Fossilien aus dem Unteroligozän (Rupelium) des Braunkohletagebaus Amsdorf: Haie, Rochen und Chimären – eine Bilanz
Moderator: Sönke
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Fossilien aus dem Unteroligozän (Rupelium) des Braunkohletagebaus Amsdorf: Haie, Rochen und Chimären – eine Bilanz
Zum Artikel:
Fossilien aus dem Unteroligozän (Rupelium) des Braunkohletagebaus Amsdorf: Haie, Rochen und Chimären – eine Bilanz
Kurzfassung:
Die Deckschichten oberhalb der Braunkohle im Tagebau Amsdorf (Sachsen-Anhalt) bildet ein rund 20 Meter mächtiges Schichtpaket mariner Ablagerungen des Rupeliums (Unteroligozän). In diesem Schichtkomplex weckte insbesondere eine 5 cm bis 15 cm mächtige Kiesschicht das Interesse von Paläontologen und Hobby-Paläontologen. Aufgrund seiner Fossilführung wird der Horizont auch als Haizahnkonglomerat bezeichnet. Aus diesem Konglomerat sowie angrenzenden Schichten trug der Autor im Laufe der Jahrzehnte diverse Haizähne zusammen. Die unterschiedlichen aus Amsdorf nachgewiesenen Taxa (von kleinen Zähnen bis hin zu Carcharocles angustidens) werden entweder anhand eigener Funde abgebildet oder durch Zeichnungen von Andrea Woydack illustriert. Auf die heute nur noch eingeschränkt bestehenden Fundmöglichkeiten (immerhin sind noch Haldenfunde möglich) wird ebenfalls eingegangen.
_______________________________
Liebe Mitglieder, lieber Hartmut,
vielen Dank für den ausführlichen und sehr gelungenen Amsdorf-Beitrag!
Nachdem durch die Zusammenarbeit mit Harry beim Sonderheft "Faszination Haie" sowie einige persönliche Funderlebnisse Haizähne in den letzten Jahren stärker denn je in meinen Fokus gerückt sind, hat es mich sehr gefreut hier Material aus einer mir fast unbekannten Lokalität in Sachsen-Anhalt kennenzulernen. Der Bericht gewährt einen tollen Überblick über die Selachierfauna. Man kann sich die Suchtätigkeit im Haizahnkonglomerat gut vorstellen - schade (aber nicht zu ändern) ist natürlich, dass heute nur noch sehr eingeschränkte Möglichkeiten der Suche bestehen. Das ändert aber nichts am dokumentarischen Wert des Beitrags. Es sind sehr schöne Zähne dabei. Schade, dass nicht wenige der Amsdorfer Haizähne dazu neigen, sich an der Luft zu zerlegen. Das ist ja schlimmer als mit Markasit-Fossilien... eventuell gibt es ja im Forum Denkansätze dazu, wie man diesen Umwandlungs- bzw. Zerfallsprozessen wirksam entgegentreten kann...? Hat jemand Erfahrungen damit? Kommen entsprechend problematische Zähne auch an anderen Lokalitäten vor oder ist das ein reines Amsdorf-Phänomen?
Der Forenbeitrag zum Bericht kann - wie immer - gern zu Fragen an den Autor genutzt werden. Auch das Zeigen eigener Funde, sofern vorhanden, wäre äußerst gern gesehen!
Natürlich kann hier auch über die Nomenklatur / Bestimmungen gefachsimpelt werden. Im Vergleich zum Haiheft ergeben sich ein paar nomenklatorische Abweichungen, die jedoch bis zu einem gewissen Grad subjektiv sind (z. B. Carcharocles vs. Otodus), je nachdem nach welcher Literatur (siehe Literaturzitate) man bestimmt, variieren die Ergebnisse. Da wir den Bericht jederzeit noch editieren können auf Basis der Expertise von Mitgliedern, können wir hier nötigenfalls ja immer noch Aktualisierungen vornehmen.
Beste Grüße und allen viel Spaß beim Lesen!
Sönke
Fossilien aus dem Unteroligozän (Rupelium) des Braunkohletagebaus Amsdorf: Haie, Rochen und Chimären – eine Bilanz
Kurzfassung:
Die Deckschichten oberhalb der Braunkohle im Tagebau Amsdorf (Sachsen-Anhalt) bildet ein rund 20 Meter mächtiges Schichtpaket mariner Ablagerungen des Rupeliums (Unteroligozän). In diesem Schichtkomplex weckte insbesondere eine 5 cm bis 15 cm mächtige Kiesschicht das Interesse von Paläontologen und Hobby-Paläontologen. Aufgrund seiner Fossilführung wird der Horizont auch als Haizahnkonglomerat bezeichnet. Aus diesem Konglomerat sowie angrenzenden Schichten trug der Autor im Laufe der Jahrzehnte diverse Haizähne zusammen. Die unterschiedlichen aus Amsdorf nachgewiesenen Taxa (von kleinen Zähnen bis hin zu Carcharocles angustidens) werden entweder anhand eigener Funde abgebildet oder durch Zeichnungen von Andrea Woydack illustriert. Auf die heute nur noch eingeschränkt bestehenden Fundmöglichkeiten (immerhin sind noch Haldenfunde möglich) wird ebenfalls eingegangen.
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Liebe Mitglieder, lieber Hartmut,
vielen Dank für den ausführlichen und sehr gelungenen Amsdorf-Beitrag!
Nachdem durch die Zusammenarbeit mit Harry beim Sonderheft "Faszination Haie" sowie einige persönliche Funderlebnisse Haizähne in den letzten Jahren stärker denn je in meinen Fokus gerückt sind, hat es mich sehr gefreut hier Material aus einer mir fast unbekannten Lokalität in Sachsen-Anhalt kennenzulernen. Der Bericht gewährt einen tollen Überblick über die Selachierfauna. Man kann sich die Suchtätigkeit im Haizahnkonglomerat gut vorstellen - schade (aber nicht zu ändern) ist natürlich, dass heute nur noch sehr eingeschränkte Möglichkeiten der Suche bestehen. Das ändert aber nichts am dokumentarischen Wert des Beitrags. Es sind sehr schöne Zähne dabei. Schade, dass nicht wenige der Amsdorfer Haizähne dazu neigen, sich an der Luft zu zerlegen. Das ist ja schlimmer als mit Markasit-Fossilien... eventuell gibt es ja im Forum Denkansätze dazu, wie man diesen Umwandlungs- bzw. Zerfallsprozessen wirksam entgegentreten kann...? Hat jemand Erfahrungen damit? Kommen entsprechend problematische Zähne auch an anderen Lokalitäten vor oder ist das ein reines Amsdorf-Phänomen?
Der Forenbeitrag zum Bericht kann - wie immer - gern zu Fragen an den Autor genutzt werden. Auch das Zeigen eigener Funde, sofern vorhanden, wäre äußerst gern gesehen!
Natürlich kann hier auch über die Nomenklatur / Bestimmungen gefachsimpelt werden. Im Vergleich zum Haiheft ergeben sich ein paar nomenklatorische Abweichungen, die jedoch bis zu einem gewissen Grad subjektiv sind (z. B. Carcharocles vs. Otodus), je nachdem nach welcher Literatur (siehe Literaturzitate) man bestimmt, variieren die Ergebnisse. Da wir den Bericht jederzeit noch editieren können auf Basis der Expertise von Mitgliedern, können wir hier nötigenfalls ja immer noch Aktualisierungen vornehmen.
Beste Grüße und allen viel Spaß beim Lesen!
Sönke
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- Fossiliensuche im Anstehenden des Amsdorfer Haizahnkonglomerats im Jahr 2012. Foto: Hartmut Huhle.
- Bild01.jpg (191.51 KiB) 1247 mal betrachtet
- fossihagen
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Re: Fossilien aus dem Unteroligozän (Rupelium) des Braunkohletagebaus Amsdorf: Haie, Rochen und Chimären – eine Bilanz
Ein großes Dankeschön an Hartmut für die Zusammenfassung verbunden mit der Hoffnung, dass das auf die Mollusken ausgeweitet wird.
UND Danke, dass wir über die Jahre so schöne Touren in Amsdorf machen konnten. Schade, dass das nun erlischt.
Ich krame mal meine Funde raus und wir machen im Steinkern einen Amsdorf Thread. Wobei Du sicher die meisten Schmankerl zu bieten hast!
Grüße
H.
UND Danke, dass wir über die Jahre so schöne Touren in Amsdorf machen konnten. Schade, dass das nun erlischt.
Ich krame mal meine Funde raus und wir machen im Steinkern einen Amsdorf Thread. Wobei Du sicher die meisten Schmankerl zu bieten hast!
Grüße
H.
- Freakshow
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Re: Fossilien aus dem Unteroligozän (Rupelium) des Braunkohletagebaus Amsdorf: Haie, Rochen und Chimären – eine Bilanz
Ich finde es immer toll, wenn langjährige intensive Beschäftigung zu solchen Artikeln führen! Herzlichen Dank dafür!
My projekt-number is 2501, i am a living, thinking identity...
http://www.youtube.com/watch?v=EZ1noFE3y_0
https://www.youtube.com/watch?v=WjOuEruzoh0
http://www.youtube.com/watch?v=oDmR1pPz ... ure=relmfu
https://www.youtube.com/watch?v=oOeugwd4vqs
https://www.youtube.com/watch?v=XS2JvfCwiQg
http://www.youtube.com/watch?v=EZ1noFE3y_0
https://www.youtube.com/watch?v=WjOuEruzoh0
http://www.youtube.com/watch?v=oDmR1pPz ... ure=relmfu
https://www.youtube.com/watch?v=oOeugwd4vqs
https://www.youtube.com/watch?v=XS2JvfCwiQg
Re: Fossilien aus dem Unteroligozän (Rupelium) des Braunkohletagebaus Amsdorf: Haie, Rochen und Chimären – eine Bilanz
Auch von mir ein großes Dankeschön für den guten Bericht. Und natürlich verbunden mit der Hoffnung das die Schnecken noch kommen.
Ich war immer so gern in Amsdorf sammeln. Die Vielfalt der Molusken ist phantastisch. Es ist richtig schade das es dem Ende zu geht.
Viele Grüße Sabine
Ich war immer so gern in Amsdorf sammeln. Die Vielfalt der Molusken ist phantastisch. Es ist richtig schade das es dem Ende zu geht.
Viele Grüße Sabine
- araucaria1959
- Moderator
- Beiträge: 1319
- Registriert: Samstag 18. Februar 2012, 15:53
Re: Fossilien aus dem Unteroligozän (Rupelium) des Braunkohletagebaus Amsdorf: Haie, Rochen und Chimären – eine Bilanz
Toller Bericht, schöne Fotos und Zähne und interessantes Thema!
Ich selbst kenne die Lokalität nicht. Ich war nur ein einziges Mal nach der Grenzöffnung im Mansfelder Gebiet und habe dort auf alten Kupferschieferhalden ein paar Fischfragmente gesammelt (mehr war bei einem einzigen Besuch nicht zu finden).
Auch mich interessiert vor allem der Zerfall der Haizähne. Von sowas habe ich bisher nie gehört. Was selbst gefundene Haizähne anbetrifft, habe ich aber nur Mainzer Becken und einige wenige aus der niedersächsischen Unterkreide (aus Tongruben). Da zerfiel oder verfärbte sich nichts.
Aus dem Homepage-Bericht ging hervor, dass jedenfalls die basale Kiesschicht und das Haizahnkonglomerat von den sich selbst zerstörenden Zähnen betroffen sind. Gleichzeitig zeigt der Bericht aber auch tolle Bilder von wirklich großartigen Zähnen: war das "frisches" Material vor dem Zerfall, oder sind die Zähne aus anderen Horizonten (z.B. Schluff) stabil und nicht zerfallsgefährdet?
Der große Einsatz im Gelände, den man aus dem Artikel und auch schon dem sich entwickelnden Thread dazu erkennen kann, würde sich ja kaum lohnen, wenn alles Zahnmaterial zerfällt und es auch keine zuverlässige Konservierungsmethode gibt.
Reinhard
(araucaria1959)
Ich selbst kenne die Lokalität nicht. Ich war nur ein einziges Mal nach der Grenzöffnung im Mansfelder Gebiet und habe dort auf alten Kupferschieferhalden ein paar Fischfragmente gesammelt (mehr war bei einem einzigen Besuch nicht zu finden).
Auch mich interessiert vor allem der Zerfall der Haizähne. Von sowas habe ich bisher nie gehört. Was selbst gefundene Haizähne anbetrifft, habe ich aber nur Mainzer Becken und einige wenige aus der niedersächsischen Unterkreide (aus Tongruben). Da zerfiel oder verfärbte sich nichts.
Aus dem Homepage-Bericht ging hervor, dass jedenfalls die basale Kiesschicht und das Haizahnkonglomerat von den sich selbst zerstörenden Zähnen betroffen sind. Gleichzeitig zeigt der Bericht aber auch tolle Bilder von wirklich großartigen Zähnen: war das "frisches" Material vor dem Zerfall, oder sind die Zähne aus anderen Horizonten (z.B. Schluff) stabil und nicht zerfallsgefährdet?
Der große Einsatz im Gelände, den man aus dem Artikel und auch schon dem sich entwickelnden Thread dazu erkennen kann, würde sich ja kaum lohnen, wenn alles Zahnmaterial zerfällt und es auch keine zuverlässige Konservierungsmethode gibt.
Reinhard
(araucaria1959)
Re: Fossilien aus dem Unteroligozän (Rupelium) des Braunkohletagebaus Amsdorf: Haie, Rochen und Chimären – eine Bilanz
Hallo Sammlerkollegen,
zuerst einmal vielen Dank für das durchweg positive Echo. Nun zur Beantwortung Eurer Fragen.
Natürlich sind noch weitere Beiträge zum Unteroligozän von Amsdorf geplant. Es wird allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen bis die Beiträge im Steinkern erscheinen können. Reinhard, Du möchtest noch einiges über die Verwitterung der Haizähne erfahren. Zuerst einmal: die Zähne aus dem Mainzer Becken und der Kreide sind nicht gefährdet. In Amsdorf und auch in Espenhain hängt die Verwitterung damit zusammen, dass die Zähne in Material zur Ablagerung gekommen sind, welches Markasit enthält. Der Markasit hat sich auch fein verteilt im Fossil abgelagert. Kommt die Fundschicht mit Luftsauerstoff zusammen und ist das Ganze noch feucht setzt die Umwandlung des Markasit in Gips, Rost und Schwefel ein. Das war es dann mit der ganzen Herrlichkeit. Die Zähne aus dem Konglomerat von Amsdorf sind nur unmittelbar nach der Freilegung noch schwarz und sehen dann aus wie gelackt. Soche Zähne müssen nach der Bergung richtig getrocknet werden und halten sich dann auch unbegrenzt, wenn man sie trocken lagert. Aber schon ein paar Tage schlechtes Wetter führen zur Verfärbung. Später kommt es dann zu Gipsausblühungen, die man im Frühstadium noch mit einem Messer abkratzen kann. Später sehen dann die Zähne so aus wie auf dem Bild im Beitrag. Die Schluffzähne werden nur heller, aber halten sich ganz gut, wenn sie trocken gelagert werden.
Besonderer Gruß an Sabine und Hagen.
Wir sollten mal wieder etwas gemeinsam unternehmen.
Hartmut
zuerst einmal vielen Dank für das durchweg positive Echo. Nun zur Beantwortung Eurer Fragen.
Natürlich sind noch weitere Beiträge zum Unteroligozän von Amsdorf geplant. Es wird allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen bis die Beiträge im Steinkern erscheinen können. Reinhard, Du möchtest noch einiges über die Verwitterung der Haizähne erfahren. Zuerst einmal: die Zähne aus dem Mainzer Becken und der Kreide sind nicht gefährdet. In Amsdorf und auch in Espenhain hängt die Verwitterung damit zusammen, dass die Zähne in Material zur Ablagerung gekommen sind, welches Markasit enthält. Der Markasit hat sich auch fein verteilt im Fossil abgelagert. Kommt die Fundschicht mit Luftsauerstoff zusammen und ist das Ganze noch feucht setzt die Umwandlung des Markasit in Gips, Rost und Schwefel ein. Das war es dann mit der ganzen Herrlichkeit. Die Zähne aus dem Konglomerat von Amsdorf sind nur unmittelbar nach der Freilegung noch schwarz und sehen dann aus wie gelackt. Soche Zähne müssen nach der Bergung richtig getrocknet werden und halten sich dann auch unbegrenzt, wenn man sie trocken lagert. Aber schon ein paar Tage schlechtes Wetter führen zur Verfärbung. Später kommt es dann zu Gipsausblühungen, die man im Frühstadium noch mit einem Messer abkratzen kann. Später sehen dann die Zähne so aus wie auf dem Bild im Beitrag. Die Schluffzähne werden nur heller, aber halten sich ganz gut, wenn sie trocken gelagert werden.
Besonderer Gruß an Sabine und Hagen.
Wir sollten mal wieder etwas gemeinsam unternehmen.
Hartmut