drauf lag, die mit Belemniten Durchsetzt war. Es gab auch lose Laibsteine deren Farbe wesentlich dunkler war als die, die ich von Altdorf kenne. Nach zwei Stunden der Suche und schmerzenden Handgelenken gab es keine brauchbaren Ergebnisse. Das Material war echt so ziemlich leer. Schon ein wenig traurig über die vergebene Mühe, entdeckte ich beim Rückweg oben auf dem Aushub ein verbackenen Laibstein. Dort sah ich einen Hohlraum aus Calzit der mich stutzig machte. Als ich ihn genauer betrachtete, kam an der anderen Seite eine kantige Wohnkammer zum Vorschein. Mir war sofort bewusst um was es sich da handelt, nämlich einen Nautilus.
Durch diesen Fund versuchte ich am nächsten Abend nochmal mein Glück und konnte in Zuge dessen aus einer Bank noch einen Cenoceras bergen. Dieser brach allerdings in 5 Teile und die Präparation wird wohl noch längere Zeit auf sich warten lassen. Als ich den Aushub nach ein paar Tagen wieder besuchen wollte, staunte ich nicht schlecht. Nach ungefähr einer Woche meiner Funde war die ganze Halde durch den Brecher gejagt.,, Shit Happens,, dachte ich mir und somit war die Suche an dem Haushub wohl beendet.
Zum Präparat..
Die Präparation des Cenoceras der hinter diesem Türchen steckt, war langwierig und nicht einfach. Es dauerte ungefähr 60 Stunden. Neben der Tatsache das kaum eine Trennung zum Fossil vorhanden war, musste man sich noch durch ein kollabierten Bereich arbeiten, der mir den Angstschweiß auf die Stirn trieb nicht den hohlen Bereich zu Erwischen. Dies hätte wahrscheinlich ein schönes Loch als Folge gehabt. Durch vorsichtiges Sticheln und Schaben und wieder Sticheln, ist das Ergebnis doch dann recht gut geworden. Mit 26,5 cm, Wohnkammer und einer Innenwindung die hinein läuft, ist dieser Fund für den Lias Epsilon der fränkischen Alb wohl eine Ausnahme der nicht so oft zu Tage kommt.
Das Tierchen dürfte auf den Namen Cenoceras astacoides hören. Ein großes DANKE geht an Günter Schweigert für die Bestimmung.
Abschließend möchte ich allen eine unstressige vorweihnachtliche Zeit wünschen, so wie weiteren Erfolg bei unseren schönen Hobby, der Suche nach dem vergangenen Leben.
In dem Sinne, Liebe Grüße Florian.
Steinkern.de Adventskalender: 9. Dezember
Präparation eines Liparoceras (Becheiceras) aus dem Unterjura von Dorset
Heute ist es an mir, das Türchen des Steinkern Adventskalenders zu füllen:
Ich zeige Euch hier einen Liparoceras gallicum, der mit 20 cm Durchmesser zu den größten in meiner Sammlung gehört. Üblicherweise findet man Exemplare von etwa 10 bis 15 cm Durchmesser.
Gefunden wurde das Stück von meinem Sammlerfreund Brandon Lennon (alias lymeregisfossils auf Instagram und YouTube). Er überließ mir die Konkretion im vergangenen Frühjahr. Gefunden hat er sie an der Jurassic Coast in Dorset bei Stonebarrow, östlich von Charmouth, während des vergangenen Winters.
Präpariert habe ich die Konkretion in den vergangenen Wochen mit Druckluftstichel und Sandstrahlgerät. Begonnen habe ich damit bereits im September. Nachdem dann der Kolben meines Stichels brach und ich auf Ersatz aus den USA angewiesen war, war es lange Zeit unsicher, ob ich das Stück rechtzeitig fertig bekommen würde. Schließlich hat alles gut geklappt. Danke nochmal an Brook von Paleotools
Es handelt sich um eine Konkretion aus den Green Ammonite Beds, über die hier auch schon recht häufig zu lesen war. Liparoceras ist nach Tragophylloceras, Oistoceras und Androgynoceras die vierthäufigste Gattung der Green Ammonite nodules.
Bei manchen Autoren wird dieser Ammonit als Liparoceras (Becheiceras) gallicum geführt, bei wieder anderen liest man auch schon einmal Becheiceras gallicum. Die genaue Zuordnung ist nicht so ganz unstrittig.
Dir Green Ammonite Beds gehören stratigrafisch ins Pliensbachium, also den unteren Jura.
Die Bilder zeigen von oben nach unten den Fortgang der Präparation Beginnend mit dem Fundzustand:
Heute ist es an mir, das Türchen des Steinkern Adventskalenders zu füllen:
Ich zeige Euch hier einen Liparoceras gallicum, der mit 20 cm Durchmesser zu den größten in meiner Sammlung gehört. Üblicherweise findet man Exemplare von etwa 10 bis 15 cm Durchmesser.
Gefunden wurde das Stück von meinem Sammlerfreund Brandon Lennon (alias lymeregisfossils auf Instagram und YouTube). Er überließ mir die Konkretion im vergangenen Frühjahr. Gefunden hat er sie an der Jurassic Coast in Dorset bei Stonebarrow, östlich von Charmouth, während des vergangenen Winters.
Präpariert habe ich die Konkretion in den vergangenen Wochen mit Druckluftstichel und Sandstrahlgerät. Begonnen habe ich damit bereits im September. Nachdem dann der Kolben meines Stichels brach und ich auf Ersatz aus den USA angewiesen war, war es lange Zeit unsicher, ob ich das Stück rechtzeitig fertig bekommen würde. Schließlich hat alles gut geklappt. Danke nochmal an Brook von Paleotools
Es handelt sich um eine Konkretion aus den Green Ammonite Beds, über die hier auch schon recht häufig zu lesen war. Liparoceras ist nach Tragophylloceras, Oistoceras und Androgynoceras die vierthäufigste Gattung der Green Ammonite nodules.
Bei manchen Autoren wird dieser Ammonit als Liparoceras (Becheiceras) gallicum geführt, bei wieder anderen liest man auch schon einmal Becheiceras gallicum. Die genaue Zuordnung ist nicht so ganz unstrittig.
Dir Green Ammonite Beds gehören stratigrafisch ins Pliensbachium, also den unteren Jura.
Die Bilder zeigen von oben nach unten den Fortgang der Präparation Beginnend mit dem Fundzustand:
Grüße aus Kirchhellen,
Karsten
Karsten
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Steinkern.de Adventskalender: 10. Dezember
Tintenfisch Plesioteuthis sp. aus den Solnhofener Plattenkalken
Tintenfische aus den Plattenkalken von Solnhofen können richtig schick sein, bedenkt man deren Anfälligkeit für Mazeration, zumindest, wenn man eine Analogie zu den rezenten Sepia annimmt.
Das feinkörnige Gestein der Plattenkalke erlaubt manchmal eine besondere Weichteilerhaltung. Mit viel Glück können hier dann Fangarme und Flossen in guter Erhaltung vorliegen.
Dieses ca. 25cm lange Exemplar entstammt den unteren Schichten, die sogenannten Mörtellagen. Sie sind etwas härter und vor allem aber auch spröder als die oberen Schichten. Es zeigt an der links liegenden Körperspitze eine der zwei paarig angeordneten Flossen, was selten vorkommt. Typisch, der Calcit-Gnubbel im Kopf, in diesem Fall mal nicht aufgerissen. Rechts erkennt man ein paar Fangarme, deren Erhaltung so gut ist, dass man auf ihnen die Cirri erkennen kann (kleine Tentakeln, die auf den Fangarmen sitzen).
Die Präparation war etwas unhandlich. Zuerst mussten zwei Platten wieder aufeinander geklebt werden um das Tier von dieser Seite freilegen zu können. Das Waschen der Steine war schon ein Akt. Nach dem Trocknen wurde verklebt und am Folgetag dann freigelegt. Nach der Freilegung wurde um das Fossil herum eine schlecht trennende Schicht dekorativ herausgescherbelt um Das Tier aus seinem tiefen Krater heraus und etwas mehr ans Licht zu holen.
Herzliche Grüße und einen schönen II. Advent!
Udo
Tintenfische aus den Plattenkalken von Solnhofen können richtig schick sein, bedenkt man deren Anfälligkeit für Mazeration, zumindest, wenn man eine Analogie zu den rezenten Sepia annimmt.
Das feinkörnige Gestein der Plattenkalke erlaubt manchmal eine besondere Weichteilerhaltung. Mit viel Glück können hier dann Fangarme und Flossen in guter Erhaltung vorliegen.
Dieses ca. 25cm lange Exemplar entstammt den unteren Schichten, die sogenannten Mörtellagen. Sie sind etwas härter und vor allem aber auch spröder als die oberen Schichten. Es zeigt an der links liegenden Körperspitze eine der zwei paarig angeordneten Flossen, was selten vorkommt. Typisch, der Calcit-Gnubbel im Kopf, in diesem Fall mal nicht aufgerissen. Rechts erkennt man ein paar Fangarme, deren Erhaltung so gut ist, dass man auf ihnen die Cirri erkennen kann (kleine Tentakeln, die auf den Fangarmen sitzen).
Die Präparation war etwas unhandlich. Zuerst mussten zwei Platten wieder aufeinander geklebt werden um das Tier von dieser Seite freilegen zu können. Das Waschen der Steine war schon ein Akt. Nach dem Trocknen wurde verklebt und am Folgetag dann freigelegt. Nach der Freilegung wurde um das Fossil herum eine schlecht trennende Schicht dekorativ herausgescherbelt um Das Tier aus seinem tiefen Krater heraus und etwas mehr ans Licht zu holen.
Herzliche Grüße und einen schönen II. Advent!
Udo
My projekt-number is 2501, i am a living, thinking identity...
http://www.youtube.com/watch?v=EZ1noFE3y_0
https://www.youtube.com/watch?v=WjOuEruzoh0
http://www.youtube.com/watch?v=oDmR1pPz ... ure=relmfu
https://www.youtube.com/watch?v=oOeugwd4vqs
https://www.youtube.com/watch?v=XS2JvfCwiQg
http://www.youtube.com/watch?v=EZ1noFE3y_0
https://www.youtube.com/watch?v=WjOuEruzoh0
http://www.youtube.com/watch?v=oDmR1pPz ... ure=relmfu
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- Stefan W. 12
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Steinkern.de Adventskalender: 11. Dezember
Florida-Fossilien des (Plio-) Pleistozän.
Mit dem mir zugelosten 11. Türchen möchte ich euch ein ganz klein wenig in den Sunshine State Florida „entführen“ und grüße damit alle Sonnenhungrigen! Die gezeigten Gastropoden sind zwar nicht so spektakulär, wie die bisher gezeigten wunderschönen und aufwändig präparierten Fossilien, aber ich finde sie dennoch schön und für die Fundregion und das Zeitalter des beginnenden Pleistozäns repräsentativ und durchaus vorzeigbar.
Die bekannte Florida-Halbinsel der USA, in der Geologie auch als Florida-Plattform bekannt, ist ein Plateau aus Karstkalkstein, welches auf einem Grundgesteinskörper aufliegt. Dieser wird diskordant überlagert von einer dicken Abfolge von Sedimenten aus dem mittleren Jura bis zum Holozän. Vom mittleren Jura bis mindestens zum mittleren Oligozän herrschte Karbonatsedimentation vor. Danach kam es durch Meeresspiegelschwankungen, Hebungen und Erosion im Norden zu vorwiegender Ablagerung von siliziklastischen Sedimenten auf große Teile der Plattform. Ein großer Teil des Staates Florida ist von siliziklastischen Sedimenten von Pliozän bis Holozän bedeckt. Es ist eines der fossilreichsten Gebiete der Erde, wobei der Fossilreport nur durch wenige störende geologische Großereignisse beeinträchtigt ist. Der Fossilreport geht bis ins Eozän vor ca. 50 Mio. Jahren zurück. Die reichen Faunen des Pliozän, der Plio-Pleistozänen Übergangsschichten und des Pleistozän waren zunächst schwierig in Biostratigrafie und Lithostratigrafie einzuordnen. Das Pleistozän teilte man längere Zeit von unten nach oben in 3 Formationen ein: Caloosahatchee-Formation, Bermont-Formation und Fort Thomson-Formation. Die Caloosahatchee-Formation wurde lange Zeit in den Übergangsbereich Spätpliozän bis Frühpleistozän gestellt. Heute betrachtet man das Alter eher als frühes Pleistozän (Gelasien). In den fossilreichen Sanden und Karbonaten der Caloosahatchee-Formation, hat sich auch eine vielgestaltige Invertebraten-Fauna hervorragend erhalten. Da es hier auch zur Bildung von Phosphatlagerstätten kam, gab und gibt es hervorragende Aufschlüsse in Form der Phosphatminen.
Beispielgebend zeige ich hier auf dem Kalenderblatt zwei bekannte Arten: Die Amerikanische Kronenschnecke, Melongena corona Gmelin 1791 aus der Familie Melongenidae (auch rezent bekannt) und die Vasenschnecke Vasum (Hystrivasum) horridum Heilprin 1886 aus der Familie Turbinellidae. Letztere Art hat keinen direkten rezenten Nachfolger und ist wohl auf das frühe Pleistozän beschränkt. Beide Exemplare stammen aus der Caloosahatchee-Formation des frühen Pleistozän. Der Fundort war eines der DeSoto Shell Pit / Arcadia / DeSoto-County. Die Stücke stammen aus Ankäufen. Soweit dem Autor bekannt ist, sind Aufsammlungen heute in den Phosphatminen für die Allgemeinheit nicht mehr möglich. Fossilien können aber weiterhin in Naturaufschlüssen und mit Genehmigung an Baustellen geborgen werden.
Herzliche Grüße euch allen,
Stefan.
(Bilder können angeklickt werden)
Literatur:
Petuch, E. J. (1994): Atlas of Florida Fossil Shells (Pliocene and Pleistocene Marine Gastropods). The Graves Museum of Archaeology and Natural History, Dania Florida, with Chicago Spectrum Press, Evanston, IL, 394 pp.
Scott, T. M. et al. (2001): Geologic Map of the State of Florida, Florida Geological Survey, Tallahassee, Florida.
Petuch, E. J., (2004): Cenozoic Seas-The View from Eastern North America, Florida Atlantic University, CRC Press LLC, Boca Raton, Florida, 2004.
Portell, R. W. and Kittle, B. A. (2010): FLORIDA FOSSIL INVERTEBRATES, Part 13, Florida Paleontological Society, Inc., Gainsville, Florida.
Petuch, E. J., Drolshagen, M. (2011): COMPENDIUM OF FLORIDA FOSSIL SHELLS VOLUME 1, Wellington, Florida: MdM Publishing.
Portell, R. W., Means, G. H. and Hulbert, Jr., R. C. (2012): Southeastern Geological Society Field Trip Guidbook 56, SMR Aggregates, Inc. Sarasota, Florida, Southeastern Geological Society, Tallahassee, Florida.
Official Publication of the Mid-America Paleontology Society (2015): The Caloosahatche Formation of South Florida in: The Cenozoic, Volume 38 No. 2, 54-58, Iowa City, Iowa.
Nachfolgend die Schnecken nochmal einzeln.
Mit dem mir zugelosten 11. Türchen möchte ich euch ein ganz klein wenig in den Sunshine State Florida „entführen“ und grüße damit alle Sonnenhungrigen! Die gezeigten Gastropoden sind zwar nicht so spektakulär, wie die bisher gezeigten wunderschönen und aufwändig präparierten Fossilien, aber ich finde sie dennoch schön und für die Fundregion und das Zeitalter des beginnenden Pleistozäns repräsentativ und durchaus vorzeigbar.
Die bekannte Florida-Halbinsel der USA, in der Geologie auch als Florida-Plattform bekannt, ist ein Plateau aus Karstkalkstein, welches auf einem Grundgesteinskörper aufliegt. Dieser wird diskordant überlagert von einer dicken Abfolge von Sedimenten aus dem mittleren Jura bis zum Holozän. Vom mittleren Jura bis mindestens zum mittleren Oligozän herrschte Karbonatsedimentation vor. Danach kam es durch Meeresspiegelschwankungen, Hebungen und Erosion im Norden zu vorwiegender Ablagerung von siliziklastischen Sedimenten auf große Teile der Plattform. Ein großer Teil des Staates Florida ist von siliziklastischen Sedimenten von Pliozän bis Holozän bedeckt. Es ist eines der fossilreichsten Gebiete der Erde, wobei der Fossilreport nur durch wenige störende geologische Großereignisse beeinträchtigt ist. Der Fossilreport geht bis ins Eozän vor ca. 50 Mio. Jahren zurück. Die reichen Faunen des Pliozän, der Plio-Pleistozänen Übergangsschichten und des Pleistozän waren zunächst schwierig in Biostratigrafie und Lithostratigrafie einzuordnen. Das Pleistozän teilte man längere Zeit von unten nach oben in 3 Formationen ein: Caloosahatchee-Formation, Bermont-Formation und Fort Thomson-Formation. Die Caloosahatchee-Formation wurde lange Zeit in den Übergangsbereich Spätpliozän bis Frühpleistozän gestellt. Heute betrachtet man das Alter eher als frühes Pleistozän (Gelasien). In den fossilreichen Sanden und Karbonaten der Caloosahatchee-Formation, hat sich auch eine vielgestaltige Invertebraten-Fauna hervorragend erhalten. Da es hier auch zur Bildung von Phosphatlagerstätten kam, gab und gibt es hervorragende Aufschlüsse in Form der Phosphatminen.
Beispielgebend zeige ich hier auf dem Kalenderblatt zwei bekannte Arten: Die Amerikanische Kronenschnecke, Melongena corona Gmelin 1791 aus der Familie Melongenidae (auch rezent bekannt) und die Vasenschnecke Vasum (Hystrivasum) horridum Heilprin 1886 aus der Familie Turbinellidae. Letztere Art hat keinen direkten rezenten Nachfolger und ist wohl auf das frühe Pleistozän beschränkt. Beide Exemplare stammen aus der Caloosahatchee-Formation des frühen Pleistozän. Der Fundort war eines der DeSoto Shell Pit / Arcadia / DeSoto-County. Die Stücke stammen aus Ankäufen. Soweit dem Autor bekannt ist, sind Aufsammlungen heute in den Phosphatminen für die Allgemeinheit nicht mehr möglich. Fossilien können aber weiterhin in Naturaufschlüssen und mit Genehmigung an Baustellen geborgen werden.
Herzliche Grüße euch allen,
Stefan.
(Bilder können angeklickt werden)
Literatur:
Petuch, E. J. (1994): Atlas of Florida Fossil Shells (Pliocene and Pleistocene Marine Gastropods). The Graves Museum of Archaeology and Natural History, Dania Florida, with Chicago Spectrum Press, Evanston, IL, 394 pp.
Scott, T. M. et al. (2001): Geologic Map of the State of Florida, Florida Geological Survey, Tallahassee, Florida.
Petuch, E. J., (2004): Cenozoic Seas-The View from Eastern North America, Florida Atlantic University, CRC Press LLC, Boca Raton, Florida, 2004.
Portell, R. W. and Kittle, B. A. (2010): FLORIDA FOSSIL INVERTEBRATES, Part 13, Florida Paleontological Society, Inc., Gainsville, Florida.
Petuch, E. J., Drolshagen, M. (2011): COMPENDIUM OF FLORIDA FOSSIL SHELLS VOLUME 1, Wellington, Florida: MdM Publishing.
Portell, R. W., Means, G. H. and Hulbert, Jr., R. C. (2012): Southeastern Geological Society Field Trip Guidbook 56, SMR Aggregates, Inc. Sarasota, Florida, Southeastern Geological Society, Tallahassee, Florida.
Official Publication of the Mid-America Paleontology Society (2015): The Caloosahatche Formation of South Florida in: The Cenozoic, Volume 38 No. 2, 54-58, Iowa City, Iowa.
Nachfolgend die Schnecken nochmal einzeln.
Zuletzt geändert von Stefan W. 12 am Donnerstag 14. Dezember 2023, 22:43, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn wir uns etwas herausgreifen, bemerken wir, dass es mit allem
anderen im Universum zusammenhängt. John Muir
anderen im Universum zusammenhängt. John Muir
Steinkern.de Adventskalender: 12. Dezember
Zapfen eines Schachtelhalms aus dem Karbon
Liebe Steinkerne,
mir wurde das heutige Türchen zugelost. Und nach 11 Türchen mit allerlei Getier kommt nun zum ersten Male etwas zur Flora.
Vorstellen möchte ich Euch eine Macrostachya carinata, also die Fruktifikation eines Calamiten (Schachtelhalm). Es handelt sich um einen komplett geschlossenen Zapfen.
Bei dieser Sporophyllähre sind die Sporangienbehältern verhüllt, also nicht sichtbar. Wenn sich der Zapfen öffnet, so sieht er fächerförmig aus.
Früher war der Artname „infundibuliformis“ BRONGN.
Zur Fundgeschichte gibt es nicht viel zu berichten. Gemeinsam mit Robin waren wir zu Beginn des Hobbys immer mal wieder im Karbon unterwegs. Eine der wenigen Lokalitäten die auch mal mit einem Halbtagesausflug zu erreichen waren, ist für uns Oelsnitz im Erzgebirge. Auf der Halde des Deutschlandschachtes haben wir uns etwas „eingearbeitet“. Dabei habe ich im Jahr 2013 den Zapfen gefunden. Es ist mein schönstes Fossil von dort, auch weil es sich um einen kompletten und nicht alltäglichen Fund handelt.
Zur Präparation gibt es ebenso wenig zu sagen. Eigentlich habe ich den Stein nur mal gewaschen, also was für faule bzw. ungeduldige Sammler. Zur letzteren Gruppe gehöre ich. Der Stein hat einige Risse und Fugen. Ich möchte ihn aber nicht mit Sekundenkleber oder ähnlichem einlassen.
Der Steinkohleabbau in Oelsnitz/Erzgebirge wurde 1970 eingestellt. Mein Onkel Klaus war einer der letzten Bergmänner, die eingefahren sind. Die Geschichte des Bergbaus aber auch die Geologie des Karbons mit seinen Tieren und Pflanzen kann man im Bergbaumuseum besichtigen. Das Bergbaumuseum in Oelsnitz wird seit einigen Jahren komplett umgebaut und soll im Laufe des Jahres 2024 wieder öffnen. Ein entsprechender Link befindet sich auf der Steinkern-Karte.
Die alten Halden sind auch nach 50 Jahren immer noch fundträchtig. Mit etwas Fleiß kann man sich eine schöne Karbonsammlung aufbauen. Anders als bei anderen Steinkohlehalden muss man sich in Oelsnitz etwas eingraben.
Die Fotos hat Robin gemacht. Ihn möchte ich hiermit danken.
Und natürlich freue ich mich auf die Überraschung hinter dem nächsten Türchen
Macrostachya carinata
Pennsylvanium (Westfal D)
Fundort: Steinkohle-Revier Oelsnitz (Erzgebirge), Halde Deutschlandschacht
Länge: 198 mm
Breite: max. 30 mm
Viele liebe Grüße
Sabine
Liebe Steinkerne,
mir wurde das heutige Türchen zugelost. Und nach 11 Türchen mit allerlei Getier kommt nun zum ersten Male etwas zur Flora.
Vorstellen möchte ich Euch eine Macrostachya carinata, also die Fruktifikation eines Calamiten (Schachtelhalm). Es handelt sich um einen komplett geschlossenen Zapfen.
Bei dieser Sporophyllähre sind die Sporangienbehältern verhüllt, also nicht sichtbar. Wenn sich der Zapfen öffnet, so sieht er fächerförmig aus.
Früher war der Artname „infundibuliformis“ BRONGN.
Zur Fundgeschichte gibt es nicht viel zu berichten. Gemeinsam mit Robin waren wir zu Beginn des Hobbys immer mal wieder im Karbon unterwegs. Eine der wenigen Lokalitäten die auch mal mit einem Halbtagesausflug zu erreichen waren, ist für uns Oelsnitz im Erzgebirge. Auf der Halde des Deutschlandschachtes haben wir uns etwas „eingearbeitet“. Dabei habe ich im Jahr 2013 den Zapfen gefunden. Es ist mein schönstes Fossil von dort, auch weil es sich um einen kompletten und nicht alltäglichen Fund handelt.
Zur Präparation gibt es ebenso wenig zu sagen. Eigentlich habe ich den Stein nur mal gewaschen, also was für faule bzw. ungeduldige Sammler. Zur letzteren Gruppe gehöre ich. Der Stein hat einige Risse und Fugen. Ich möchte ihn aber nicht mit Sekundenkleber oder ähnlichem einlassen.
Der Steinkohleabbau in Oelsnitz/Erzgebirge wurde 1970 eingestellt. Mein Onkel Klaus war einer der letzten Bergmänner, die eingefahren sind. Die Geschichte des Bergbaus aber auch die Geologie des Karbons mit seinen Tieren und Pflanzen kann man im Bergbaumuseum besichtigen. Das Bergbaumuseum in Oelsnitz wird seit einigen Jahren komplett umgebaut und soll im Laufe des Jahres 2024 wieder öffnen. Ein entsprechender Link befindet sich auf der Steinkern-Karte.
Die alten Halden sind auch nach 50 Jahren immer noch fundträchtig. Mit etwas Fleiß kann man sich eine schöne Karbonsammlung aufbauen. Anders als bei anderen Steinkohlehalden muss man sich in Oelsnitz etwas eingraben.
Die Fotos hat Robin gemacht. Ihn möchte ich hiermit danken.
Und natürlich freue ich mich auf die Überraschung hinter dem nächsten Türchen
Macrostachya carinata
Pennsylvanium (Westfal D)
Fundort: Steinkohle-Revier Oelsnitz (Erzgebirge), Halde Deutschlandschacht
Länge: 198 mm
Breite: max. 30 mm
Viele liebe Grüße
Sabine
- Sönke
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Steinkern.de Adventskalender: 13. Dezember
Ein Promicroceras von Charmouth (Großbritannien) mit „inneren Werten“
Beitrag von René Hoffmann (stellvertretend hochgeladen von Sönke)
Hinter der Tür Nummer 13 verbirgt sich ein ca. 2 cm kleiner, aber feiner Fund eines Promicroceras aus der Sammlung von Sönke Simonsen.
Abb. 1: Frisch gefundene Promicroceraten aus Unterjura-Konkretionen am Black Ven bei Charmouth. Die Sinemurium-Konkretionen westlich (Black Ven) und östlich (Stonebarrow Hill) von Charmouth sind aufgrund der darin enthaltenen Kalzit-Ammoniten sehr gesucht. Manchmal platzen die gelblichen oder bräunlichen Ammoniten bereits im Gelände perfekt frei ("split finish"). Foto: Sönke Simonsen
Wie so oft bei den Promicroceraten aus der südenglischen Grafschaft Dorset ist der Phragmokon auch in diesem Fall vollständig mit Kalzit verfüllt. Trotz der Kalzitfüllung sind die Kammerscheidewände/Septen jedoch nicht zerstört, wie dies oft bei anderen Cephalopoden (z. B. bei Lobolytoceras siemensi aus dem Toarcium) vorkommt. Die beiden letzten Septen des gekammerten Gehäuseabschnitts (Phragmokon) stehen auffallend dicht beieinander. Diese Septendrängung wird meist als Indiz dafür gewertet, dass der Ammonit ausgewachsen ist, gleichwohl gibt es auch andere Erklärungsmöglichkeiten z. B. Nahrungsknappheit oder Stress. Denn Septendrängung kann nicht nur bei den zuletzt gebildeten Kammern auftreten.
Da Promicroceraten meist nicht signifikant größer wurden als das vorliegende Stück, könnte das Individuum tatsächlich ausgewachsen sein.
Dreht man das Promicroceras auf die andere Seite, werden sowohl im Auflicht als auch im Durchlicht dunkle Strukturen im Bereich der Wohnkammer erkennbar. Sollte es sich etwa um einen seltenen Fall der Weichteilerhaltung handeln? Kalzit-Ammoniten können es in dieser Hinsicht „in sich haben“, wie z. B. ein Sigaloceras aus dem englischen Callovium höchst eindrucksvoll zeigte: https://www.sci.news/paleontology/sigal ... 10350.html . Nun, mit einem derart spektakulären Ergebnis war hier nicht zu rechnen, doch immerhin erinnerte die längliche Struktur im Inneren der Wohnkammer an den Sipho, einen organischen Strang, der am Hinterende des Weichkörpers von Mantelgewebe gebildet wird und alle Kammern des Phragmokons miteinander verbindet. Vom rezenten Nautilus weiß man, dass mit Hilfe des Siphos Flüssigkeit aus den Kammern herausgepumpt und stickstoffhaltiges Gas in die Kammern eingebracht werden kann. Es könnte sich aber auch um andere Reste des Weichkörpers handeln, die eventuell etwas länger bei der Zersetzung brauchen, wie z. B. das Mantelgewebe oder die Kiemen.
Abb. 2: Links: Der Phragmokon ist vollständig mit Kalzit verfüllt, die Wohnkammer dagegen nur teilweise; rechts: Die andere Seite des Ammoniten zeigt merkwürdige Strukturen im Bereich der Wohnkammer.
Wie könnte man nun also herausbekommen, worum es sich wirklich handelt?
Aufgrund meiner Erfahrungen mit der Computertomographie schlug ich vor, den kleinen Promicroceras zerstörungsfrei zu untersuchen und Sönke willigte ein. Schnell wurde ein Termin für den kleinen „Patienten“ ausgemacht. Bevor der eigentliche Scan erfolgte, konnte man quasi wie in einer Vorschau bei einer einfachen Durchstrahlung des Objektes testen, ob sich die beobachteten Strukturen überhaupt mittels Röntgenstrahlung darstellen lassen. Der Test sah vielversprechend aus – also wurde gescannt. Anderthalb Stunden später konnte der ca. 20 Gigabyte große Datensatz bearbeitet werden… und die Augen wurden immer größer, bei dem was ich da sah. In einem Schnittbild (Orthoslice) konnte ich eine längliche Struktur mit Hohlraum im Inneren erkennen – für mich stand nun fest, dass dies tatsächlich die überlieferten Reste des Siphos sind.
Abb. 3: Zwei Schnittbilder im Abstand von 0,02 mm zeigen eine längliche Struktur mit innerem Hohlraum. Die mit Kalzit verfüllte Wohnkammer erscheint in mittleren Grauwerten. Der weiße Bereich am rechten Bildrand ist, wie sich später herausstellen sollte, Zinkblende.
Um eine optimale Darstellung der räumlichen Lage zu erreichen, wurde der gesamte Datensatz semitransparent dargestellt, wobei die Struktur zuvor vom restlichen Datensatz getrennt wurde und somit gesondert zu bearbeiten war. Eines der Ergebnisse ist die folgende Darstellung in weiß und ohne Transparenz:
Abb. 4: Räumliche Lage der länglichen Struktur in der Wohnkammer des Promicroceras nebst einer isolierten Darstellung des Sipho-Fragments.
Nach Rücksprache erlaubte mir Sönke, den Promicroceras in Salzsäure aufzulösen, um die Struktur des länglichen Objektes unter dem Rasterelektronenmikroskop besser studieren zu können. Die invasive Untersuchungsmethode kam für Sönke in Betracht, weil Promicroceraten relativ häufige Funde im Sinemurium Englands sind und er ein gutes Dutzend davon in der Sammlung hat, sodass das Interesse an einem möglichen Erkenntnisgewinn das Interesse am Sammlungsstück deutlich überwog.
Es dauerte zwei Tage bis die Wohnkammer mit 3%-iger Salzsäure aufgelöst war. Die Rückstände, die ich fand, sahen jedoch nicht sehr vielversprechend aus. Diese wurden abgefiltert und 2 Tage lang getrocknet. Danach wurden die größeren Objekte auf Probenhalter für das Rasterelektronenmikroskop aufgeklebt. Mit zwei weiteren vorbereiteten Probenhaltern tupfte ich vorsichtig den Filter ab – wie bei einer forensischen Analyse wollte ich nichts übersehen. Ich fand natürlich das große Korn von Zinkblende aber auch kleine Zinkblenden-Pyramiden und zwei längliche Strukturen, welche die Siphoreste sein könnten.
Abb. 5: Zinkblende – wie die chemische Analyse mittels Röntgenstrahlung verriet. Auch die Doppelpyramiden, wie man sie vom Pyrit kennt, bestehen aus Zinkblende.
Abb. 6: Längliche Strukturen, die an die Schnittbilder aus dem Computertomographie-Datensatz erinnern.
Also schaute ich mir die mutmaßlichen Siphoreste genauer an. Ich wusste, dass organisches Material oft im Zuge diagenetischer Prozesse in Phosphat umgewandelt wird. Aber die feinen Strukturen, die ich beim Vergrößern der länglichen Strukturen sah, erinnerten mich eher an ein anderes Mineral: Pyrit. Eine schnelle chemische Analyse bestätigte meinen Verdacht.
Abb. 7: Die Bilder zeigen die Hauptzusammensetzung des Materials aus Schwefel und Eisen.
Sammler kennen Pyrit in Form attraktiver Würfel, wie sie oft auf Börsen angeboten werden. Im Mikrometermaßstab kann Pyrit aber auch die Form von vierseitigen Doppelpyramiden (Oktaeder) annehmen.
Meine Lieblingsform des Pyrits heißt Himbeerpyrit. Das passt auch recht gut zur Weihnachtszeit, um den Bogen zur Tür Nummer 13 zu schließen, erinnert der Himbeerpyrit doch ein wenig an Weihnachtsbaumkugeln.
Abb. 8: Himbeerpyrite, auch Framboide genannt, würden – entsprechend vergrößert – auch eine gute Figur als Schmuck am Weihnachtsbaum machen.
Nach mehrstündiger Suche auf den insgesamt vier Probentellern, die ich vorbereitet hatte, fand ich ein einziges vielsprechendes Objekt, das mit hoher Wahrscheinlichkeit Reste des Siphos darstellt. Charakteristisch dafür sind neben der Röhrenform auch längliche, parallel verlaufende Strukturen auf der Röhrenoberfläche. Leider sind keine weiteren Details wie Blutgefäße (Arterien und Venen), die man z. B. für die Ammonitengattung Akmilleria aus dem Perm beschrieben hat, erhalten (Tanabe et al. 2000).
Abb. 9: Detailaufnahme des Sipho-Fragments.
Besten Dank an Sönke, der mir das Stück zum Zwecke der Untersuchung überlassen hat.
Gruß
René
Literatur:
Tanabe, K., Mapes, R., & Sasaki, T. (2000). Soft-part anatomy of the siphuncle in Permian prolecanitid ammonoids. Lethaia, 33, 83–91. https://www.idunn.no/doi/10.1080/00241160050150212
Fotos, wenn nicht anders angegeben, René Hoffmann.
Info: Die Abbildungen 1-7 können durch Anklicken vergrößert werden.
Beitrag von René Hoffmann (stellvertretend hochgeladen von Sönke)
Hinter der Tür Nummer 13 verbirgt sich ein ca. 2 cm kleiner, aber feiner Fund eines Promicroceras aus der Sammlung von Sönke Simonsen.
Abb. 1: Frisch gefundene Promicroceraten aus Unterjura-Konkretionen am Black Ven bei Charmouth. Die Sinemurium-Konkretionen westlich (Black Ven) und östlich (Stonebarrow Hill) von Charmouth sind aufgrund der darin enthaltenen Kalzit-Ammoniten sehr gesucht. Manchmal platzen die gelblichen oder bräunlichen Ammoniten bereits im Gelände perfekt frei ("split finish"). Foto: Sönke Simonsen
Wie so oft bei den Promicroceraten aus der südenglischen Grafschaft Dorset ist der Phragmokon auch in diesem Fall vollständig mit Kalzit verfüllt. Trotz der Kalzitfüllung sind die Kammerscheidewände/Septen jedoch nicht zerstört, wie dies oft bei anderen Cephalopoden (z. B. bei Lobolytoceras siemensi aus dem Toarcium) vorkommt. Die beiden letzten Septen des gekammerten Gehäuseabschnitts (Phragmokon) stehen auffallend dicht beieinander. Diese Septendrängung wird meist als Indiz dafür gewertet, dass der Ammonit ausgewachsen ist, gleichwohl gibt es auch andere Erklärungsmöglichkeiten z. B. Nahrungsknappheit oder Stress. Denn Septendrängung kann nicht nur bei den zuletzt gebildeten Kammern auftreten.
Da Promicroceraten meist nicht signifikant größer wurden als das vorliegende Stück, könnte das Individuum tatsächlich ausgewachsen sein.
Dreht man das Promicroceras auf die andere Seite, werden sowohl im Auflicht als auch im Durchlicht dunkle Strukturen im Bereich der Wohnkammer erkennbar. Sollte es sich etwa um einen seltenen Fall der Weichteilerhaltung handeln? Kalzit-Ammoniten können es in dieser Hinsicht „in sich haben“, wie z. B. ein Sigaloceras aus dem englischen Callovium höchst eindrucksvoll zeigte: https://www.sci.news/paleontology/sigal ... 10350.html . Nun, mit einem derart spektakulären Ergebnis war hier nicht zu rechnen, doch immerhin erinnerte die längliche Struktur im Inneren der Wohnkammer an den Sipho, einen organischen Strang, der am Hinterende des Weichkörpers von Mantelgewebe gebildet wird und alle Kammern des Phragmokons miteinander verbindet. Vom rezenten Nautilus weiß man, dass mit Hilfe des Siphos Flüssigkeit aus den Kammern herausgepumpt und stickstoffhaltiges Gas in die Kammern eingebracht werden kann. Es könnte sich aber auch um andere Reste des Weichkörpers handeln, die eventuell etwas länger bei der Zersetzung brauchen, wie z. B. das Mantelgewebe oder die Kiemen.
Abb. 2: Links: Der Phragmokon ist vollständig mit Kalzit verfüllt, die Wohnkammer dagegen nur teilweise; rechts: Die andere Seite des Ammoniten zeigt merkwürdige Strukturen im Bereich der Wohnkammer.
Wie könnte man nun also herausbekommen, worum es sich wirklich handelt?
Aufgrund meiner Erfahrungen mit der Computertomographie schlug ich vor, den kleinen Promicroceras zerstörungsfrei zu untersuchen und Sönke willigte ein. Schnell wurde ein Termin für den kleinen „Patienten“ ausgemacht. Bevor der eigentliche Scan erfolgte, konnte man quasi wie in einer Vorschau bei einer einfachen Durchstrahlung des Objektes testen, ob sich die beobachteten Strukturen überhaupt mittels Röntgenstrahlung darstellen lassen. Der Test sah vielversprechend aus – also wurde gescannt. Anderthalb Stunden später konnte der ca. 20 Gigabyte große Datensatz bearbeitet werden… und die Augen wurden immer größer, bei dem was ich da sah. In einem Schnittbild (Orthoslice) konnte ich eine längliche Struktur mit Hohlraum im Inneren erkennen – für mich stand nun fest, dass dies tatsächlich die überlieferten Reste des Siphos sind.
Abb. 3: Zwei Schnittbilder im Abstand von 0,02 mm zeigen eine längliche Struktur mit innerem Hohlraum. Die mit Kalzit verfüllte Wohnkammer erscheint in mittleren Grauwerten. Der weiße Bereich am rechten Bildrand ist, wie sich später herausstellen sollte, Zinkblende.
Um eine optimale Darstellung der räumlichen Lage zu erreichen, wurde der gesamte Datensatz semitransparent dargestellt, wobei die Struktur zuvor vom restlichen Datensatz getrennt wurde und somit gesondert zu bearbeiten war. Eines der Ergebnisse ist die folgende Darstellung in weiß und ohne Transparenz:
Abb. 4: Räumliche Lage der länglichen Struktur in der Wohnkammer des Promicroceras nebst einer isolierten Darstellung des Sipho-Fragments.
Nach Rücksprache erlaubte mir Sönke, den Promicroceras in Salzsäure aufzulösen, um die Struktur des länglichen Objektes unter dem Rasterelektronenmikroskop besser studieren zu können. Die invasive Untersuchungsmethode kam für Sönke in Betracht, weil Promicroceraten relativ häufige Funde im Sinemurium Englands sind und er ein gutes Dutzend davon in der Sammlung hat, sodass das Interesse an einem möglichen Erkenntnisgewinn das Interesse am Sammlungsstück deutlich überwog.
Es dauerte zwei Tage bis die Wohnkammer mit 3%-iger Salzsäure aufgelöst war. Die Rückstände, die ich fand, sahen jedoch nicht sehr vielversprechend aus. Diese wurden abgefiltert und 2 Tage lang getrocknet. Danach wurden die größeren Objekte auf Probenhalter für das Rasterelektronenmikroskop aufgeklebt. Mit zwei weiteren vorbereiteten Probenhaltern tupfte ich vorsichtig den Filter ab – wie bei einer forensischen Analyse wollte ich nichts übersehen. Ich fand natürlich das große Korn von Zinkblende aber auch kleine Zinkblenden-Pyramiden und zwei längliche Strukturen, welche die Siphoreste sein könnten.
Abb. 5: Zinkblende – wie die chemische Analyse mittels Röntgenstrahlung verriet. Auch die Doppelpyramiden, wie man sie vom Pyrit kennt, bestehen aus Zinkblende.
Abb. 6: Längliche Strukturen, die an die Schnittbilder aus dem Computertomographie-Datensatz erinnern.
Also schaute ich mir die mutmaßlichen Siphoreste genauer an. Ich wusste, dass organisches Material oft im Zuge diagenetischer Prozesse in Phosphat umgewandelt wird. Aber die feinen Strukturen, die ich beim Vergrößern der länglichen Strukturen sah, erinnerten mich eher an ein anderes Mineral: Pyrit. Eine schnelle chemische Analyse bestätigte meinen Verdacht.
Abb. 7: Die Bilder zeigen die Hauptzusammensetzung des Materials aus Schwefel und Eisen.
Sammler kennen Pyrit in Form attraktiver Würfel, wie sie oft auf Börsen angeboten werden. Im Mikrometermaßstab kann Pyrit aber auch die Form von vierseitigen Doppelpyramiden (Oktaeder) annehmen.
Meine Lieblingsform des Pyrits heißt Himbeerpyrit. Das passt auch recht gut zur Weihnachtszeit, um den Bogen zur Tür Nummer 13 zu schließen, erinnert der Himbeerpyrit doch ein wenig an Weihnachtsbaumkugeln.
Abb. 8: Himbeerpyrite, auch Framboide genannt, würden – entsprechend vergrößert – auch eine gute Figur als Schmuck am Weihnachtsbaum machen.
Nach mehrstündiger Suche auf den insgesamt vier Probentellern, die ich vorbereitet hatte, fand ich ein einziges vielsprechendes Objekt, das mit hoher Wahrscheinlichkeit Reste des Siphos darstellt. Charakteristisch dafür sind neben der Röhrenform auch längliche, parallel verlaufende Strukturen auf der Röhrenoberfläche. Leider sind keine weiteren Details wie Blutgefäße (Arterien und Venen), die man z. B. für die Ammonitengattung Akmilleria aus dem Perm beschrieben hat, erhalten (Tanabe et al. 2000).
Abb. 9: Detailaufnahme des Sipho-Fragments.
Besten Dank an Sönke, der mir das Stück zum Zwecke der Untersuchung überlassen hat.
Gruß
René
Literatur:
Tanabe, K., Mapes, R., & Sasaki, T. (2000). Soft-part anatomy of the siphuncle in Permian prolecanitid ammonoids. Lethaia, 33, 83–91. https://www.idunn.no/doi/10.1080/00241160050150212
Fotos, wenn nicht anders angegeben, René Hoffmann.
Info: Die Abbildungen 1-7 können durch Anklicken vergrößert werden.
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Steinkern.de Adventskalender 2023: 14. Dezember
Libelle Cymatophlebia longialata
Libellen aus den Plattenkalken von Solnhofen sind Klassiker. In der Erhaltung schwanken sie jedoch von himmelhochjauchzend hin bis zu Tode betrübt. Dieses Exemplar aus Eichstätt, mit einer erhaltenen Spannweite von 13,2cm, ist in der erstgenannten Kategorie anzusiedeln. Wider Erwarten, denn die Schichtoberfläche ist mit parallel zu den Flügeln verlaufenden Stylolithen überzogen, ein Nachweis, dass diese Fläche tektonischem Stress ausgesetzt war. Das Fossil jedoch lag ein bis zwei Millimeter unter dieser Fläche und war diesen Belastungen offensichtlich nicht ausgesetzt. Die Flügelfaltung ist exzellent erhalten, gestochen scharf und das Flügelgeäder ist in einigen Bereichen sogar durch mineralische Lösungen eingefärbt. Einziges Manko, die fehlenden Partien der linken Flügelspitzen. Aber bei der Erhaltung kann man das verschmerzen.
Das Fossil präsentiert die Rückenseite und weist eine erhaltene Spannweite von 13,2cm auf.
Libellen aus den Plattenkalken von Solnhofen sind Klassiker. In der Erhaltung schwanken sie jedoch von himmelhochjauchzend hin bis zu Tode betrübt. Dieses Exemplar aus Eichstätt, mit einer erhaltenen Spannweite von 13,2cm, ist in der erstgenannten Kategorie anzusiedeln. Wider Erwarten, denn die Schichtoberfläche ist mit parallel zu den Flügeln verlaufenden Stylolithen überzogen, ein Nachweis, dass diese Fläche tektonischem Stress ausgesetzt war. Das Fossil jedoch lag ein bis zwei Millimeter unter dieser Fläche und war diesen Belastungen offensichtlich nicht ausgesetzt. Die Flügelfaltung ist exzellent erhalten, gestochen scharf und das Flügelgeäder ist in einigen Bereichen sogar durch mineralische Lösungen eingefärbt. Einziges Manko, die fehlenden Partien der linken Flügelspitzen. Aber bei der Erhaltung kann man das verschmerzen.
Das Fossil präsentiert die Rückenseite und weist eine erhaltene Spannweite von 13,2cm auf.
My projekt-number is 2501, i am a living, thinking identity...
http://www.youtube.com/watch?v=EZ1noFE3y_0
https://www.youtube.com/watch?v=WjOuEruzoh0
http://www.youtube.com/watch?v=oDmR1pPz ... ure=relmfu
https://www.youtube.com/watch?v=oOeugwd4vqs
https://www.youtube.com/watch?v=XS2JvfCwiQg
http://www.youtube.com/watch?v=EZ1noFE3y_0
https://www.youtube.com/watch?v=WjOuEruzoh0
http://www.youtube.com/watch?v=oDmR1pPz ... ure=relmfu
https://www.youtube.com/watch?v=oOeugwd4vqs
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Steinkern.de Adventskalender 2023: 15. Dezember
Krabben aus dem „Hittfelder Gestein“ im Doppelpack
Beitrag von René Kautz (stellvertretend hochgeladen von Sönke)
Hallo zusammen,
hinter Türchen 15 findet sich heute ein Krabben-Doppelpack.
Grundsätzlich bin ich komplett auf die Suche nach Fossilien im Geschiebe fokussiert. Dort ist ein horizontiertes Sammeln in Schichten unmöglich. In Ausnahmefällen, insbesondere bei den sogenannten Nahgeschieben, kann man gehäuft Fossilien aus einem Zeitalter finden, die von Gletschern aufgenommen wurden, aber nicht weit mitgereist sind und dann lokal begrenzt relativ regelmäßig gefunden werden können. So ist das z. B. bei dem berühmten Sternberger Gestein aus dem Oberoligozän der Fall.
Ich staunte vor einigen Jahren nicht schlecht, als ich gehäuft oberoligozäne Geschiebe im Süden von Hamburg auflesen konnte – mit einer bislang unbekannten Quantität und Qualität von Decapoden aus diesem Zeitalter. Im Steinkern-Heft Nr. 47 gibt es dazu eine Publikation, in deren Rahmen die Bezeichnung „Hittfelder Gestein“ geschaffen worden ist. Bei 90 % der gefundenen Decapoden handelt es sich um die Krabbe Coeloma credneri NOETLING 1881. Teil 2 des Artikels wird bald im Steinkern-Heft publiziert. Ich will noch nicht zu viel verraten, allerdings möchte ich in Zukunft vom „Hittfelder Gestein“ sprechen, die Anführungszeichen sind ganz bewusst gewählt. Dem Geschiebe sind die Funde auf jeden Fall zuzuordnen. Mehr dazu also an anderer Stelle.
Hier ein besonderer Fund aus diesem Material und für das Geschiebe bislang so noch nicht beschrieben:
Es handelt sich um eine Doppelstufe mit zwei exzellent erhaltenen Coeloma-Exemplaren. Eine der Krabben wurde vor Ort entdeckt, die andere wurde bei einem Formatierungsversuch an der Matrix durch Präparator Andreas Hänel perfekt per lucky split freigelegt. Sicherlich eines der Top3-Stücke, die im Laufe von ca. drei Jahren wöchentlichen Sammelns vor Ort geborgen und präpariert werden konnten.
Frohe Weihnachten!
René
Beitrag von René Kautz (stellvertretend hochgeladen von Sönke)
Hallo zusammen,
hinter Türchen 15 findet sich heute ein Krabben-Doppelpack.
Grundsätzlich bin ich komplett auf die Suche nach Fossilien im Geschiebe fokussiert. Dort ist ein horizontiertes Sammeln in Schichten unmöglich. In Ausnahmefällen, insbesondere bei den sogenannten Nahgeschieben, kann man gehäuft Fossilien aus einem Zeitalter finden, die von Gletschern aufgenommen wurden, aber nicht weit mitgereist sind und dann lokal begrenzt relativ regelmäßig gefunden werden können. So ist das z. B. bei dem berühmten Sternberger Gestein aus dem Oberoligozän der Fall.
Ich staunte vor einigen Jahren nicht schlecht, als ich gehäuft oberoligozäne Geschiebe im Süden von Hamburg auflesen konnte – mit einer bislang unbekannten Quantität und Qualität von Decapoden aus diesem Zeitalter. Im Steinkern-Heft Nr. 47 gibt es dazu eine Publikation, in deren Rahmen die Bezeichnung „Hittfelder Gestein“ geschaffen worden ist. Bei 90 % der gefundenen Decapoden handelt es sich um die Krabbe Coeloma credneri NOETLING 1881. Teil 2 des Artikels wird bald im Steinkern-Heft publiziert. Ich will noch nicht zu viel verraten, allerdings möchte ich in Zukunft vom „Hittfelder Gestein“ sprechen, die Anführungszeichen sind ganz bewusst gewählt. Dem Geschiebe sind die Funde auf jeden Fall zuzuordnen. Mehr dazu also an anderer Stelle.
Hier ein besonderer Fund aus diesem Material und für das Geschiebe bislang so noch nicht beschrieben:
Es handelt sich um eine Doppelstufe mit zwei exzellent erhaltenen Coeloma-Exemplaren. Eine der Krabben wurde vor Ort entdeckt, die andere wurde bei einem Formatierungsversuch an der Matrix durch Präparator Andreas Hänel perfekt per lucky split freigelegt. Sicherlich eines der Top3-Stücke, die im Laufe von ca. drei Jahren wöchentlichen Sammelns vor Ort geborgen und präpariert werden konnten.
Frohe Weihnachten!
René
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