Fisch frisst Krebs: Ein Anaethalion, der es in sich hat

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Fisch frisst Krebs: Ein Anaethalion, der es in sich hat

Beitrag von Sönke » Freitag 19. Mai 2017, 20:48

Betrifft: https://www.steinkern.de/fossilien-alle ... nhalt.html

Hi Udo,

ein sehr interessanter Bericht, vielen Dank dafür!

Vielleicht regt der Artikel die Leserinnen und Leser dazu an, sich ihren vorhandenen Sammlungsbestand genauestens anzusehen, denn man muss ja schon exakt hinschauen, um diese Besonderheiten zu bemerken. Vielleicht werden noch mehr derartige Funde bekannt, die dann meiner Meinung nach unbedingt - wenigstens im Rahmen des Forums - veröffentlicht werden sollten, wenn nicht sogar (irgendwann im Nachgang) wissenschaftlich.

Inwieweit hat man denn bei den Plattenkalkfossilien einen Überblick über die Nahrungskette? Ist das bisher noch sehr punktuell oder fügt sich da vor dem geistigen Auge des Plattenkalksammlers schon ein recht vollständiges Bild zusammen? Die Frage geht natürlich nicht nur an Udo, sondern an alle Freunde des Solnhofener Plattenkalks.

Viele Grüße
Sönke

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Freakshow
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Re: Fisch frisst Krebs: Ein Anaethalion, der es in sich hat

Beitrag von Freakshow » Dienstag 23. Mai 2017, 18:54

Über dieses Thema gibt es wenig Literatur. Viohl hat mal was gemacht und in jüngerer Zeit Martin Ebert über Ettling. So richtig einen Überblick hat man meines Erachtens noch nicht, da Aspirationsfunde, bzw. Funde mit einem bestimmaren Mageninhalt sind sehr selten sind, gemessen an der Zahl der Gesamtfunde an Fischen und zwar in allen "Wannen" mit Ausnahme von Ettling (was man den Grabungsberichten entnehmen kann).
so richtig zusammengetragen, was es da so alles gibt, hat glaube ich auch noch niemand. Wäre asber in meinen Augen ein sehr spannendes Thema. Vielfach werden solche Besonderheiten aber auch nicht erkannt, da mit sowas einfach nicht gerechnet wird. Beispielsweise hat der Bürgermeister Müller von Solnhofen in seinem Museum mal über einen großen Raubfisch referiert, den er präpariert hatte und "auf" dessen Magenregion als großer Zufall ein Kugelzahngebiss gelegen hat. In Wirklichkeit, da mit Hammer und Meißel rausgeackert, iegt das Gebiss wohl eher im Magen des Räubers.


Ich unterscheide in den klassischen Plattenkalken bei den Fischen zwischen den zu erwartenden Funden, bei denen beispielsweise ein Caturus, ein Besenfisch oder ein Schnabler einen Tharsis, Thrissops oder eine Sprotte "drin" hat, und den Ausreißern.

Zu den Ausreißern gehören dann eben soche Funde wie ein Asthenocormus (vermutlicher Planktonfresser der über 2m erreichen kann) in dessen Magenregion sich Sprotten befinden, oder ein Tharsis, der Sprotten drin hat.

Zur Beurteilung ob es sich um etwas normales handelt oder um einen Ausreißer helfen verschiedene Parameter.
Nemen wir den Lebensraum in der Wassersäule, der lässt sich bei mancher Form von er Anatomie ableiten. Als Beispiel kann man gut einen Thrissops subovatus nehmen. Die ganze Anatomie deutet auf einen schnellen oberflächennahen Jäger hin (http://solnhofen-fossilienatlas.de/foss ... ssilid=508). So kann man in ihm eigentlich nur Fisch erwarten. Alles Andere sollte von Haus aus stutzig machen.

Es gibt auch die Statistik. Bei der Statistik kann man einfach ableiten. 15-20 Caturiden mit Fischen drin und 1 Exemplar mit einem Krebs. Oder 7-8 Anaethalion mit einem Krebs drin und nur einer mit einer Sprotte. Man kann also vermuten , das die Caturiden auf Fische gehen und Anaethalion möglicherweise auf Krebse.

Die Frage die dann kommt ist, wie kommen Fische in einen Planktonfresser, die Sprotten in den Tharsis, ein Krebs in einen Caturiden und eine Sprotte in einen Anaethalion? Handelt es sich um Standartkost, die aber nur selten genommen wird, oder war einfach nichts anderes da, so dass es zu diesen Ausreißern kommt?

Ein spannendes Thema also, dass nicht nur mit möglichen Nahrungsketten zu tun hat, sondern auch mit der Ökologie des damaligen Sedimentationsraums.

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