Hallo!
Edit: Ich war noch am Schreiben, als Andreas sein Statement abgeschickt hat. Ich stimme ihm natürlich zu - grundsätzliche Kritik an Facebook ist nicht gleichbedeutend mit einer Kritik an wie auch immer gearteten Steinkern-Präsenzen im Internet. Allerdings finde ich es gut und auch wichtig, dass in diesem Zusammenhang auch grundlegende Diskussionen über Sinn und Sicherheit von Informationen im Web geführt werden können.
Also von mir aus jetzt auch: Thema erledigt
Wolfgang hat geschrieben:Komischerweise sind oft gerade die Leute gegen Facebook, die ihr Wissen aus Medien herausgefischt haben.
Will ich jetzt so nicht stehen lassen - ich war da sogar schon mal angemeldet, ist allerdings schon eine Weile her. Mir stieß schon gleich mal auf, dass man dort anzeigen kann, wen ich alles kenne, wen die wiederum kennen... Das geht in Teilen nun wirklich niemanden etwas an. Verstörend war, dass Bekannte recht schnell nach meiner Anmeldung darauf drängten, ich solle sie zu meiner Liste hinzufügen, damit man einen möglichst großen Freundeskreis bilden könne und gleich jeder sehen könne, wer da mit wem in Verbindung stehe. Das hatte für mich etwas von Sozialvoyeurismus...
Auch aus beruflichem Interesse befasse ich mich durchaus mit Online Communities, und zwar weit über das hinaus, was man in Lokalzeitungen auf der Computer-Seite lesen kann...
Harry2406 hat geschrieben:Wenn ihr euch daran orientiert, und eure Privatsphäre Einstellungen korrekt wählt, kann euch und euren Daten nichts passieren. Ihr bestimmt selbst, wer was von euren Daten sieht oder auch nicht.
Genau, ich bestimme selber, ob Hacker meine Daten klauen dürfen oder auch nicht. Ein frommer Wunsch... Siehe den Einbruch in die Sony-Datenbanken letzte Woche.
Es gibt nichts spannenderes, als wenn Dich Dein Kreditkartenunternehmen aus heiterem Himmel anruft um Dir mitzuteilen, dass Deine Karte wegen einer horrenden Abbuchung von einem Blumenladen in New York gesperrt wurde - und Dich auch gleich noch dazu informiert, dass sie wissen, aus welchem Unternehmen die Kartendaten gestohlen wurden. Aus verschiedenen Gründen komme ich nicht umhin, mit Karte im WWW zu bezahlen, und bislang wurden solche Fälle von meinem Kartenunternehmen erkannt und abgeblockt, bevor mir ein Schaden entstand. Das geschieht übrigens automatisiert über Computersysteme, die ein Benutzerprofil anlegen und Zahlungen, die vom üblichen Verhalten des Karteninhabers abweichen, monieren. Also gleich noch eine weitere hochinteressante Datensammlung, die von Hackern abgegriffen oder von unzufriedenen Mitarbeitern verhökert werden kann.
Kurz, es ist ein naiver Glaube, dass sensible Daten sicher wären, wenn nur der Datenhalter dies versichert. Neben technischen Schwachstellen kommt auch der Faktor Mensch hinzu. Sei dies, weil an sich wirkungsvolle Sicherheitseinstellungen nachlässig administriert werden, oder weil ein unzufriedener Mitarbeiter die schnelle Kohle mit illegaler Datenweitergabe machen möchte...
Harry2406 hat geschrieben:jedes Unternehmen, das etwas auf sich hält, hat eine Seite bei Facebook. Aus Imagegründen und ohne Vermarktungsabsichten.
Image ist immer Vermarktung! Man will sich ja gegenüber Mitbewerbern profilieren. Aus purem Spaß an der Freude investiert keine PR- oder Marketingabteilung Zeit und Geld in einen Facebook-Auftritt. Erstaunlich, zu glauben, Unternehmen täten
irgend etwas ohne (zumindest indirekte) Gewinnabsichten...
Bei uns im Unternehmen kam mal die Idee auf, die Mitarbeiter sollten regelmäßig über ihre aktuelle Tätigkeit twittern, auch eine Vernetzung per Facebook wurde angeregt. Warum man mit den Kollegen jenseits von E-Mail, Telefon, Videokonferenz und Skype auch noch mehrfach anderweitig vernetzt sein soll, war mir nicht einigängig, schließlich werden Mitarbeiter für ihre konkrete Tätigkeit bezahlt und nicht dafür, pausenlos das Unternehmen im Internet zu bewerben. Die Idee wurde dann auch wieder fallengelassen. Man kann mit "Kommunikation" unheimlich viel Zeit vertun, und in vielen Fällen ist es fraglich, ob ein Mehr an Kommunikation auch einen ideellen oder finanziellen Zugewinn bedeutet. Denn im besten Fall erfolgt auf Kommunikation Reaktion, was aber schnell unter den Tisch fällt, wenn man seine komplette Zeit nur noch zur Kommunikation aufwendet. Die wird dann zum Selbstzweck.
Dies ist auch eine Frage der persönlichen Fokussierung: Genügt es mir, mit 10, 20 Menschen zu kommunizieren, die ich in meinen engeren und weiteren Freundeskreis aufteile, oder gehe ich auf jedes Kommunikationsangebot ein, egal von wem und wann es kommt? Letzteres nenne ich dann "Überkommunikation", gekennzeichnet dadurch, dass nicht mehr unterschieden werden kann, welches "Gespräch" wichtig ist und welches nicht.
Zugegeben ist es sicherlich gerade für Jugendliche in ihrem Identitätsfindungsprozess sehr verlockend, sich durch Facebook etc. Bestätigung in ihrem Sein und Tun durch möglichst viele positive Kontakte mit anderen Menschen zu holen. Ich denke, das ist nur natürlich, ich kann aber auch jeden verstehen, der sagt, er brauche diese Art von Bestätigung nicht.
Gruß,
Rainer